Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
den Stellen parken, die Logan festgelegt hatte, und von dort aus Davidson und Menzies im Auge behalten, während diese ihrem »Gewerbe« nachgingen. Team 3 war das bei weitem größte: drei Streifenwagen, zwei zivile Einsatzfahrzeuge aus dem CID-Fuhrpark, und dazu ein halbes Dutzend Uniformierte, die in einem nicht gekennzeichneten blauen Lieferwagen auf ihren Einsatz warteten. Sie alle waren mit Videoüberwachungsgeräten ausgestattet und würden an den Zufahrtsstraßen zum Rotlichtbezirk Stellung beziehen, um auf Kommando in Aktion treten zu können. Team 4 sollte im Präsidium bleiben, alle Kommunikationskanäle offen halten, Nachrichten weiterleiten und dafür sorgen, dass alle immer dort waren, wo sie sein sollten – und, im Fall von WPC Menzies und WPC Davidson, noch am Leben. Es war eine große Operation, die viel Personal band und eine Menge Geld kostete, aber der Detective Chief Superintendent versicherte ihnen, dass der Polizeipräsident voll und ganz hinter ihnen stehe. Steel hatte für die nächsten fünf Nächte freie Hand, aber der DCS war sicher, dass die Aktion schon wesentlich früher von Erfolg gekrönt sein würde. Logan, der nur zu gut wusste, wie viele Löcher der Plan hatte, hielt lieber den Mund.
DC Rennie kam auf ihn zu, als die Versammlung sich auflöste und alle auf die ihnen zugewiesenen Posten eilten. »Ich habe den Typ gefunden, den Sie haben wollten.« Logan musste ihn verwirrt angesehen haben, denn Rennie fühlte sich genötigt, erläuternd hinzuzufügen: »Ich meine den, der zurzeit unten am Hafen Streife läuft. Sie wollten doch, dass ich rausfinde, wer das ist?«
»Ja, ja, richtig. Wo ist er?«
»Kommt um zehn zurück: PC Robert Taylor. Macht seit zwei Jahren die Rotlichtrunde. Ich habe beim Diensthabenden eine Nachricht hinterlassen, dass Sie ihn sprechen wollen.« Rennie grinste ihn an, als wartete er auf sein Bonbon. Logan gab ihm keins.
»Was ist mit den Phantombildern?«
»Das Mädchen hat niemand wiedererkannt, aber ein paar Kollegen vom CID sagen, dass der Typ Duncan oder Richard oder so ähnlich heißen könnte.«
Logan runzelte die Stirn. Das litauische Mädchen hatte gesagt, ihr Zuhälter heiße Steve. »Kein Nachname?«
»Nix.«
»Mist.«
»Genau.«
Zu Logans großem Erstaunen begann die Operation pünktlich um einundzwanzig Uhr. Er saß mit Inspector Steel in einem rostigen alten Vauxhall an der Einmündung der Marischal Street in den Regent Quay, gleich hinter dem Tor zu den Hafenanlagen. Sie hatten weit genug abseits geparkt, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, falls sie von der Straße aus entdeckt würden. Dennoch standen sie so, dass sie durch den hohen Zaun aus grauen gusseisernen Stangen, der die Hafenanlagen umschloss, bis zur Shore Lane sehen konnten, wo WPC Menzies auf und ab ging und auf Kundschaft wartete. DI Steel war sogar so vernünftig, ihre Zigarette mit der hohlen Hand abzudecken, damit die orangefarbene Glut sie nicht verriet. Eins nach dem anderen meldeten die anderen Teams sich per Funk, und zu guter Letzt auch die Lockvögel. Oder auch »die hässlichen Schwestern«, wie Steel sie zu nennen pflegte. Die ganze Geschichte hatte sie – wie originell – »Operation Aschenputtel« getauft. Das Einzige, was Logan wunderte, war, dass sie nicht öfter eins auf die Nase kriegte.
»Sind Sie sicher, dass das funktionieren wird?«, fragte er, als WPC Menzies endlich Ruhe gab, nachdem sie sich ausgiebig darüber beklagt hatte, dass ihr bei dem eisigen Wind in diesem verdammten Minirock fast der Arsch abfror.
»Nein«, sagte Steel und blies noch eine Rauchwolke aus, die sich durch die Fensterschlitze langsam nach draußen verflüchtigte. »Aber was anderes haben wir im Moment nicht. Wenn wir den Hafen nicht observieren und irgendwann die nächste arme Nutte verschwindet, geht es uns an den Kragen. Und außerdem ist es schließlich Ihr verdammter Plan, also meckern Sie nicht, okay?«
»Aber was ist, wenn jemand verschwindet, während wir hier sind?«
Steel schauderte. »Daran dürfen Sie gar nicht erst denken, verdammt noch mal!«
»Aber wir tun doch nichts weiter, als zwei weibliche Constables zu beobachten, die als Prostituierte verkleidet sind. Was ist, wenn eine von den echten Nutten zu unserem Täter in den Wagen steigt? Wie sollen wir das mitkriegen? Es könnte schließlich jeder sein!«
»Ich weiß, ich weiß.« Sie sog noch ein letztes Mal an ihrer Kippe und schnippte den glimmenden Stummel aus dem Fenster. »Es ist ein Scheißplan, aber
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