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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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eine Nebelwolke gehüllt. Detective Inspector Insch.
    »Oho«, sagte Steel, »Onkel Fester persönlich.«
    DI Insch überquerte langsam die Straße und ging um den Wagen herum auf Logans Seite. Ein harter Klumpen formte sich in Logans Magen, als er in das unbewegte Gesicht des Inspectors blickte. Inschs Stimme klang wie ein hohles Grab. »Ich komme wegen Constable Maitland«, sagte er, und plötzlich konnte Logan jeden einzelnen Regentropfen hören. »Er ist tot.«

22
    Die Flammen züngelten in den Himmel, verschlangen Holz und Plastik, Papier und Fleisch. Knisternd und Funken sprühend prasselte das Feuer in der regnerischen Nacht, und selbst der Wolkenbruch konnte seine Gier nicht stillen. Dafür hatte er viel zu viel Benzin durch den Briefschlitz gegossen. Sein eigenes, selbst gebasteltes Krematorium.
    Der Ort war perfekt gewählt: ein kleines verwinkeltes Sträßchen unten am Fluss, im Süden der Stadt. Hohe Steinmauern auf der einen Seite, die wohl irgendein Hotelgelände vor zwielichtigen Gestalten schützen sollten; verstreute, frei stehende Häuser auf der anderen. Abgelegen genug, um zu verhindern, dass zu früh Alarm ausgelöst wurde, und dazu reichlich Deckung, aus der heraus er zusehen konnte, wie das Haus abbrannte. Und selbst wenn jemand die Feuerwehr rufen sollte – die Löschzüge waren alle anderswo im Einsatz.
    Er wusste, dass er eigentlich nicht hier sein sollte. Nicht so bald nach dem letzten Feuer. Er wusste, dass ihn das hier in Schwierigkeiten bringen würde, aber er konnte einfach nicht anders. Das Gesicht vor Lust verzerrt, stand er in seinem dunklen Winkel auf der anderen Straßenseite und bearbeitete seine Erektion, während das Fenster im Obergeschoss zersprang und ein Regen von Glassplittern niederging.
    Gott, war das herrlich.
    Die Schreie hatten erst nach vollen zehn Minuten aufgehört. Vier Molotowcocktails hatte er durch die Schlafzimmerfenster geschleudert. Einer von denen da drin hatte sogar dem Inferno getrotzt und war bis in die Diele vorgedrungen, wo er in Panik an die Haustür gehämmert hatte – er konnte ja nicht wissen, dass er sie zugeschraubt hatte, genau wie die Hintertür. Er biss sich auf die Unterlippe, malte sich aus, wie Haut und Fleisch in der Hitze brutzelten und knisterten. Das Erdgeschoss ein Flammenmeer, das Obergeschoss auch – nirgends eine Fluchtmöglichkeit. Sie konnten nur eines tun: sterben. Er seufzte auf, ein Schauer durchfuhr ihn, er drückte fester zu, wollte es noch hinauszögern, aber es war zu spät. Er warf den Kopf in den Nacken und stöhnte in Ekstase, als das Dach endlich nachgab und eine Explosion von orangen und weißen Funken in den Nachthimmel aufwirbelte. Dann war die Feuerwehr da – mit ihren Leitern und Schläuchen rannten sie herum, aber es war zu spät, viel zu spät für die vierköpfige Familie, die verkohlt unter den brennenden Trümmern lag.
    Er hätte das Haus wirklich nicht abfackeln dürfen; er würde ganz bestimmt Schwierigkeiten bekommen.
    Aber im Moment war ihm das so was von egal.
    Viertel vor acht am Freitagmorgen: müde, übernächtigt und verkatert. Es war keine gute Nacht gewesen für Logan. DI Steel hatte ihn früher nach Hause geschickt, und dort hatte er Freundschaft mit einer Flasche zwölf Jahre altem Single Malt Whisky geschlossen. Erst der Rausch, dann das Selbstmitleid, dann tiefe Niedergeschlagenheit. Gestern noch hatte PC Maitland friedlich im Wachkoma gelegen, und jetzt war er plötzlich tot. DI Insch hatte Logan gesagt, er solle sich keine Sorgen machen: Es sei furchtbar, aber so etwas komme nun mal vor. Es sei nicht seine Schuld. Irgendwann würde Gras über die Sache wachsen. Und nachdem der Inspector weg war, nachdem seine massige Gestalt im Regen verschwunden war, hatte DI Steel ihm gesagt, was Insch da erzählt habe, sei Quatsch. Das sei doch die Gelegenheit für all diese schmierigen Drecksäcke, aus ihren Löchern gekrochen zu kommen und ihm den Dolch in den Rücken zu stoßen.
    Und als er an diesem Morgen zum Dienst erschienen war, hatte man ihn umgehend zu Inspector Napier geschickt.
    Da saß er nun im Flur der Internen Dienstaufsicht; ihm war schlecht, sein Magen machte Turnübungen, und jeden Moment würde Napier ihn in das Büro des Grauens zitieren. Und wenn man an den Teufel dachte … da steckte der Inspector auch schon sein spitzes Gesicht zur Tür hinaus und winkte ihn herein. Diesmal wurde es fast schon eng im Büro: Neben Logan, Napier und dem stummen, namenlosen Inspector in der Ecke

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