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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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abhängt.«
    »Wie zum Teufel soll er mich abhängen? Er geht zu Fuß – was soll er denn machen, uns davonrennen?«
    »Okay, okay, verdammt, tut mir leid.« Er schnallte sich an und starrte finster durch die Windschutzscheibe auf die Gestalt, die sich zweihundert Meter vor ihnen mit einer offensichtlich schweren Tasche über der Schulter den Gehsteig entlangschleppte. »Ich muss schon sagen, seit du dir den Arm gebrochen hast, bist du eine richtige Zicke.«
    » Ich hab mir nicht den Arm gebrochen, okay? Jemand anderer hat ihn mir gebrochen.«
    »Egal, auf jeden Fall bist du seitdem absolut unerträglich.«
    Sie machte den Mund auf, machte ihn wieder zu, schniefte und zuckte mit den Achseln. Wenn sie gnadenlos ehrlich mit sich war, hatte er wahrscheinlich recht. »Na, wie dem auch sei«, sagte sie schließlich. »Natürlich hat er ein krummes Ding vor. Sonst würden wir ihn ja nicht beschatten.« Sie ließ den Wagen am Straßenrand ausrollen, um den Vorsprung ihres Zielobjekts wieder ein wenig anwachsen zu lassen, und schaltete das Licht aus.
    »Und was glaubst du, was er vorhat? Schwarze Klamotten, Sporttasche – ob er einen Bruch plant?«
    »Nee – dafür ist die Tasche viel zu schwer, wie soll er da hinterher noch die Beute abschleppen? Vielleicht ist er als Drogenkurier unterwegs? Um den Stoff bei seinen Wiederverkäufern abzuliefern?« Als sie fand, dass Chibs Kumpel weit genug weg war, um nicht zu merken, dass ihm ein Auto folgte, schaltete sie die Scheinwerfer wieder ein und fuhr weiter. Langsam glitten sie die ruhige Straße entlang, vorbei an den Sportplätzen und über den Kreisverkehr in die Union Grove.
    »Übrigens, hier in der Gegend haben sie heute ein altes Weiblein einkassiert«, sagte Rennie. »Hat kleine Kinder als Drogenkuriere missbraucht. PCP, Cannabis, Crack – die ganze Palette.«
    »Echt? Na ja, vielleicht will unser Knabe ja da weitermachen, wo sie aufgehört hat.«
    Rennie grinste. »Extrablatt, Extrablatt! Zwei Constables legen in ihrer Freizeit Edinburgher Drogenbaron das Handwerk!«
    Jackie lächelte zurück. »Damit könnte ich leben.«

40
    Ungefähr in der Mitte der Union Street blieb Chibs Freund vor einem schäbig wirkenden Mietshaus stehen und spähte die Straße hinauf und hinunter, wie um sich zu vergewissern, dass er nicht beobachtet wurde. Jackie schaltete das Radio ein, drehte den Ton auf, bis es fast in den Ohren wehtat – irgendeine Techno-Nummer auf Radio One, die das ganze Auto erzittern ließ – und fuhr einfach weiter, den Blick starr nach vorne gerichtet, ohne den Typ mit der Tasche voller Drogen auch nur anzusehen. Es schien zu funktionieren: Rennie, der auf seinem Sitz vorrutschte und sich verrenkte, um den Mann im Rückspiegel im Auge behalten zu können, sah, wie er einen Schlüssel aus der Tasche zog, die Haustür aufsperrte und hineinging. Rennie schlug mit der flachen Hand aufs Armaturenbrett. »Er ist drin!«
    »Gut.« Jackie schaltete das Radio aus, wendete und fuhr langsam zurück zu dem Mietshaus, um ein paar Häuser weiter am Straßenrand zu parken. Sie saßen im Dunkeln und beobachteten das Haus.
    »Und jetzt?«
    »Jetzt warten wir ab.« Die Stille im Wagen wurde bald von Rennie gestört, der die Erkennungsmelodie von Emmerdale summte. »Äh, Jackie …«, sagte er, als er damit fertig war, »sollten wir ihn nicht schnappen, solange er das Zeug noch bei sich hat? Ich meine, wenn er die Drogen nicht hat, wie sollen wir ihn dann deswegen verhaften?«
    Jackie verzog das Gesicht und fluchte. Rennie hatte recht. Sie öffnete ihre Tür und stieg aus. In der menschenleeren, dunklen Straße wirkte sie mit ihrer Polizeiuniform nicht gerade unauffällig. »Na los, komm schon, worauf wartest du noch?«
    Das Haus lag in völliger Dunkelheit; nicht einmal ein Treppenhauslicht war in der Scheibe über der schmutzigen Haustür zu sehen. Was nicht allzu überraschend war: Schließlich ging es auf zwei Uhr zu, die Bewohner lagen vermutlich allesamt in ihren Betten und schliefen. Außer Chibs Lustknaben und der Person, mit der er sich traf. Jackie blickte stirnrunzelnd zu der rußgrauen Granitfassade auf. »Diese Frau, die sie wegen der Drogen hopsgenommen haben – ob das wohl dieselbe Adresse war?« Als Rennie nur mit den Achseln zuckte, schaltete sie das Funkgerät an ihrem Schultergurt ein und bat die Leitstelle um die Adresse der alten Frau, die wegen Gründung eines Kindergarten-Drogenkartells verhaftet worden war. Eine vertraute Stimme tönte aus dem

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