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Die Stunde des Fremden

Titel: Die Stunde des Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: West Morris L.
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schlaff und trocken. Er öffnete die Vorhänge. Das grelle Sonnenlicht tat seinen Augen weh. Er rasierte sich schnell, zog Badehose und Morgenmantel an und machte sich auf den Weg zum Strand.
    Die Luft war still und erfrischend, und auf den Orangenblättern glitzerte der Tau. Es roch nach Erde, aus der Ferne hörte er Vogelgezwitscher und den dumpfen, rhythmischen Schlag einer Holzfälleraxt.
    Als er aus dem Olivenhain heraus auf den Rasen am oberen Rand der Klippe trat, entdeckte er dort, wo am Tage zuvor der alte Schäfer gesessen hatte, einen Mann, der auf einem Felsen stand. Er trug einen groben Bauernanzug und ein doppelläufiges Schrotgewehr.
    Ashley rief ihm einen Gruß zu.
    »Buon giorno! Was machen Sie da?«
    »Quaglie!« schrie der Mann zurück. »Wachteln!«
    Ashley blieb stehen und sah ihn an. Wachteln wurden im Frühjahr geschossen. Jetzt war Hochsommer, und es gab gar keine mehr.
    »Ist es nicht ein bißchen spät für Wachteln?« rief er.
    Der Bursche hob die Schultern, machte ein paar vage Handbewegungen und wandte sich ab. Für ihn war die Unterhaltung beendet. Ashley zögerte, dann ging er den Weg zum Strand hinunter.
    Der erste Sprung ins Wasser machte ihn hellwach. Er schwamm mit kräftigen Zügen in das tiefe, saphirblaue Wasser hinaus. Das Salz brannte in seinen entzündeten Augen. Er legte sich auf den Rücken, schloß die Augen vor dem grellen Sonnenlicht und ließ sich treiben. Die Sonne trocknete seine Brust, während das morgenfrische Wasser seinen Körper umspülte.
    Allmählich kam er sich wieder rein vor, als ob das Wasser den Schmutz von seinen Gedanken spülen könnte. Es war eine Illusion, selbstverständlich, wie so vieles andere auch, doch gefiel es ihm, sich wenigstens in diesen kurzen, entspannten Augenblicken zwischen dem leeren Himmel und dem Grunde des Meeres daran zu erfreuen. Ein kühler Wind kam auf. Ashley schwamm ans Ufer und frottierte sich ab. Dabei warf er einen Blick nach oben zum Rand der Klippe. Schwarz und bewegungslos stand der Wachteljäger gegen den blauen Himmel, das Gewehr locker im Arm.
    Der Amerikaner warf seinen Morgenrock über und spazierte nachdenklich zum Haus zurück.
    Als er sich angezogen hatte, ging er auf die Terrasse, wo ihm ein Dienstmädchen Kaffee, frische Semmeln und eine Schale mit Früchten servierte. Wie es ihm sagte, frühstückten die anderen in ihren Zimmern. Aus ihren Worten klang eine leise Mißbilligung, daß er den Haushalt allzu früh auf die Beine gebracht hatte.
    Er trank seinen Kaffee aus, rauchte eine Zigarette und beschloß, einen Spaziergang rund um das Grundstück zu machen. Es schien durchaus wahrscheinlich, daß jetzt die letzte Gelegenheit dazu war. Er überquerte den Rasen und folgte dem Pfad, der von der Küste weg den Hügel hinaufführte.
    Der untere Hang war mit Orangen- und Olivenbäumen bestanden, die, als er steiler und der Boden steiniger wurde, von terrassenförmigen Weingärten abgelöst wurden. Noch weiter oben lehnten sich Silos und Lagerhäuser gegen die Mauer, die die Grenze des Besitztums bildete. Als Ashleys Augen der Mauer folgten, entdeckte er mit gelinder Überraschung, daß sie plötzlich auf dem Gipfel einer kleinen Bodenerhöhung endete. Da wurde ihm klar: er hatte die Stelle entdeckt, von der aus Enzo Garofano vor seinen Wagen gestoßen worden war.
    Er beschleunigte seine Schritte. Das war eine wichtige Entdeckung. Wenn er beweisen konnte, daß der Punkt auf Orgagnas Grundstück lag … Vor Schreck sprang er einen Schritt zurück: Unmittelbar vor ihm tauchte ein Mann zwischen den Weinreben auf.
    Es war ein Bauer. Genau wie der andere trug auch er eine Schrotflinte im Arm. Ashley zwang sich zu einem Lächeln und grüßte ihn, wie schon den anderen.
    »Guten Morgen. Sie haben mich ganz schön erschreckt. Was tun Sie denn hier?«
    »Quaglie, Signore«, sagte der Bursche kurz angebunden.
    Ashley schüttelte grinsend den Kopf.
    »Da vertun Sie unnütz Ihre Zeit. Jetzt gibt's keine Wachteln. Der Frühling ist längst vorüber.«
    Der Bauer starrte ihn mit verstockten, feindlichen Augen an.
    »Es gibt immer noch ein paar.«
    »Wie Sie wollen«, sagte Ashley.
    Er steckte die Hände in die Taschen und wollte in Richtung auf die Mauer weitergehen. Der Bauer vertrat ihm den Weg. »Nicht hier lang, Signore.«
    »Warum nicht?«
    »Sie könnten die Vögel vertreiben.«
    »Zum Teufel mit den …«
    Er brach ab. Das Gewehr war auf seine Brust gerichtet. Der Bauer grinste unsicher und leckte seine Lippen. Sein

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