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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Lautsprecher, und Jackie stellte das Gerät hastig leiser, damit Greg nicht gewarnt wurde. Es war Sergeant Eric Mitchell, der sie fragte, warum sie das wissen wolle und wieso sie eigentlich über Polizeifunk anrief – sollte sie nicht längst Dienstschluss haben? »Ja, ähm …«, erwiderte Jackie, während sie sich eine diplomatische Lüge aus den Fingern zu saugen versuchte. »Ich fuhr gerade DC Rennie nach Hause, als wir beobachteten, wie ein verdächtiges Individuum ein Haus in der Union Grove betrat.« Es klang, als ob sie in einem Ladendiebstahlsprozess aussagte, aber jetzt war es zu spät, um es sich noch anders zu überlegen. »Ich wollte wissen, ob es dieselbe Adresse ist, weil ich das Individuum als eine Person erkannt habe, die schon einmal wegen Verdachts auf Drogenhandel verhaftet wurde.«
    »Haben Sie das auswendig gelernt?« , fragte die Stimme am anderen Ende. »Da müssen Sie nämlich noch ein bisschen üben.«
    »Jetzt hören Sie mal zu: Er ist ein zwielichtiger Typ, er hat eine riesige Sporttasche dabei, und wir glauben, dass sie randvoll mit Drogen ist. Also, wollen Sie uns jetzt die Adresse geben oder nicht?« Es dauerte eine Weile, aber endlich bestätigte Sergeant Mitchell, dass es sich um just das Haus handelte, vor dem sie gerade standen. Das war ganz bestimmt kein Zufall.
    »Soll ich Ihnen Verstärkung schicken?«
    »Nein, den Kerl haben wir sicher. Machen Sie lieber schon mal die Belobigungsschreiben fertig, okay?«
    Sergeant Mitchell sagte, er werde sehen, was sich machen ließ.
    Die Haustür war nicht verschlossen – Greg hatte sie angelehnt gelassen –, also schlüpften sie hinein und fanden sich in einem engen, mit Kokosmatten ausgelegten Windfang. Es war dunkel hier drin, und es wurde noch dunkler, als Rennie leise die Tür hinter ihnen schloss. Jetzt kam das einzige Licht durch das gewellte Glas über der Tür, doch im gelblichen Schein der Straßenlaterne war nicht viel zu erkennen. Eine zweite hölzerne Tür führte vom Windfang ins Treppenhaus, wo es komplett finster war. Irgendetwas streifte Jackies Haar, und sie hätte fast aufgeschrien, doch dann merkte sie, dass es nur Rennie war, der blind im Windfang umhertastete. »Was machst du denn da?«, zischte sie.
    »Ich such den Lichtschalter«, flüsterte er.
    »Bist du wahnsinnig, Mann? Willst du, dass alle wissen, dass wir hier sind?«
    »Aber ich kann nichts sehen, verdammt!«
    »Dann halt einfach die Klappe und versuch, was zu hören !«
    Stille. Und dann drang allmählich von irgendwo über ihnen leises Schnaufen an ihre Ohren, ab und zu unterbrochen von einem Ächzen. Jackie packte Rennies Schulter und rückte ganz langsam Richtung Treppe vor. Zusammen stiegen sie lautlos bis zum ersten Absatz hinauf, wo sie innehielten. Hier ließ ein großes Buntglasfenster einen Streifen schummriges Licht ein. Viel war es nicht, aber es war besser als nichts. Jackie spähte nach oben, um herauszufinden, von wo die Geräusche kamen. Und da sah sie es: den Lichtkegel einer Taschenlampe ganz oben im Treppenhaus, die gebeugte Silhouette eines Mannes. Was trieb er da?
    Sie schlichen vorsichtig weiter und waren schon fast im ersten Stock angelangt, als das Geländer unter Jackies Hand plötzlich knarrte. Das Schnaufen über ihnen verstummte abrupt. Jetzt hörte sie nur noch das Blut, das in ihren Ohren wummerte. Dann glitt der Strahl der Taschenlampe über die Stufen unter ihnen, höher und höher, bis er Rennie voll ins Gesicht schien. Irgendjemand sagte: »Scheiße!«, und dann brach schlagartig die Hölle los.
    Eine Glasflasche zerschellte auf den Stufen über ihnen, und eine Flüssigkeit, die wie Benzin roch, spritzte an die Wand. Jackie holte tief Luft und brüllte, so laut sie konnte: » POLIZEI ! KEINE BEWEGUNG !« Schon musste sie blitzschnell ausweichen, als die zweite Flasche auf das Geländer krachte und das Benzin sich über die Holzstufen und den Läufer ergoss.
    Rennie stieß einen Schmerzensschrei aus und riss Jackie im Fallen mit. Sie landeten krachend auf dem Treppenabsatz. Und dann bebte die ganze Treppe: Es war Chibs Freund, der zu ihnen heruntergepoltert kam. Jackie versuchte sich aufzurichten, doch Rennie lag mit seinem vollen Gewicht auf ihr und fluchte wie ein Bierkutscher. Sie hämmerte mit den Fäusten auf ihn ein und schrie: »Runter von mir, du Vollidiot!«
    Die polternden Schritte kamen näher, und dann war Greg schon im ersten Stock und stürmte in vollem Lauf an ihnen vorbei. Im letzten Moment ließ Jackie ein Bein

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