Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Löwen

Die Stunde des Löwen

Titel: Die Stunde des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Köhl
Vom Netzwerk:
Spruch, den ihm seine Traumfee Liliana Bode ins Ohr gesäuselt hatte. Mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen und in der Hoffnung, wenigstens ein paar Kekse zu finden, öffnete er das Hängeschränkchen über der Arbeitsplatte. Doch auf den Regalböden befanden sich nur eine angebrochene Packung Mehl und eine Dose mit geschälten Tomaten. Nachdem er die Klappe des Schränkchens wieder geschlossen hatte, fiel sein Blick auf die Spüle. Und hätte er in diesem Moment etwas in der Hand gehalten, hätte er es garantiert fallen gelassen.
    Auf der Edelstahlablage standen zwei benutzte Garfieldtassen, die er mit Sicherheit nicht dorthin gestellt hatte.

SIEBEN
    Ob er ihnen etwas zu trinken anbieten dürfe, erkundigte sich Edgar Rosen, als sie auf einer Sitzgruppe aus hellem Leder Platz nahmen. Mannfeld löste ihren Blick von den an den Wänden hängenden Schwarz-Weiß-Fotografien und lehnte dankend ab.
    Â»Mich wundert es, dass die Polizei zu mir kommt«, sagte Rosen und zupfte sich einen Fussel vom Revers seines kastanienbraunen Jacketts.
    Â»Was genau wundert Sie daran?«, fragte Born und beugte sich im Sessel ein Stück nach vorne.
    Â»Ich dachte, dass ich zu Ihnen ins Präsidium kommen müsste.«
    Rosen vermutete offenbar, dass ihre Anwesenheit dazu diente, ihn zum Verschwinden seiner Frau zu befragen. Anscheinend ahnte er noch nicht, dass man die Vermisste aller Wahrscheinlichkeit nach schon gefunden hatte.
    Â»Wann haben Sie das Verschwinden Ihrer Frau bemerkt?«, sagte Born, ohne auf die Bemerkung einzugehen.
    Â»Gestern Abend bin ich spät nach Hause gekommen. Ich war auf Geschäftsreise. Nachmittags mit dem Flieger nach Berlin und noch am selben Abend zurück. Vom Flughafen habe ich mir um kurz nach elf ein Taxi genommen. Das mache ich immer, wenn’s spät wird. Und zu Hause bin ich gleich ins Bett. Marthas Verschwinden bemerkte ich erst heute Morgen. Als ich an ihre Schlafzimmertür klopfte und feststellte, dass das Bett unbenutzt war.«
    Â»Können Sie uns bitte ein Foto Ihrer Frau zeigen?«
    Rosen nickte und holte eine von einem Silberrahmen umfasste Fotografie von seinem Schreibtisch. Auf der Aufnahme waren lediglich das Gesicht von Rosens Ehefrau und ein Teil ihres Halses zu sehen. Strahlend blaue Augen blickten in die Kamera, der Mund war zu einem schelmischen Lächeln verzogen. Zweifellos bestand eine große Ähnlichkeit zur Physiognomie der Toten.
    Â»Selbstverständlich mache ich mir große Sorgen. Martha ist noch nie einfach so weggegangen, ohne vorher Bescheid zu sagen. Was werden Sie denn unternehmen, um sie zu finden?«
    Â»Leider müssen wir Ihnen zunächst etwas mitteilen«, schaltete sich Mannfeld ins Gespräch ein. »Und Sie sollten sich diesbezüglich auf das Schlimmste gefasst machen. Heute Morgen ist eine Frau tot aufgefunden worden. Sie wurde ermordet und führte keine Ausweispapiere mit sich.«
    Â»Martha verlässt nie ohne … sagten Sie gerade ›ermordet‹?«
    Mannfeld nickte und blickte Rosen fest in die Augen. »Um Gewissheit zu bekommen, ob es sich bei der betreffenden Person um Ihre Ehefrau handelt, möchten wir Sie bitten, uns in die Rechtsmedizin zu begleiten.«
    Â»Um die Tote zu identifizieren?«
    Â»Ja. Fühlen Sie sich momentan dazu in der Lage?«
    Im Institut für Rechtsmedizin wurden sie bereits von einer mit einem grünen Kittel bekleideten Assistenzärztin erwartet, die sie ins Untergeschoss zum großen Sektionssaal geleitete. Nach einer knappen und nüchternen Begrüßung öffnete Professor Bloch das Kühlfach. Der Metallschlitten mit dem Leichnam glitt aus der Box. Rosen nickte benommen, als das grüne Tuch über dem Kopf der Toten zurückgeschlagen wurde. Wenig später standen sie wieder vor dem Sektionsraum.
    Â»Haben Sie jemanden, den Sie anrufen können?«, erkundigte sich Mannfeld und berührte Rosen sanft am Ellbogen. »Einen Freund oder einen Angehörigen, der Ihnen Gesellschaft leisten kann?«
    Den Blick auf das hell getünchte Ende des Flurs gerichtet, bejahte Rosen.
    Â»Wir können Ihnen auch psychologische Hilfe anbieten.«
    Â»Danke. Aber ich denke, ich komme erst einmal so zurecht«, entgegnete Rosen. »Sagen Sie, die Verletzung … die Verletzung an Marthas Kopf … bedeutet das, dass sie erschlagen wurde?«
    Â»Die Vermutung liegt nahe. Die Todesursache wird aber

Weitere Kostenlose Bücher