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Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)

Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)

Titel: Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Pritchard
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lange, bis unser Mörder in der Einsatzzentrale den Spitznamen Dorothy bekam.«
    Danny hatte das bereits vermutet. »Was bedeutete es? Toto?«
    »Das haben wir nie herausgefunden. Wir hatten ein Team, das nach Verbindungen zum Film wie auch zum Buch suchte. Und auch zu der Band Wizard Oz, deren Texte und Songtitel wir nach geheimen Bedeutungen abklopften. Als sich aber herausstellte, dass die Mutter des zweiten Opfers Dorothy hieß, wurde der Spitzname natürlich sofort geändert.«
    »Warum kam das beim Prozess nicht zur Sprache? Ich meine, dieses ›Toto‹?«
    »Es kam zur Sprache. Es wurde erwähnt, dass Vertanness den Opfern Buchstaben ins Fleisch geritzt hatte.«
    »Aber nicht das konkrete Wort. Die Presse hätte das aufgegriffen. Der Boulevard hätte sich auf die Oz-Verbindung gestürzt. Warum wurde das Wort geheim gehalten?«
    »Ich bin nicht bereit, Ihnen das zu verraten.« Danny merkte an O’Byrnes sturem Blick und den verschränkten Armen, dass er ihn nicht weiter zu bedrängen brauchte.
    »Warum wurde Vertanness ›Vogelscheuche‹ genannt?«
    »Die Presse nannte ihn so; einige Reporter hatten bereits Wind von dem Spitznamen Dorothy bekommen – ich vermute mal, es war die Oz-Verbindung. Außerdem erwähnte ein Zeuge, er habe einen Mann mit wirren, zerzausten Haaren gesehen, ›wie eine Vogelscheuche‹. Das blieb einfach hängen.«
    »Was ist mit Orson? Wer oder was war das?«
    Zum ersten Mal war O’Byrne fassungslos. Er riss die Augen auf. »Wie zum … wer hat Ihnen davon erzählt?«, fragte er und klang jetzt richtig wütend.
    »Wenn man bei Riesen auf den Schultern steht. Ich fürchte, Ray Taylor war mein Mentor.«
    »Ray Taylor«, sagte O’Byrne langsam, als würde er Rauch ausblasen. »Diesen Namen habe ich schon eine ganze Weile nicht mehr gehört. Er war ein verdammt guter Reporter.«
    »Aus dem Mund eines Expolizisten ist das ein großes Lob.«
    »Aus dem Mund eines Expolizisten ist das ganz und gar kein Lob. Taylor war eine richtige Nervensäge; er schnüffelte immer herum, wo er nicht sollte, und stellte peinliche Fragen.« O’Byrne bewegte sich in seinem Sessel. »Dann haben Sie also mit Ray gearbeitet, was? Dachte ich mir doch, dass ich Ihr Gesicht von irgendwoher kenne. Arbeiten Sie immer noch hier in der Gegend?«
    »Ich werde Ihnen sehr gerne meine gesamte Karriere erzählen, wenn Sie mir zuvor meine Frage beantworten: Wer oder was war Orson, Mr. O’Byrne?« Danny war sofort klar gewesen, dass O’Byrne der Frage ausweichen wollte.
    O’Byrnes Hand wanderte zur Akte, er schien sich zu überlegen, ob er sie öffnen sollte oder nicht.
    »Okay«, meinte er nach einer Weile. »Ich werde Ihnen das mit Orson erklären. Aber ich kann das nicht tun, ohne Ihnen Fotos der Tatorte zu zeigen.« O’Byrne ließ die Hand noch einen Augenblick auf dem Aktendeckel liegen. »Haben Sie gefrühstückt?«
    Danny nickte.
    »Das ist gut, denn Mittagessen werden Sie keins wollen. Das kann ich Ihnen versichern.«

10
    O’Byrne öffnete den Aktenordner und legte eine Reihe Schwarz-Weiß-Fotos auf den Tisch. »Das sind Ishmael Vertanness’ erste vier Opfer.«
    Danny erschrak und kniff die Augen zusammen, als wollte er instinktiv den Blick vor den Bildern verschließen. Es waren Variationen desselben grotesken Themas: männliche Leichen, die wie geschlachtetes Fleisch in diversen Innenräumen hingen, der Intimbereich zerhackt und zerstückelt, und immer dieses Gesicht, diese grässliche weibliche Maske, die Augen dunkel wie Quetschungen, die Wimpern schwer von Mascara, der Lippenstift zu scharfen Spitzen gezogen.
    Danny ertrug es nicht mehr. Er schaute weg.
    O’Byrne bemerkte seine Reaktion. »Einer der armen Kerle, die das fotografieren mussten, brauchte ein ganzes Jahr, um sich zu erholen. Ein Spurensicherungstechniker hat seinen Job ganz aufgegeben.«
    »Ich dachte, Polizisten dürfen nichts, was irgendwie Beweischarakter hat, aus der Einsatzzentrale mitnehmen.«
    »Dürfen sie auch nicht.« O’Byrne schaute Danny herausfordernd an. »Ich will Ihnen noch mehr zeigen. Vertanness’ fünftes Opfer.«
    Er legte ein letztes Foto vor Danny auf den Tisch.
    Die Männerleiche lag mit dem Gesicht nach oben auf Laub und Schlamm, Hose und Unterhose hingen an einem Knöchel, der Pullover war hochgeschoben, sodass die nackte Brust zu erkennen war. Es sah aus, als wäre ein wildes Tier über ihn hergefallen. Eine dunkle Pfütze breitete sich unter dem gezackten Riss quer über die Kehle aus; Dutzende Stichwunden

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