Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
verdammte Team hockt da rum wie bestellt und nicht abgeholt und wartet auf Anweisungen.« Logan stöhnte – er ahnte schon, was jetzt kommen würde. »Ich« , fuhr Steel fort, »bin ja mit unserem kleinen Wonneproppen da drin und seinem Kumpel beschäftigt, deshalb kann ich unmöglich die ganze Nacht da draußen rumhängen und darauf hoffen, dass vielleicht irgendein unterbelichteter Arsch auf die Idee kommt, mit uns ›Fang die Nutte‹ zu spielen. Die Operation Aschenputtel war Ihre Idee, also kümmern Sie sich gefälligst darum.« Sie deutete mit einer herrischen Geste zur Treppe. »Und wenn Sie den Shore-Lane-Stalker schnappen, warten Sie mit der Festnahme nur ja, bis ich da bin. Ich brauche die Fleißpunkte.« Dann drehte sie sich um, verschwand im Vernehmungsraum und machte die Tür hinter sich zu.
Die Operation Aschenputtel lief inzwischen schon lange genug, um den Reiz des Neuen eingebüßt zu haben. Die hohen Herrschaften hielten es nicht mehr für nötig, zu den Einsatzbesprechungen zu erscheinen, und das mittlere Management tat es ihnen gleich, sodass nur noch DS Logan McRae und eine Schar gelangweilter Polizistinnen und Polizisten übrig blieben. Es war die vorletzte Nacht, in der sie das volle Kontingent an Beamten zur Verfügung hatten, und mit dem morgigen Tag lief ihre fünftägige Bewährungsfrist aus. Die Operation würde nicht abgebrochen werden – die Gefahr eines PR-Desasters, wenn wieder eine Frau verschwinden sollte, war einfach zu groß. Allerdings würde von Sonntagnacht an das Personal erheblich reduziert werden. Gerade genug, um die Sache zum Schein auf kleiner Flamme weiterköcheln zu lassen, mit möglichst geringen Auswirkungen auf das Überstundenkonto.
Logan hielt seinem Team die übliche Ansprache, wobei er auf Steels »Wir wissen gar nicht, wie Mistbauen geht«-Ritual verzichtete. Da sie heute Abend nicht das Kommando hatte, nahm Logan ein paar Änderungen vor: Für WPC Menzies und WPC Davidson, ihre Aufpasser sowie eine Minimalbesetzung an den Überwachungsmonitoren blieb alles wie gewohnt; alle anderen sollten ihre Zivilklamotten anziehen und die Straßen abklappern. Die Prostituierten ansprechen; herausfinden, ob vielleicht in den letzten Tagen eine nicht zur Arbeit erschienen war. Ob irgendeine vermisst wurde. Es sah so aus, als arbeitete der Täter mehr oder weniger in einem Vier-Tage-Rhythmus, und das bedeutete, dass er sich inzwischen wahrscheinlich die Nächste geschnappt hatte. Und obwohl es eigentlich kompletter Käse war, sollten sich alle noch einmal Dr. Bushels halbgares psychologisches Täterprofil durchlesen. Vielleicht hatte ja eines der Mädchen oder einer ihrer Zuhälter zufällig jemanden gesehen beziehungsweise mit einem gevögelt, auf den die vage Beschreibung des Doktors passte.
Sie parkten den CID-Einsatzwagen an der gewohnten Stelle unten am Hafen – nur dass diesmal Rennie am Steuer sitzen musste, während Logan es sich auf dem Beifahrersitz bequem machte. Wenn hier heute Nacht jemand ein bisschen Schlaf bekäme – und dass es so sein würde, war für Logan beschlossene Sache –, dann er und niemand sonst. Vorgesetzte genossen schließlich gewisse Privilegien, wie DI Steel zu sagen pflegte. Sie waren noch nicht lange auf ihrem Posten, als die Welt vor Logans Augen im Zeitlupenrhythmus zu verschwinden und wieder aufzutauchen begann. Mit jedem Mal blieben seine Augenlider ein bisschen länger unten, bis ihm schließlich das Kinn auf die Brust sank.
Die Nacht zog als Folge nebelhafter Eindrücke an ihm vorüber; Menschen kamen und gingen, doch Logan erkannte keinen von ihnen. Im Auto war es kalt und ungemütlich, und Rennie schwafelte unermüdlich über die zehn besten Folgen von Coronation Street . Als Logan endlich in seine Wohnung zurückkam, hatte er gerade noch die Kraft, sich auszuziehen und in das leere Bett zu fallen. »Schlafen, schlafen, schlafen …« Dunkelheit. Dann eine zarte Hand an seiner Schulter, die Wärme eines nackten Körpers, der sich an ihn schmiegte. Zärtliche Lippen liebkosten seinen Hals, eine Hand malte träge Kreise um die Narben auf seinem Bauch. Jetzt ging es eine Etage tiefer, die Küsse wurden leidenschaftlicher – und dann war sie auf ihm, ihre üppigen Locken ergossen sich über sein Gesicht, seine Brust, Seufzen und Stöhnen erfüllten die Luft – bis Jackie sich neben ihm im Bett aufsetzte und fragte, was das denn für ein Lärm sei. Klick , die Nachttischlampe ging an und zeigte Rachael Tulloch in ihrer ganzen
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