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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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noch mehr Belastendes finden, wenn wir Ihren Wagen durchsuchen?« Der Stadtrat wich plötzlich ihrem Blick aus, und sie nickte. »Dachte ich’s mir doch. Finden Sie nicht, dass wir beide uns mal in aller Ruhe unterhalten sollten?«
    DI Steel legte einen Arm um die Schultern des zitternden Mannes und führte ihn weg.

17
    DI Steel wollte niemanden dabeihaben, während sie Stadtrat Marshall »vernahm«, ja, sie wollte ihn noch nicht einmal aufs Revier bringen, solange sie nicht die Gelegenheit gehabt hatte, sich mit ihm zu unterhalten – und zwar unter vier Augen. Also wurde Logan losgeschickt, um den Rest des Teams zur Verschwiegenheit zu verpflichten und den Wagen des Stadtrats zu durchsuchen. Dabei fand er eine ganze Reihe furchterregend aussehender Sexutensilien und einige Spezialzeitschriften von der härtesten Sorte – allein vom Anschauen der Bilder traten ihm die Tränen in die Augen. Aber er sammelte brav alles ein und verschloss das Zeug in transparenten Beweismittelbeuteln, um sich nicht die Finger schmutzig zu machen.
    Steel hatte Logans zivilen Einsatzwagen beschlagnahmt und ihn ein Stück weiter unten am Kai geparkt, wo sie sich ungestört mit Stadtrat Marshall unterhalten konnte. Jetzt waren die einzigen Lebenszeichen in dem rostigen Vauxhall die feurig orange glimmende Spitze von Steels Zigarette und der Rauch, der träge aus dem geöffneten Wagenfenster quoll. Logan selbst saß derweil in der Familienkutsche des Stadtrats, fest in seine Jacke gehüllt zum Schutz vor dem Wind, der durch das Loch in der Heckscheibe pfiff. Er hatte den Wagen aus der Gasse hinunter zur Hafeneinfahrt gefahren, wo er sowohl den Vauxhall als auch die Shore Lane im Blick hatte.
    Die Geschäfte liefen sehr schleppend in dieser Nacht. Der Aufmarsch von Gesetzeshütern in Zivil hatte die echten Freudenmädchen in die umliegenden Straßen abgedrängt, sodass WPC Menzies die Shore Lane praktisch für sich hatte. WPC Davidson hatte in der James Street ein ähnliches Wunder vollbracht und damit mehr zur Säuberung des Aberdeener Hafenviertels von Prostitution geleistet als ihre Kollegen mit ihren monatelangen Anstrengungen im Bereich »stadtteilnaher Polizeiarbeit«. Das war es doch: Wenn man das Geschäft mit dem Sex wirklich eindämmen wollte, durfte man keine Zeit mit irgendwelchen Initiativen oder Kampagnen zur Schärfung des öffentlichen Bewusstseins vergeuden. Einfach ein paar möglichst unattraktive Polizistinnen auf die Straße geschickt, wo sie ihre Waren feilbieten durften, und zur Verstärkung zwei Dutzend »Zuhälter« in Zivil ringsum postiert – Problem gelöst.
    Logan klappte fröstelnd seinen Kragen hoch. Der Sommer war drauf und dran, sich zu verabschieden, und der Herbst würde auch nicht lange bleiben. Es würde mal wieder ein kaltes, feuchtes Jahresende werden. Nun ja, dachte er, wenigstens steckte er nicht in Netzstrümpfen, Strapsen und einem Push-up-BH, bei dem selbst Hannibal Lecter der Appetit auf Fleisch vergehen würde. Wie aufs Stichwort meldete sich WPC Menzies über Funk, jammerte ein wenig über die Kälte und ihren wehen Nippel und wünschte all den schmierigen Dreckskerlen, die um diese nachtschlafende Zeit das Hafenviertel abklapperten, die Pest an den Hals. Mussten sie sich das wirklich noch volle viereinhalb Stunden antun?
    Endlich war es so weit – die Beifahrertür von DI Steels Wagen wurde vorsichtig geöffnet, und eine geduckte, eingeschüchterte Gestalt kroch heraus. Der Mann drehte sich noch einmal um, sagte etwas und schlich dann mit gesenktem Kopf auf seinen am Hafentor abgestellten Wagen mit der kaputten Heckscheibe zu. Logan sprang sofort hinaus und hielt ihm grinsend die Fahrertür auf. Der Mann drückte sich mit betretener Miene hinters Steuer, ließ den Motor an und hätte vor Schreck fast laut aufgeschrien, als Logan ihm ein munteres »Fahren Sie vorsichtig, Herr Stadtrat!« zurief.
    Mit flackernden, angstgeweiteten Augen gab der Mann Gas und ließ den Schauplatz seiner Schande so schnell hinter sich, wie es das Tempolimit zuließ. Logan winkte ihm nach, bis der Wagen um die nächste Häuserecke verschwunden war, und eilte dann mit der Tüte voll beschlagnahmtem pornografischem Material auf den rauchgeschwängerten Vauxhall zu, wo Steel auf ihn wartete. »Mann, ist das arschkalt da draußen!«, sagte er, drehte die Heizung voll auf und rieb sich die Hände im warmen Luftstrom. »Na, hat Mr. Marshall schön gesungen?« Statt einer Antwort fragte DI Steel ihn nur, was er bei der

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