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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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nackt auf dem Rücken lag – die Beine weit gespreizt, die blasse Haut mit violetten und gelblichen Blutergüssen übersät, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit angeschwollen und blutüberströmt, die Arme über dem Kopf zusammengebunden und mit einem großen Bohrhaken an der Wand befestigt – keine Flecken hinterließ.
    Sie bewegte sich nicht.
    Hinter sich hörte er ein schlurfendes Geräusch, und jemand – vemutlich Rennie – sog zischend die Luft ein. Dann sagte Dunbar: »Es … es geht mir wirklich nicht gut …«
    Logan packte ihn am Kragen und stieß ihn so heftig zurück, dass der Mann mit dem Rücken gegen die unverputzte Backsteinwand krachte. »Du krankes, perverses Stück Scheiße!« Dunbars Augen weiteten sich, die nackte Angst blitzte darin auf, und Logan erstarrte in der Bewegung. Er ließ das Hemd des Mannes los und wich zurück. Dunbar war es nicht wert. Er war es nicht wert … Aber Logan hatte wirklich ernsthaft Lust, ihm sämtliche Knochen im Leib zu brechen.
    Zitternd vor mühsam unterdrückter Wut wandte er sich ab und ging vorsichtig, Schritt für Schritt über die Folie auf den übel zugerichteten Frauenkörper zu. Die glatte Plastikbahn rutschte immer wieder unter seinen Füßen weg, und er musste aufpassen, dass er keine Spuren zertrampelte. Als erster Beamter am Tatort lag es in seiner Verantwortung, sich davon zu überzeugen, dass das Opfer keine ärztliche Hilfe brauchte, auch wenn es in diesem Fall verdammt offensichtlich war, dass das Opfer tot war. Herr im Himmel, sie sah aus, als wäre sie von einem Mähdrescher erfasst worden. Kein Quadratzentimeter an ihrem ganzen Körper, der nicht mit Prellungen oder Quetschungen bedeckt war. Vielleicht wäre es ja doch keine so schlechte Idee, Michael Dunbar die Treppe runterfallen zu lassen. Mit grimmiger Miene streifte Logan sich ein neues Paar Latexhandschuhe über und ließ sich neben der Leiche in die Hocke fallen, um ihr zerschlagenes Gesicht in Augenschein zu nehmen. Vergeblich versuchte er, die blutige, aufgequollene Masse mit irgendeiner der Frauen in Verbindung zu bringen, die er im Rotlichtviertel ihrem Gewerbe hatte nachgehen sehen. Hatte auch sie gegen harte Münze »ein bisschen Spaß« versprochen? Und war in die Fänge dieses Monsters geraten, das –
    Zwischen ihren geschwollenen Lippen bildete sich ein Blutbläschen, wuchs an und platzte. Sie lebte noch.
    Im Vernehmungsraum 4 roch es irgendwie nach ungewaschenen Füßen, was Michael Dunbar großes Unbehagen zu bereiten schien. Er hockte ganz vorne auf der Stuhlkante, und es fiel ihm offensichtlich äußerst schwer, still zu sitzen, während DC Rennie im Auftrag von Logan das Band vorbereitete und den Einführungssermon aufsagte. Sie hatten Dunbar aufs Präsidium geschleppt, ihn erkennungsdienstlich abgefertigt und ihn in einen Vernehmungsraum gesteckt. DI Steel hatten sie nicht Bescheid gesagt – das ging auch gar nicht, denn laut Gary vom Empfang war sie immer noch mit Clair Pirie zugange und wünschte nicht gestört zu werden. Die Auskunft wurde von einem anzüglichen Grinsen und der Bemerkung »Wenn Sie wissen, was ich meine …« begleitet. Das hieß, dass Logan offiziell weiter die Verantwortung hatte.
    »Also, Michael – oder darf ich Sie Mikey nennen?«, begann Logan, während er es sich auf seinem Stuhl bequem machte.
    »Michael. Bitte. Michael. Nicht Mikey.«
    »Okay, also Michael.« Logan lächelte ihn an. »Nun erzählen Sie uns doch mal etwas über diese zwei Frauen, die wir heute in Ihrem Haus gefunden haben. Von mir aus können Sie mit der anfangen, die noch am Leben ist.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Dunbar und fixierte mit stierem Blick die Spulen des Rekorders, die sich hinter dem Glas drehten und drehten.
    »Seien Sie nicht albern, Michael, wir haben die zwei doch in Ihrem Haus gefunden! Sie waren dabei – schon vergessen?«
    Michael tat einen langen, zitternden Atemzug. »Mir geht es wirklich nicht gut.«
    »Ach was? Komisch, der Bereitschaftsarzt sagt, dass Ihnen nichts fehlt. Ganz im Gegensatz zu der armen Frau, die wir aus Ihrem Keller geholt haben – Schädelfrakturen, gebrochene Arme, Beine, Finger und Rippen, innere Blutungen … wenn Sie noch was zu ergänzen haben, nur zu!«
    »Sie hatte eine Affäre.« Seine Stimme war monoton. »Sie …« Er schloss die Augen und holte wieder tief Luft, hielt sie an und ließ sie dann in einem langen, stockenden Seufzer entweichen. »Er hieß Kevin und war Wirtschaftsprüfer. Ich …

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