Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
gebracht? Gab’s die Schulterklappen mit den drei Streifen mal als Gimmick in einer Cornflakes-Packung?« Logan starrte schweigend das Armaturenbrett an. »Na ja« – sie lächelte ihn an –, »wenn wir in den Bunker zurückkommen, können Sie sich einen von diesen Umweltaposteln vom Naturschutzdezernat angeln und ihn auf den Fall ansetzen. Ein toter Hund ist doch genau das Richtige für die Jungs. Sollten die irgendwas rauskriegen, können wir ja wieder genauer hinschauen.«
Die Justizvollzugsanstalt Craiginches wurde durch siebeneinhalb Meter hohe Mauern und ein kleines schwarzes Schild mit der Aufschrift » PRIVAT – KEIN ZUTRITT« von der Außenwelt abgeschirmt – als ob man durch den Natodraht nicht hinreichend gewarnt wäre. Auf drei Seiten war sie von Wohnstraßen umgeben – alle Häuser mit Alarmanlagen gesichert –, doch auf der vierten Seite lagen nur die vierspurige Straße nach Altens und eine sehr steile Böschung zwischen der Nordwand des Gefängnisses und dem River Dee. DI Steel stellte den Wagen auf einem Parkplatz NUR FÜR PERSONAL ab und schlenderte zum Eingang, und Logan schlappte hinterdrein. Zwölf Minuten später saßen sie in einem schäbigen kleinen Zimmer mit einem zerkratzten Resopaltisch und knarrenden Plastikstühlen, deren Sitzflächen mit braunen, wurmförmigen Brandflecken verziert waren. An der Wand war ein Kassettenrekorder montiert, aber die Videokamera fehlte – nur die Halterung und ein paar lose Drähte waren zu sehen. Sie saßen noch weitere fünf Minuten wartend da und zählten die Deckenfliesen – zweiundzwanzigeinhalb –, bis Jamie McKinnon endlich von einem gelangweilt wirkenden Aufseher zur Tür hereingeführt wurde. Logan steckte zwei leere Kassetten in den Rekorder und sagte den Standardspruch zu Namen, Daten und Ort der Vernehmung auf. »Na, Jamie«, begann DI Steel, als er fertig war, »wie ist das Essen? Gut? Oder wichst unser Freund Dirty Duncan Dundas immer noch in den Porridge?« Jamie schüttelte sich nur und begann an der Haut um seine Fingernägel herumzuzupfen, so lange, bis die Stellen blutig rot waren. Das Gefängnis bekam McKinnon offenbar gar nicht gut; eine dünne, glänzende Schweißschicht bedeckte sein Gesicht, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Dazu eine aufgeplatzte Unterlippe und einen blauen Fleck auf der Wange. Steel lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und grinste ihn an. »Der Grund, weshalb wir hier sind, mein kleiner Porridge-Freak, ist, dass es ein klitzekleines Problem mit deinem Alibi gibt. Jemand hat dich und Rosie Williams zusammen gesehen – ihr habt’s getrieben wie die Wilden, und das am gleichen Abend, als sie zu Tode geprügelt wurde. Wirklich ein verrückter Zufall, nicht wahr?«
Jamies Oberkörper sank ganz langsam nach vorne, bis er mit dem Gesicht auf der Tischplatte lag, die Arme über den Kopf geschlagen.
»Sollen wir dir ein paar Minuten Zeit geben, damit du dir neue Lügen ausdenken kannst, Jamie?«, fragte Steel.
»Ich wollte ihr nicht wehtun …«
»Ja, das wissen wir schon.« Steel zog ihre Zigaretten aus der Tasche und steckte sich eine in den Mund, ohne den anderen eine anzubieten. »Und wieso hast du es dann getan?«
»Hatte getrunken … Unten im Regents Arms … Dieser Typ da hat so blöd dahergeredet, dass es mit ihr nicht halb so gut wäre, wie wenn er sich selbst einen runterholt. Da bin ich ihm aufs Klo nachgegangen und hab ihn verdroschen. So über Rosie zu reden. Als ob sie bloß ’ne Nutte wäre …«
Steels Antwort wurde von einer dicken Rauchwolke begleitet. »Sie war eine Nutte, Jamie; sie hat sich auf der Straße verkauft, für –«
» HÖREN SIE AUF ! SIE WAR KEINE NUTTE !« Er sprang auf und schlug so fest mit der Faust auf den Tisch, dass der einen Satz machte. Er war knallrot im Gesicht, und seine feuchten Augen blitzten.
Logan seufzte und schaltete sich als »guter Bulle« ein. »Also haben Sie ihm eine Lektion erteilt, weil er Ihre Freundin beleidigt hatte. Das kann ich verstehen. Was ist dann passiert? Haben Sie nach ihr gesucht?«
Jamie nickte und richtete den Blick auf Logan. Steel ignorierte er völlig. »Ja … Ich wollte ihr sagen, dass damit Schluss sein muss! Sie sollte zu Hause bleiben und sich um die Kinder kümmern. Nicht mehr nachts um die Häuser ziehen …« Er schniefte und wischte sich mit dem Ärmel die Nase ab.
»Und was ist passiert, als Sie sie gefunden haben, Jamie?«
Er sah auf seine blutig gezupften Finger herab. »Ich hatte getrunken.«
»Das
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