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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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ab. »Wenn Sie morgen nicht von mir hören, fangen Sie schon mal an, das Hafenbecken abzusuchen.« Er winkte dem »Investment-Manager« zu und rief ihm ein »Hallo« zu, ehe er die Treppe hinaufeilte, dem Mann die Hand schüttelte und ihn in eine ruhige Ecke führte. Logan beobachtete sie eine Weile, während das vergessene Frühstück auf seinem Teller langsam kalt wurde. Miller lächelte unentwegt und lachte übertrieben oft. Als gäbe er sich alle Mühe, den Mann in dem dunkelgrauen Anzug nicht zu verärgern. Der Schlägertyp maß gut und gerne eins neunzig, hatte kurzes blondes Haar, einen kantigen Unterkiefer und ein Gebiss wie aus einer Zahnpastawerbung. Nach fünf Minuten steckte der Mann Miller einen braunen DIN-A4-Umschlag zu, und Miller lächelte unterwürfig, fasste den Umschlag aber mit spitzen Fingern an, als wäre es eine gebrauchte Windel. Die Unterredung schien mehr oder weniger beendet, also stand Logan auf, schlenderte zu der Tafel mit den Tagesgerichten hinüber und platzierte sich so geschickt zwischen dem Tisch der beiden und dem Ausgang, dass er »aus Versehen« mit dem Mann zusammenstieß, als dieser Miller die Hand geschüttelt hatte und dem Ausgang zustrebte. Der Reporter sah mit schreckgeweiteten Augen zu, wie Logan sich wortreich entschuldigte, den Manager ein halbes Dutzend Mal »Kumpel« nannte und sich erbot, ihm einen Drink zu spendieren. Die Reaktion war ein knappes »Verpiss dich«. Nicht geschrien. Nicht einmal besonders betont, sondern ganz ruhig, kalt und sehr, sehr deutlich. Logan wich mit erhobenen Händen zurück. Diese beiden Worte reichten aus, um ihm zu verraten, dass der Typ nicht von hier war. Ein Edinburgher Junge, auf Vergnügungsreise im hohen Norden. Der Mann strich seinen Anzug glatt, warf Logan noch einen finsteren Blick zu und verschwand.
    Miller stellte sich auf die Zehenspitzen, um dem Mann im grauen Anzug nachzusehen, als er im Regen über die Straße eilte und auf den Beifahrersitz eines fetten silberfarbenen Mercedes sprang. Logan konnte den Fahrer nur kurz sehen – Schnauzer, schulterlange schwarze Haare –, bevor die Tür ins Schloss fiel und der Wagen davonfuhr. Kaum war er verschwunden, wischte sich Miller mit der Hand den Schweiß von der Stirn und fragte Logan, was zum Henker er sich eigentlich bei diesem Auftritt gedacht habe? »Hab ich Ihnen nicht gesagt, dass der Mann Ihnen beide Beine brechen würde? Wollen Sie unbedingt, dass mich seine Leute entfingern?«
    Logan lächelte. »Sie meinen be fingern –«
    »Ich weiß verdammt genau, was ich meine!« Miller zog sich einen Barhocker heran, bestellte einen doppelten Macallan Single Malt und kippte ihn in einem Zug hinunter.
    »Also«, meinte Logan, »sagen Sie mir jetzt vielleicht mal, was das Ganze da eben sollte?«
    »Vergessen Sie’s. Sie wollen jemandem in die Suppe pinkeln? Pinkeln Sie in Ihre eigene. Meine schmeckt so schon scheußlich genug.«
    Logan sah dem Reporter nach, als er davonstürmte und mit seinen Blockabsätzen die Treppe hinaufpolterte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Dann drehte er sich zum Tresen um, trank sein Bier aus und bezahlte sein halb aufgegessenes Frühstück.
    Viertel nach elf, und Logan lungerte untätig vor dem Präsidium herum. Er hatte mit DI Insch über Graham Kennedy reden wollen, aber der Inspector war nicht im Haus – laut Aussage der Teamassistentin war er losgezogen, um sich im Großmarkt in Altens eine Vorratspackung Brauselollis zu kaufen. Ob Logan ihm eine Nachricht hinterlassen wolle? Nein, verdammt, das wollte er nicht. Wenn es irgendwelche Fleißpunkte für die Identifizierung von Graham Kennedy gäbe, wollte Logan sie persönlich einheimsen. Also tigerte er stattdessen vor dem Eingang herum und wartete auf DI Steel. Das Tageslicht hatte schon diesen vorherbstlichen Bernsteinton, der den grauen Granit in glitzerndes Gold tauchte. Die Wolken, die am Himmel vorüberzogen, waren eine wogende dunkelviolette Masse mit weißen Einsprengseln. Die Luft roch nach Regen.
    Und tatsächlich – kaum schwebte DI Steels fahrbarer Untersatz mit leise surrendem Motor auf dem Parkplatz ein, da fielen die ersten leichten Tropfen. Schimpfend und fluchend kämpfte sie mit dem Verdeck und blaffte Logan an, er solle nicht so dumm rumstehen und ihr lieber mal helfen. Sie schafften es gerade in dem Moment, als der Himmel seine Schleusen so richtig öffnete. Logan nahm auf dem Beifahrersitz Platz und blickte sich um. »Schickes Teil«, sagte er, als die DI den Motor

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