Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
wissen wir schon, Jamie. Was ist passiert?«
»Wir haben uns gestritten … Sie … sie hat gesagt, sie braucht das Geld. Sie könnte jetzt nicht aufhören.« Jamie zauberte noch eine silbrige Schleimspur auf seinen Ärmel. »Ich hab ihr gesagt, ich würde für sie sorgen. Ich hätte da was am Laufen, sie müsste sich keine Sorgen machen … Aber sie wollte nichts davon wissen, hat nur immer wieder gesagt, ich könnte sie und die Kinder niemals ernähren …« Er biss sich auf die Unterlippe. »Und da hab ich sie geschlagen. Einfach so. Und da fing sie an, mich anzuschreien. Also hab ich sie wieder geschlagen. Einfach nur, damit sie aufhört …«
Logan ließ das Schweigen eine Weile wirken, während DI Steel Rauch aus den Nüstern blies. »Und was haben Sie dann gemacht?«
»Bin aufs Klo und hab gekotzt. Hab mir das Blut von den Händen gewaschen … Sie lag da am Boden, sah wirklich schlimm aus … Und da hab ich sie aufgehoben und ins Bett gebracht.«
»›Sie ins Bett gebracht‹?«, knurrte Steel. »So nennt man das also heute? ›Jemanden ins Bett bringen‹? Was für ein entzückender Euphemismus für ›jemanden in einer dunklen Gasse erwürgen‹! Die reinste Lyrik ist das!«
Jamie ignorierte sie. »Am nächsten Tag war sie überall ganz grün und blau. Sie hat mich rausgeschmissen. Hat gesagt, sie wollte mich nie wieder sehen. Aber ich wollte ihr doch gar nicht wehtun!«
Logan lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und versuchte nicht zu stöhnen. »Wir interessieren uns nur für den Montagabend , Jamie. Was ist am Montagabend passiert?«
»Ich bin zu ihr hin, dort auf der Straße.« Er zuckte mit den Achseln. »Wollte ihr sagen, dass es mir leidtut … Und ihr zeigen, dass ich richtig Geld verdiene … Mit den Fastfoodgeschichten, nicht wahr? Ich hätte für sie und die Kinder sorgen können. Ich hab sie geliebt … Aber sie wollte nicht mit mir reden – sie müsste schließlich ihren Lebensunterhalt verdienen … wollte nichts mit mir zu schaffen haben … Sie müsste ihre Freier bedienen. Ich müsste dafür bezahlen …«
»Und haben Sie bezahlt?«
Jamie ließ den Kopf hängen. »Ich … Ja.«
DI Steel prustete, und die Asche von ihrer Zigarette wirbelte durch die Luft. »Du hast also dafür geblecht, dass du deine Ex vögeln durftest? Mein Gott, abartiger geht’s ja wohl nicht!«
Logan warf ihr einen finsteren Blick zu. »Und was ist dann passiert, Jamie?«
»Wir haben’s in einem Hauseingang gemacht, und … und ich hab geheult und ihr gesagt, dass ich sie liebe und dass es mir so leidtut, was ich getan hab, aber dass ich sie so liebe, dass ich es nicht aushalte, zu sehen, wie sie es mit anderen Männern treibt …« Seine geröteten Augen füllten sich mit Tränen. »Ich würde jetzt gutes Geld machen, ich könnte es schaffen, wir könnten zusammen sein …« Er wischte sich mit demselben versilberten Ärmel die Augen.
Steel rückte auf ihrem Stuhl vor und hüllte Jamie in eine Wolke von Zigarettenrauch ein. »Aber sie hat Nein gesagt, nicht wahr? Sie hat Nein gesagt, und du hast sie geschlagen. Du hast sie geschlagen, immer und immer wieder, weil sie so ein schleimiges kleines Arschloch wie dich nicht mehr haben wollte. Du hast sie umgebracht, weil du sonst bis an dein Lebensende dafür hättest blechen müssen. Dafür blechen, dass du sie in irgendwelchen Hinterhöfen vögeln darfst, genau wie Hunderte andere Versager, die anders nicht zum Schuss kommen.«
» NEIN ! Sie hat gesagt, sie würde darüber nachdenken! Sie wäre zu mir zurückgekommen! Wir hätten eine richtige Familie sein können!« Die Tränen flossen jetzt in Strömen, kullerten über seine rundlichen Wangen, und seine rote Nase troff, während er von Schluchzern geschüttelt wurde. »O Gott, sie ist tot! Sie ist tot!« Er brach auf dem Tisch zusammen, und seine Schultern hoben und senkten sich krampfartig.
Logans Stimme war sanft. »Haben Sie sie wieder geschlagen, Jamie? Haben Sie sie getötet?«
Er konnte die Antwort kaum hören. »Ich habe sie geliebt …«
10
Auf der Rückfahrt von Craiginches war die Luft im Auto dick von Rauch und DI Steels Flüchen. Nachdem Jamie McKinnon zugegeben hatte, am Abend von Rosie Williams’ Ermordung für Sex mit ihr bezahlt zu haben, war Logans verschwundene litauische Zeugin mit einem Schlag nutzlos geworden. Das Gleiche galt für die aus Hunderten weggeworfener Kondome gewonnene DNS. Es war wesentlich einfacher gewesen, als McKinnon noch alles rundweg geleugnet hatte. Steel
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