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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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gesprächig. Eine braune Mappe lag vor Steel auf dem Tisch. Logan nahm sie und blätterte sie durch, während Steel ihren stummen Zermürbungskrieg fortsetzte.
    Laut Akte war der Verdächtige als Greg Campbell aus Edinburgh identifiziert worden. Viel lag über ihn nicht vor: Als junger Bursche hatte er eine Zeit lang im selben Jugendgefängnis wie Chib gesessen; danach war er durch gelegentliche Einbrüche aufgefallen und hatte in den Hafenkneipen von Edinburgh gestohlene Autoradios verhökert, und mit siebzehn hatte er bei einer Prügelei im Pub einen Kontrahenten mit einem zerbrochenen Bierglas attackiert. Aber seitdem war er relativ sauber geblieben. Oder jedenfalls hatte er sich nicht mehr erwischen lassen, was natürlich etwas ganz anderes war. Wenn Greg sich mit Chib herumtrieb, dann arbeitete er für Malk the Knife. Und Malkie engagierte keine Chorknaben. Außer, wenn er glaubte, sie an »anspruchsvolle« Priester vermieten zu können.
    Plötzlich schnellte DI Steel nach vorn und ließ die Hände mit solcher Wucht auf die Tischplatte krachen, dass der ganze Tisch einen Satz machte. Aber Greg Campbell zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er blieb reglos sitzen und starrte weiter mit diesem verhangenen, abwesenden Blick ins Leere. »Jetzt reicht’s!« Steel fuchtelte mit dem Finger vor Gregs Gesicht herum. »Sie wollen nicht reden? Schön.« Sie wandte sich um und funkelte die gelangweilte Polizistin in der Ecke an. »Constable, schaffen Sie diesen Haufen Scheiße runter in den Zellentrakt. Als Anklagepunkte können Sie eintragen: Körperverletzung, Drogenbesitz und -handel … Aussehen wie ein Kinderschänder.«
    Zum ersten Mal war in Greg Campbells Gesicht der Anflug einer Gefühlsregung zu sehen. »Ich bin kein Kinderschänder.«
    »Ich werd zum Elch!« Steel nahm eine theatralische Pose ein. »Das Ding redet!«
    »Ich bin kein Kinderschänder.« Seine Stimme war leise und sanft, weder drohend noch erregt – eine schlichte, sachliche Feststellung.
    »Klar sind Sie das. Lange Haare und Schnauzer – da weiß doch jeder, dass er’s mit einem Kinderschänder zu tun hat.« Steel beugte sich über den Tisch, bis ihr Gesicht nur noch Zentimeter von seinem entfernt war. »Sind Sie deswegen hier? Hm? Mal eben rauf nach Aberdeen, um ein bisschen Ihren kranken Gelüsten zu frönen? Ein paar Kids mit Crack süchtig machen, damit sie sich Ihrem perversen Willen fügen?« Sie zwinkerte ihm zu. »Na, komm schon, Greggie, der guten Tante Roberta kannst du’s doch erzählen. Was haben Sie hier verloren?«
    Greg holte tief Luft, schloss die Augen und sagte: »Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich bin bereit, der Polizei zu helfen.« Dann setzte er wieder seinen benebelten Blick auf, und sosehr Steel sich auch bemühte, sie konnte ihm kein weiteres Wort entlocken. Schließlich gab sie auf und befahl der Polizistin, ihn in die Zelle zu bringen.
    Kaum hatte Greg Campbell den Raum verlassen, da ging Steel auch schon hoch wie eine Rakete: Fluchend und schimpfend riss sie Logan die Aktenmappe aus der Hand und feuerte sie an die Wand, dass die Blätter wild durch das nach Schweiß stinkende Zimmer flatterten. Logan verschränkte nur die Arme vor der Brust, hockte sich auf die Tischkante und wartete, bis der Sturm vorüber war. Endlich ging Steel die Puste aus, die Flut von Obszönitäten schwoll ab und versiegte schließlich ganz. »Mann«, seufzte sie, während sie sich auf einen der Plastikstühle fallen ließ, »das hab ich jetzt gebraucht – dieser kleine Scheißer hat mich ganz kirre gemacht. Und wenn ich nicht bald was zu rauchen kriege, kipp ich um.« Sie zog eine Schachtel aus der Tasche und steckte sich eine an, wobei sie dem großen Rauchverbotsschild neben der Tür den Stinkefinger zeigte. Dann fiel ihr Blick auf das kleine rote Lämpchen an der Videokamera, und sie fluchte erneut, während sie auf die Stopptaste haute. »Mist. Jetzt muss ich an dem Band rummachen, um das Beweismaterial zu vernichten. Rauchen am Arbeitsplatz – was würde da unser Gesundheitsminister sagen?« Sie rieb sich müde das Gesicht und schob die schlaffe Haut hin und her.
    »Sie haben also aus unserem stillen Freund nichts rausgekriegt?«
    Steel lachte – ein schroffes Bellen, das auf nikotinschwarzen Schwingen daherkam. »Dieser kleine Gefühlsausbruch, den Sie miterlebt haben, war so ziemlich das Einzige, was er die ganze Nacht von sich gegeben hat. Ich hab schon fast geglaubt, der Kerl ist stumm.«
    »Aber mit dieser

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