Die Stunde des Jägers - EXOCET
Marineinfanteristen und Fallschirmjäger mit ihnen machen werden, wenn sie erst mal loslegen.«
»Was willst du also sagen? Daß du ihm nicht helfen wirst?«
»Im Gegenteil. Ich bin dafür, ihm genau das zu geben, was er haben möchte, aber man müßte es so hindrehen können, daß es die Militärjunta in Buenos Aires diskreditiert. Wenn wir die Militärs stürzen könnten, könnten vielleicht die Arbeiter die Macht ergreifen, natürlich mit Hilfestellung von uns…«
»Mein Gott«, sagte sie. »Du hast wirklich Phantasie. Du siehst bereits russische Flotteneinheiten in Rio Gallegos, die den südlichen Atlantik kontrollieren!«
»Ja, es wäre eine gute Sache, nicht wahr?«
Er blieb noch eine Weile liegen, und sie streichelte mit der
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Rechten seinen Oberschenkel und Bauch. Plötzlich schob er ihre Hand fort und sagte aufgeregt: »Ich hab’s. Bobst. Er ist wie geschaffen dafür. Wo ist er?« »Ich glaube, er ist diese Woche in London.« »Ruf ihn an. Sag ihm, er soll sofort nach Heathrow fahren und die nächste Maschine nach Paris nehmen. Ich möchte ihn noch vor Mittag hier sehen.«
Sie stieg aus dem Bett und ging zum Telefon, während Below sich zufrieden über seinen Einfall eine neue Zigarette anzündete.
Ralph Bobst war ein Bild von Mann, fast 1,90 Meter groß, mit breiten Schultern und dunklen, über die Ohren zurückgekämmten Haaren. Als Präsident der Bobst Development Corporation spielte er eine wichtige Rolle in der britischen Finanzwelt und war in der Londoner City sehr angesehen.
Jedermann kannte seine Geschichte. Er war Australier und stammte aus einem kleinen Nest in Queensland. Er hatte zwei Jahre bei den australischen Truppen in Korea gedient und war dann in chinesische Kriegsgefangenschaft geraten. Nach seiner Freila ssung zwei Jahre später ging er nach London, wo er beim Immobilienboom der sechziger Jahre seine erste Million machte. Seitdem war er immer reicher geworden und hatte sein Tätigkeitsgebiet ständig erweitert. Inzwischen hatte er seine Finger ebenso im Reedereiwesen wie in der elektronischen Industrie.
Die Medien liebten ihn, und die Presse brachte oft Fotos, die ihn beim Polo, beim Moorhühnerschießen in Schottland, mit Leinwandstars bei einer Filmpremiere oder sogar mit Mitgliedern der Königsfamilie bei Wohltätigkeitsveranstaltungen zeigten.
Kaum zu glauben, daß dieser großzügige und populäre Mann in Wahrheit ein gewisser Viktor Martschuk war, ein Ukrainer, der seine Heimat dreißig Jahre nicht mehr gesehen hatte.
Die Russen unterhalten in der UdSSR eine ganze Reihe von Spionageschulen mit nationalem Charakter – aber nationalem
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Charakter westlicher Prägung. In Glazyna beispielsweise werden künftige Agenten für englischsprachige Länder ausgebildet und arbeiten in einer pseudoenglischen Umgebung, damit sie sich später bei ihrem Einsatz schne ller zurechtfinden.
Der echte Ralph Bobst, ein Waisenkind ohne Verwandte, war aus dem chinesischen Kriegsgefangenenlager nach Glazyna gebracht worden, wo Martschuk ihn studieren konnte wie ein Versuchstier in einem Forschungslabor. Die Russen ließen Martschuk an seiner Stelle in das chinesische Lager in der Mandschurei zurücktransportieren, und dort mußte er wie alle anderen Gefangenen in einer Kohlengrube schuften. Die fünf Soldaten von Bobsts Einheit, die zusammen mit diesem in Gefangenschaft geraten waren, lebten inzwischen alle nicht mehr, so daß kein Mensch den ausgemergelten und krank wirkenden Mann identifizieren konnte, der ein Jahr später entlassen wurde.
Er strotzte jedoch vor Leben, als er sich an diesem Tag kurz vor Mittag reckte, vom Sofa aufstand und ans Fenster von Belows Penthaus trat.
»Interessante Möglichkeiten.«
»Glauben Sie, Sie könnten etwas machen?« fragte Below.
Bobst zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ich möchte mit diesem Garcia reden. Sagen Sie ihm, er soll alles mitbringen, was er über die Exocet-Angelegenheit dabei hat. Dann werden wir sehen.«
»Gut«, antwortete Below. »Ich habe gewußt, daß ich mich auf Sie verlassen kann. Ich werde ihn vom Arbeitszimmer aus anrufen. Bis gleich.«
Er ging hinaus, und Irana brachte frischen Kaffee. Ihr Haar war mit einer schwarzen Samtschleife zurückgebunden, und ihr glatter grauer Rock, die weiße Bluse und die dunklen Seidenstrümpfe unterstrichen ihre Reize.
Bobst faßte sie um die Taille, zog sie an sich und strich über
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ihre Brüste.
»Kümmert
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