Die Stunde des Jägers - EXOCET
vielleicht besser als gewöhnliche Gangster.«
»Gangster, die in der Armee gedient haben, gingen sicher auch. Nach all den Jahren in Algerien müßte es mehr als genug davon geben.«
»Überlassen Sie das mir.«
Bobst zog eine Schublade auf, nahm ein Blatt Papier heraus und reichte es dem anderen. »Außerdem brauche ich die Dinge, die hier aufgeführt sind.«
Below studierte die Liste und zog die Augenbrauen hoch. »Danach zu urteilen, scheinen Sie ja einen Privatkrieg führen zu wollen.«
»So könnte man es ausdrücken.«
In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Juan Garcia kam zurück. Er zitterte vor Aufregung, und seine Augen glänzten. »Um Gottes willen, was ist denn?« fragte Below.
»Meine Herren, wir haben heute den 25. Mai, wissen Sie, was das in Argentinien bedeutet?«
»Keine Ahnung.«
»Es ist unser Nationalfeiertag, und er wird als der Tag in die Geschichte eingehen, an dem wir der britischen Flotte die vernichtendste Niederlage dieses Kriegs beigebracht haben. Es wird gerade im Fernsehen gezeigt, kommen Sie, beeilen Sie sich!« Er drehte sich um und lief hinaus.
In dem Arbeitszimmer am Cavendish Square legte Ferguson mit ernstem Gesicht den roten Hörer auf.
Harry Fox sagte: »Etwas Schlimmes, Sir?«
»Das kann man sagen. Unser Zerstörer Coventry ist von Skyhawks angegriffen worden, als er bei San Carlos Landungs
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fahrzeuge mit Nachschub deckte. Unter Umständen ist er auch von einer Exocet getroffen worden, das wissen wir noch nicht mit Sicherheit. Mindestens zwanzig Tote und viele Verwundete. Er ist gekentert.«
»Mein Gott«, sagte Fox.
»Das ist leider noch nicht alles, Harry. Die Atlantic Conve yor, Sie wissen doch, ein Fünfzehntausend-TonnenContainerschiff, ist ebenfalls ausgeschaltet worden. Zwei Exocettreffer definitiv bestätigt.« Er schüttelte den Kopf. »Wegen ihrer Größe auf dem Radarschirm haben sie sie wahrscheinlich für einen der Flugzeugträger gehalten.«
Eine Weile waren nur die gedämpften Verkehrsgeräusche zu hören, die vom Platz heraufdrangen. Dann sagte Fox: »Was machen wir nun, Sir?«
»Ich denke, das liegt auf der Hand«, erwiderte Ferguson. »Sie nicht?«
Als er an diesem Tag zum zweitenmal an die Tür der Wohnung in Kensington Place Gardens klopfte, mußte er einige Minuten warten, ehe langsam Schritte näherkamen und die Tür bei vorgelegter Kette geöffnet wurde.
Gabrielle schaute hinaus. Sie starrte ihn einen langen Moment an, machte dann auf und führte ihn ins Wohnzimmer. Sie trug den alten Bademantel und sah mit ihren unfrisierten Haaren und geschwollenen Augen einigermaßen mitgenommen aus.
»Haben Sie es gehört?« fragte Ferguson leise.
Sie nickte. »Ja.«
»Und?«
Sie holte tief Luft und verschränkte die Arme. »Wann soll ich fahren?«
»Ich denke, gleich morgen. Sie haben doch noch die Wohnung in der Avenue Victor Hugo?«
»Ja.«
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»Gut. Warten Sie dort. Unser Mann in Paris wird Ihnen sagen, was Sie tun sollen, und notfalls kann Harry binnen zwei Stunden da sein. Da wäre aber noch etwas…«
Sie sah jetzt unsäglich müde aus. »Was denn?«
»Sie brauchen jemanden zu Ihrer Unterstützung. Jemanden, den, der hundertprozentig zuverlässig ist, so daß Sie Hilfe haben, wenn Sie in Schwierigkeiten kommen.«
Es war, als wüßte sie, was nun kam. Ihre Augen weit eten sich vor Schreck oder gar Entsetzen. »Sie haben Tony zurückbeordert?«
»Ja. Er müßte in sechsunddreißig Stunden dort weg sein.«
Sie schüttelte hilflos den Kopf. »Ich würde Sie am liebsten umbringen, Ferguson. Ich wünschte wirklich, Sie wären tot, was ich in meinem Leben noch nie von jemandem gewünscht habe. Sehen Sie denn nicht, was Sie aus mir gemacht haben? Sie und Ihresgleichen beschmutzen alles, was Sie anfassen.«
»Harry wird die nötigen Reisevorbereitungen treffen«, sagte er. »Er hält die Verbindung mit Ihnen. Nehmen Sie ein paar Pillen und schlafen Sie aus. Danach wird es Ihnen besser gehen.«
Als sie das Haus verließen, hatte es angefangen zu regnen. Ferguson blieb stehen, um sich den Mantel zuzuknöpfen, und Fox sagte: »Kann sie es überhaupt schaffen, Sir? Wir erwarten sehr viel von ihr, ich meine vor allem, wo sie doch unsterblich in Montera verliebt ist.«
»Ja, eine pikante Situation«, sagte Ferguson. »Aber wir haben keine andere Wahl, stimmt’s?« Er sah hinauf in den Regen und schlug den Mantelkragen hoch, ehe er
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