Die Stunde des Jägers - EXOCET
wollen Sie?«
»Mit Ihnen reden.«
»Aber ich nicht mit Ihnen. Verschwinden Sie!«
Sie wollte zumachen, aber er stellte seinen Fuß dazw ischen. »Nicht einmal über Raul Montera?«
Sie starrte ihn ausdruckslos an, nahm dann die Kette ab und drehte sich um. Ferguson folgte ihr, und Fox schloß hinter ihnen die Tür.
Sie trat an den Kamin und zündete sich eine ihrer seltenen Zigaretten an. »Nun! Schießen Sie los.«
Sie sah in ihrem Zorn, mit ihren haßerfüllten Augen einfach hinreißend aus, und Ferguson beschloß, auf Präliminarien zu verzichten.
»Raul Montera kommt morgen nach Paris, um mit einem Mann namens Ralph Bobst zusammenzuarbeiten. Die argentinische Regierung glaubt, dieser Bobst könne ihr eine Reihe von Exocet-Raketen beschaffen. Ich muß herausfinden, was sie vorhaben, und sie daran hindern. Ich möchte, daß Sie nach Paris fliegen, Kontakt mit Montera aufnehmen und alles tun, was nötig ist, damit wir ihnen das Handwerk legen können.«
»Sie haben wohl den Verstand verloren. Ich werde nie wieder für Sie arbeiten, nie wieder, kapiert?«
»Es ist Ihre Pflicht. Sie sind immer noch britische Staatsbürgerin.«
»Ich bin aber auch Französin. Ich habe also eine neutrale Stellung.«
»Sie machen sich was vor«, sagte er ruhig. »Ihr Halbbruder, Leutnant Richard Brindsley, dient als Hubschrauberpilot auf
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HMS Invincible, wie Sie genau wissen.«
»Hören Sie auf!« sagte sie verzweifelt. »Ich werde nicht zuhören.«
»Er ist bei der Achthundertzwanzigsten Staffel«, fuhr Ferguson unbarmherzig fort. »Bei derselben Staffel wie Prinz Andrew. Ich darf Ihnen vielleicht sagen, was eine seiner unangenehmeren Pflichten ist. Die Hubschrauber werden oft als Köder für Exocet-Raketen eingesetzt. Prinz Andrew und Ihr Bruder und ihre Kameraden handeln in dem Glauben, eine Exocet könne höchstens neun Meter über dem Meeresspiegel fliegen. Deshalb schweben sie etwas höher, bieten ein gutes Radarziel und schützen so den Flugzeugträger. Sie haben Anweisung, im letztmöglichen Augenblick blitzschnell nach oben zu steigen, damit die Rakete unter ihnen vorbeisaust. Le ider haben wir herausbekommen, daß Exocets diese Flughöhe dann und wann überschreiten. Ich verzichte darauf, noch deutlicher zu werden.«
Sie war vor Wut und Angst fast außer sich. »Ich hörte sowieso nicht zu. Lassen Sie mich endlich in Ruhe.«
»Und nun zu Ihrem Freund, Senor Raul Montera. Ein tollkühner Narr, wenn mir je einer begegnet ist, aber in diesem Krieg ist er unser Feind, Gabrielle, machen Sie sich da bitte keine Illusionen. Ein Mann, der mit seiner Skyhawk nicht weniger als zwölfmal eine Bombenlast von mehr als zwei Tonnen über unseren Schiffen ausgeklinkt hat. Ich möchte wissen, welche Fregatte auf sein Konto geht.«
Sie wandte sich ab. Ferguson nickte Fox zu und ging hinaus. Fox schloß die Tür und fand ihn mit plötzlich grau gewordenem Gesicht im Fahrstuhl.
»Ich sagte Ihnen doch, es sei Zeitverschwendung.«
»Quatsch«, fuhr Ferguson ihn an. »Sie wird es tun.« Während der Lift abwärts glitt, sagte er: »Sie wird jemanden zu ihrer Unterstützung brauchen, Harry. Jemanden, der absolut zuverlässig ist und vor nichts zurückschreckt. Wissen Sie, wo Tony
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jetzt ist?«
»Er operiert mit dem SAS irgendwo auf den Falklandinseln hinter den argentinischen Linien.«
»Stimmt. Ich dachte, ich würde ihn vielleicht brauchen, und habe deshalb einen dringenden Funkspruch veranlaßt. Ich möchte, daß er dort rausgeholt und von einem U-Boot nach Uruguay gebracht wird. Der Flug von Montevideo nach Paris dauert nur vierzehn Stunden. Unsere Leute in der Botschaft in Montevideo können die notwendigen Papiere vorbereiten.«
Sie verließen das Haus und gingen zum Wagen. Ferguson schloß: »Harry, ersparen Sie sich die Mühe, ich weiß, was Sie sagen wollen. Ich bin der abgebrühteste Schuft aller Zeiten.«
Below und Garcia saßen mit Bobst im Arbeitszimmer von dessen Wohnung in der Rue de Rivoli und warteten, bis Wanda mit dem Kaffee-Einschenken fertig war.
»Danke«, sagte Bobst zu ihr. »Nimm bitte die geschäftlichen Anrufe vom Londoner Büro entgegen und sag Yanni, er soll sich bereithalten. Ich werde ihn vielleicht brauchen.«
Sie ging hinaus, und er sagte zu Garcia: »Oberst Montera kommt also morgen? Ich hoffe, Sie haben mir das Dossier über ihn mitgebracht, um das ich Sie gebeten habe? Ich wüßte zu gern,
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