Die Stunde des Jägers - EXOCET
persönlich?«
»Ich habe ihn bei Cocktailparties an der Universität kennengelernt und ein paar unverbindliche Worte mit ihm gewechselt, mehr nicht. Er ist recht beliebt. Witwer; seine Frau, starb, ehe er in den Westen floh. Es besteht natürlich die Möglichkeit, daß er in diese Sache verwickelt ist.«
»Ja, und wenn Schweine Flügel hätten…«, warf McGuiness knapp hin. »Die Tatsache, daß er ausgerechnet nach Irland übergelaufen ist, riecht nur zu sehr nach Zufall. Wetten, daß er unseren Mann kennt? Warum schnappen wir ihn eigentlich nicht und quetschen es aus ihm heraus?«
»Manche Männer lassen sich nicht ausquetschen«, entgegnete
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Fox.
»Da hat er recht«, meinte Devlin. »Versuchen wir es erst einmal auf die sanfte Tour.«
»Meinetwegen«, sagte McGuiness. »Ich lasse ihn rund um die Uhr überwachen und Michael Murphy die Verantwortung übernehmen. Von nun an kann er nicht mal mehr aufs Klo, ohne daß wir Bescheid wissen.«
Devlin warf Fox einen Blick zu. »Recht so?«
»Ja«, gab Fox zurück.
»Gut.« McGuiness knöpfte seinen Regenmantel zu. »Ich ziehe wieder los. Billy bleibt zurück und paßt auf Sie auf, Captain.« Er öffnete die Terrassentür. »Halte deinen Rücken gedeckt, Liam.« Dann war er verschwunden.
Ferguson saß im Bett, als Fox anrief, arbeitete sich durch einen Aktenberg, bereitete sich auf eine Sitzung des Verteidigungskomitees am nächsten Tag vor. Was Fox zu sagen hatte, hörte er sich geduldig an. »So weit, so gut, Harry, soviel ich sehe. Lewin verbrachte den ganzen Tag im Direktorat und sah sich alles an, was dort vorliegt. Ergebnis: Null.«
»Es ist lange her, Sir. Cuchulain hat sich seither vie lleicht sehr verändert, und nicht nur, weil er älter geworden ist. Zum Beispiel könnte er jetzt einen Bart tragen.«
»Negatives Denken, Harry. Ich setze Lewin in die Morge nmaschine nach Dublin, aber Devlin wird ihn dort übernehmen müssen. Ich brauche Sie nämlich hier.«
»Aus einem bestimmten Grund, Sir?«
»Hat vorwiegend mit dem Vatikan zu tun. Es sieht in der Tat langsam so aus, als käme der Papst doch nicht. Er hat allerdings Kardinäle aus Argentinien und Großbritannien zu einer Besprechung eingeladen.«
»Der Besuch könnte also immer noch stattfinden?«
»Unter Umständen ja, aber von unserem Standpunkt aus ge
sehen ist es interessanter, daß der Krieg weitergeht und die
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Argentinier Gerüchten zufolge versuchen, sich diese verdammten Exocet- Raketen in Europa auf dem Schwarzmarkt zu beschaffen. Harry, ich brauche Sie. Nehmen Sie den nächstverfügbaren Flug. Ach ja, und eine hochinteressante Entwicklung. Erinnern Sie sich noch an Tanja Woroninowa?«
»Selbstverständlich, Sir.«
»Sie ist in Paris und gibt eine Reihe von Konzerten. Ist es nicht faszinierend, daß sie ausgerechnet in diesem Moment auftaucht?«
»Meinen Sie das, was Jung als Synchronizität bezeichnet?«
»Jung, Harry? Was schwatzen Sie da?«
»C. G. Jung, Sir. Berühmter Schweizer Psychoanalytiker. Prägte den Begriff, um zeitgleiche Ereignisse zu bezeichnen, die auf eine tieferliegende Motivation zurückzuführen sind.«
»Gut, Sie waren in Irland, Harry. Aber das ist kein Grund, sich zu benehmen, als wären Sie nicht ganz gescheit«, sagte Ferguson gereizt.
Er legte auf, blieb nachdenklich sitzen, stand dann auf, zog seinen Schlafrock an und ging hinaus. Er klopfte an die Tür des Gästezimmers und trat ein. Lewin saß in einem von Fergusons Schlafanzügen im Bett und las ein Buch.
Ferguson setzte sich auf die Bettkante. »Nachdem Sie sich so viele Bilder angesehen haben, dachte ich, Sie seien müde.«
Lewin lächelte. »Wenn Sie erst einmal in meinem Alter sind, Brigadier, will der Schlaf nicht so leicht kommen, und die Erinnerungen drängen sich auf. Man fragt sich, worum es eigentlich ging.«
Ferguson erwärmte sich für den Mann. »Geht es uns nicht allen so? Sagen Sie, wie war’s mit einem kleinen Ausflug nach Dublin mit der Frühmaschine?«
»Soll ich mich mit Captain Fox treffen?«
»Nein, der kommt hierher zurück, aber ein Freund von mir,
Professor Liam Devlin vom Trinity-College, wird sich um Sie
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kümmern und Ihnen wahrscheinlich Bilder zeigen, die unsere Freunde von der IRA zur Verfügung stellen. Aus naheliege nden Gründen darf ich die natürlich nicht sehen.«
Der alte Russe schüttelte den Kopf. »Sagen Sie, Brigadier, fand der letzte aller Kriege 1945 ein Ende, oder
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