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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Schmollwinkel zurückgezogen. Was jammerschade war, denn es war ein herrlicher Tag. Kein Wölkchen am Himmel, die Granitfassaden glitzerten in der Sonne. Überall fröhliche, lächelnde Menschen, die Hand in Hand spazieren gingen und das schöne Wetter genossen, solange es anhielt. Die Kälte und der Dauerregen würden die Stadt früh genug wieder im Griff haben.
    Rennie lenkte den Wagen schwungvoll in die Bedford Road und bog gleich wieder links ab, nach Powis hinein. Vorbei an einer kleinen Ladenzeile mit Maschendraht vor den Schaufenstern und Graffiti an den Wänden, und weiter in eine langgezogene Ringstraße mit zweistöckigen Mietshäusern auf beiden Seiten. Sie fanden Rosies Adresse inmitten einer Reihe von Häusern mit vernagelten Fenstern, vor denen ein gelber Lieferwagen der Stadt parkte. Aus dem Treppenhaus des Nachbarblocks drang Baulärm durch die offene Tür. Rennie parkte direkt vor dem Haus.
    »Okay«, sagte Steel, fischte eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche, befingerte sie und steckte sie unverrichteter Dinge wieder ein. »Was wissen wir über die nächsten Verwandten?«
    »Zwei Kinder, kein Ehemann. Laut Auskunft der Sitte war sie derzeit mit einem gewissen Jamie McKinnon zusammen«, sagte die Betreuungsbeamtin. »Ob er ihr Freund oder ihr Zuhälter ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Vielleicht ein bisschen von beidem.«
    »Ach, was Sie nicht sagen. Der kleine Jamie McKinnon? ›Lustknabe‹ wäre wohl das treffende Wort – sie muss doppelt so alt sein wie er!« Steel zog geräuschvoll die Nase hoch und kaute eine Weile nachdenklich vor sich hin. »Also, auf geht’s«, sagte sie schließlich. »Die Arbeit erledigt sich schließlich nicht von allein.«
    Sie ließen DC Rennie zurück; er sollte auf den Wagen aufpassen und versuchen, nicht allzu sehr wie ein Polizist in Zivil auszusehen, was ihm gründlich misslang. Rosies Wohnung war im ersten Stock. Das Treppenhaus hatte ein Fenster, aber irgendjemand hatte einen auseinandergefalteten Pappkarton draufgeknallt und mit Klebeband befestigt, sodass der Flur im Halbdunkel lag. Die Wohnungstür war schmucklos und grau, und durch den in rostiges Metall eingefassten Spion fiel ein schwacher Lichtschein aus der Wohnung in den düsteren Hausflur. DI Steel holte tief Luft und klopfte.
    Keine Reaktion.
    Sie versuchte es erneut, lauter diesmal, und Logan hätte schwören können, dass er hörte, wie auf der anderen Seite irgendetwas vor die Tür geschleift wurde. Steel klopfte ein drittes Mal. Da erlosch das Licht im Guckloch. »Komm schon, Jamie, wir wissen, dass du da drin bist. Lass uns rein, okay?«
    Eine kurze Pause, und dann sagte eine hohe Stimme: »Verpisst euch. Wir können keine Polizistenschweine hier drin gebrauchen.«
    DI Steel versuchte durch den Spion zu lugen. »Jamie? Komm schon, hör jetzt auf mit dem Scheiß. Wir müssen mit dir über Rosie reden. Es ist wichtig.«
    Wieder eine Pause. »Was ist mit ihr?«
    »Na, nun mach schon die Tür auf, Jamie.«
    »Nein. Verpisst euch.«
    Steel fuhr sich entnervt mit der Hand über die Stirn. »Sie ist tot, Jamie. Es tut mir leid. Rosie ist tot. Du musst ins Leichenschauhaus kommen, um sie zu identifizieren.«
    Diesmal dehnte sich das Schweigen merklich länger aus als zuvor. Und dann hörten sie, wie etwas von der Tür weggezogen wurde, wie eine Kette ausgehängt, ein Riegel zurückgeschoben und ein Schlüssel umgedreht wurde. Als die Tür aufging, starrten sie auf einen hässlichen Jungen in einem veralteten FC-Aberdeen-Trikot, zerrissenen Jeans und riesigen, im Hip-Hop-Stil geschnürten Turnschuhen. Seine Haare waren zu einer Topffrisur geschnitten und an den Seiten rasiert. Hinter ihm stand ein klappriger Esszimmerstuhl. Er konnte nicht viel älter als sieben sein.
    »Was soll das heißen, sie ist tot?« Argwohn malte sich in seinen groben Gesichtszügen.
    Steel sah auf das Kind hinunter. »Ist dein Papa zu Hause?«
    Das Kind feixte. »Jamie ist nicht mein Papa, der ist bloß irgend so ’n Penner, mit dem Mama ins Bett geht. Sie hat ihn schon vor Wochen rausgeschmissen. Woher soll ich wissen, wer mein Papa ist, wenn Mama selbst keinen blassen Schimmer hat …« Er brach ab und betrachtete die drei Gestalten, die vor ihm auf der Matte standen. »Ist sie echt tot?«
    Steel nickte. »Tut mir leid, Junge; du hättest es nicht auf diese Weise erfahren sollen …«
    Der Kleine holte tief Luft, biss sich auf die Unterlippe und sagte schließlich: »Na ja. Dumm gelaufen.« Er wollte ihnen

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