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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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davon. Fluchend warf PC Steve seinen klapprigen Fiat an und setzte Chib nach, wobei er sich immerhin bemühte, es nicht allzu auffällig zu machen.
    »Was meinen Sie, was er im Schilde führt?«, fragte Steve, als Chib an der Springfield Road bei Rot über die Kreuzung fuhr.
    »Keine Ahnung …« Aber was es auch war, es konnte nichts Gutes sein.
    Blaue Flammen schossen die Treppe hinauf, sprangen über den benzingetränkten Läufer von Stufe zu Stufe. Jackie machte kehrt und lief los, versuchte verzweifelt, der Feuersbrunst zu entkommen. An der Wand hinter ihr, wo der letzte Molotowcocktail explodiert war, breiteten sich flackernde gelbe Flammen aus, und schwarzer Rauch schlang seine Tentakel um die nächste Treppe, wand sich zur Decke hinauf. Im Flur des ersten Stocks kam sie schlitternd hinter Rennie zum Stehen, der schon an die Tür der ersten Wohnung hämmerte und brüllte: »Um Gottes willen, machen Sie endlich auf!«
    »Tritt die Tür ein!«, schrie Jackie. Rennie ging zwei Schritte zurück und trat mit voller Wucht gegen das Holz, dass der ganze Rahmen erzitterte, doch die Tür gab nicht nach. »Noch mal!« Diesmal flog die Tür nach innen auf und nahm dabei die halbe Einfassung mit. Sofort spürten sie von oben einen heißen Luftstoß, die Farbe an der Unterseite des nächsten Treppenabsatzes begann Blasen zu werfen, und glühende Tropfen geschmolzenen Teppichstoffs troffen vom oberen Flur herab. Das Treppenhaus füllte sich rapide mit Rauch – dicke, schwarze, sengende Wolken, die nach Benzin und brennendem Nylon stanken. Sie stürzten in die Wohnung. Drinnen schrie eine Stimme:»Einbrecher!«, immer wieder und wieder. Und dann bekam der Rauchmelder auch mit, was da draußen los war, und sein schrilles Piepsen gesellte sich zu dem Gebrüll und Gefluche und dem Prasseln der Flammen.
    Jackie riss sich das Funkgerät von der Schulter und schrie hinein, dass sie die Feuerwehr und einen Krankenwagen schicken sollten, um dann Rennie durch die nächste Tür zu folgen. Die »Einbrecher!«-Schreie entgleisten zu einem panischen Gekreische. Ein Schlafzimmer mit Doppelbett: eine alte Frau im Bett, die Decke über die Brust gezogen, das Gebiss neben sich auf dem Nachttisch; der alte Mann schon aufgesprungen, in gestreifter Pyjamahose, aus der ein schrumpliger Schniedel herauslugte, den Gehstock drohend über den Kopf schwingend, das Gesicht wutverzerrt.
    Rennie knallte die Schlafzimmerür zu. »Wir sind von der Polizei, Sie alter Kindskopf! Ist sonst noch jemand im Haus?« Der alte Mann ließ seinen provisorischen Knüppel sinken und schüttelte den Kopf. »Und die Nachbarn?«
    »Mr. und Mrs. Scott.« Er hustete; der Rauch drang schon durch die Ritzen ins Schlafzimmer. »Sie haben eine kleine Tochter und einen Hund …«
    Rennie fluchte. »Los, machen Sie das Fenster da auf!«, rief er und zeigte darauf. »Schmeißen Sie die Matratze raus und lassen Sie sich und Ihre Frau runter. Constable Watson wird Ihnen helfen.« Er drehte sich um, fing Jackies Blick auf – sie ratterte gerade eine Beschreibung des Täters herunter und forderte die Leitstelle auf, das Schwein schnappen und windelweich prügeln zu lassen. Dann riss er die Schlafzimmertür auf, stürzte hinaus und schlug sie hinter sich zu.
    Jackie begriff erst, was er vorhatte, als es schon zu spät war. »Rennie! Rennie, du Vollidiot!« Sie hatten sich nicht abstimmen können, jetzt konnte sie nur hoffen, dass er wusste, was er tat. Sie trat zu dem alten Mann an das von vielen Anstrichen verklebte Fenster und rüttelte und zog daran, bis es sich schließlich mit einem Knirschen wie ein arthritisches Gelenk öffnete. Die Doppelmatratze flog hinaus, drehte sich im Fallen, und die Bettdecke blieb an einer kleinen ovalen Satellitenschüssel hängen. Der alte Mann spähte unsicher zu dem Rechteck aus Schaumgummi und Federn hinunter. Es war zwar nur der erste Stock, aber es war trotzdem ganz schön tief. Jackie packte ihn am Arm und schob ihn näher an das offene Fenster heran. »Kommen Sie, Sie müssen zuerst springen. Ich lasse Ihre Frau runter, und Sie fangen sie auf. Okay?« Sie musste jetzt schreien: das Prasseln des Feuers übertönte alles bis auf das Gepiepse des Rauchmelders. Er zögerte, und sie warf noch einen Blick über das Sims auf die Matratze, die viereinhalb Meter unter ihnen schief und zerknautscht am Boden lag. »Sie müssen keine Angst haben«, log sie, »es kann Ihnen nichts passieren.«
    »Reden Sie nicht mit mir, als wär ich ein kleines Kind

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