Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
prasselten auf das Pflaster, und die Rinnsteine waren überflutet. Am Himmel flackerte ein schwaches Licht auf, und nach einer Pause – eins, zwei, drei, vier – hallte Donnergrollen durch den schwarz verhangenen Himmel. »Vier Meilen entfernt«, sagte DI Steel und lehnte sich mit einem von Stadtrat Marshalls Fachmagazinen zum Thema Penetration in ihrem Sitz zurück.
    Logan schüttelte den Kopf. »Allenfalls vier Kilometer. Die Schallgeschwindigkeit beträgt gut dreihundert Meter pro Sekunde, das heißt …« Er verstummte. Steel funkelte ihn an.
    »Vier Meilen entfernt!«, wiederholte sie und fuhr fort, beim Licht aus dem Handschuhfach die schweinischen Bilder zu betrachten, wobei sie gelegentlich Kommentare wie »Mein Gott, das ist ja unnatürlich!« oder einfach nur »Autsch!« fallen ließ, und ein- oder zweimal auch ein nachdenkliches »Hmmm …«. Logan drückte sich in den Fahrersitz und spähte durch die Windschutzscheibe. Am anderen Ende der Shore Lane trat WPC Menzies schimpfend und murrend und frierend von einem stilettobewehrten Fuß auf den anderen. Im Interesse von Gesundheit und Sicherheit trug sie heute Nacht über ihrem Nuttenfummel einen langen Pelzmantel aus dem Fundbüro. Und einen Schirm hatte sie auch.
    Ihre Stimme drang krächzend aus dem Funkgerät. »Das ist doch lächerlich! Kein Schwein geht bei diesem Pisswetter vor die Tür!« Sofort meldete sich WPC Davidson, um ihre Zustimmung zu äußern: Es war fast Mitternacht, und noch kein einziger Fisch hatte angebissen. Sie vergeudeten hier allesamt nur ihre Zeit. Logan musste zugeben, dass die beiden nicht ganz unrecht hatten. Aber Steel gab die eiserne Lady. Sie hatten die Genehmigung, die Operation fünf Nächte lang durchzuziehen, und sie würden den Teufel tun, vorher aufzugeben. Am Ende fügten sich alle mehr oder weniger ergeben in ihr Schicksal. Steel schnarchte, Menzies und Davidson jammerten und stöhnten, Logan brütete vor sich hin. Es war wirklich eine hirnrissige Idee – sechsundzwanzig Polizeibeamte, Männer und Frauen, die sich im Dunkeln auf die Lauer legten und darauf warteten, dass irgendein Perverser aufkreuzte und eine unattraktive Polizistin entführte – damit würden sie rein gar nichts beweisen können. Ebenso viel hätte es gebracht, wenn er sich bis auf die Unterhose ausgezogen hätte und im Regen durchs Hafenviertel geflitzt wäre.
    DI Steel gab schon wieder in regelmäßigen Abständen Töne wie eine Kreissäge in einer Waschmaschine von sich. Eines von Stadtrat Marshalls Magazinen lag aufgeschlagen auf ihrem Schoß, und was da im Licht des Handschuhfachs zu erkennen war, wollte Logan gar nicht so genau sehen. Er lehnte sich über Steel und klappte das Handschuhfach zu.
    »Hmm, chhhrrr, mmpf?« Steel blinzelte und schielte ihn verschlafen an, wie er sich über ihren Schoß beugte. »Finger weg, du Lustmolch. Ich steh nicht auf …« Sie brach ab und gähnte ausgiebig, mit einem kleinen Rülpser als Schlusspunkt. »Wie spät ist es?«
    »Halb eins«, sagte Logan und drehte das Fenster herunter, um ein bisschen frische Luft hereinzulassen und damit auch das gleichmäßige Rauschen des sintflutartigen Regens. Steel gähnte erneut und streckte sich ächzend und seufzend auf dem Beifahrersitz. Da beschloss Logan, es endlich zu wagen. »Warum wollen Sie nicht, dass Stadtrat Marshall strafrechtlich belangt wird?«
    »Hmm?« Sie riss die Plastikfolie von einer Zwanzigerpackung Zigaretten und warf sie über die Schulter auf die Müllkippe, die sich auf dem Rücksitz gebildet hatte. »Weil man mit Scheiße mehr Fliegen fängt als mit Essig. Sie sehen die Menschen da draußen«, sagte sie, während sie die Zigarette anzündete, »und teilen sie ein in schuldig und nicht schuldig, ja? Schwarz oder weiß. Tja, manchmal ist es eben nicht so eindeutig –«
    »Er hat ein vierzehnjähriges Mädchen für Sex bezahlt!«
    »Er wusste ja schließlich nicht, dass sie erst vierzehn ist, oder?«
    Logan konnte nicht glauben, was er da hörte. »Spielt das denn eine Rolle ?«
    »Sehen Sie, jetzt fangen Sie schon wieder an – schwarz oder weiß. Es zahlt sich aus, wenn man Leute kennt, die einem etwas schuldig sind, Logan, ganz besonders solche Leute, die …« Sie brach ab und spähte in die Nacht hinaus. Eine Gestalt kam die Marischal Street herunter, in einen sackartigen knöchellangen Regenmantel gehüllt, der bis zum Kragen zugeknöpft war. Kahler Schädel, in der Hand einen Regenschirm, die schwarze Kuppel im strömenden Regen in

Weitere Kostenlose Bücher