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Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)

Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)

Titel: Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Pritchard
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Street. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    »Ich schulde dir einen vergnüglichen Abend.«
    »O ja, das tust du wirklich.«

9
    Montag, 5. April 2010
    Am nächsten Morgen stand Danny früh auf und machte sich auf den vierzigminütigen Weg nach Newbury. Die Osbourne Street lag in den Außenbezirken der Stadt. Danny fuhr sie ein paarmal auf und ab und schaute in Vorgärten und Fenster, weil er hoffte, O’Byrne wiederzuerkennen. Er war ein dünner Mann mit braunen Haaren und einem Schnurrbart, wie Danny sich erinnerte. Wenigstens vor fünfzehn Jahren hatte er so ausgesehen. Gott weiß, wie er heute aussah.
    Das Glück war ihm nicht hold. Er stellte sein Auto ab und überlegte sich, was er sonst noch tun konnte. Er hatte keine Lust, wahllos an Türen zu klopfen und zu fragen, welches Haus Harry O’Byrne gehörte. So machte man sehr leicht die Polizei auf sich aufmerksam. Zwei Querstraßen von der Osbourne entfernt befand sich ein Zeitungskiosk. Er fuhr hin.
    Ein Mädchen im Teenageralter stand hinter der Ladentheke und blätterte kaugummikauend in einer Zeitschrift.
    »Hallo«, sagte Danny. »Ich würde gern die Zeitungsrechnung für O’Byrne in der Osbourne Street bezahlen.«
    Das Mädchen zog einen Ordner unter der Theke hervor, schlug ihn auf und fuhr mit einem lackierten Fingernagel die Seite entlang. »Vierzehn Pfund fünfzig.«
    Danny zog Luft durch die Zähne. »Er hat gar nicht gesagt, dass es so viel ist. Das ist Patrick O’Byrne in Nummer 60, oder?«
    Das Mädchen schaute in den Ordner. »Nein, H. O’Byrne in Nummer 82.« Jetzt blätterte sie verwirrt die Seiten des Ordners durch. »Wir haben gar keine Unterlagen von …«
    Aber Danny war bereits bei der Tür. »Denken Sie sich nichts. Ich kläre das mit meinem Freund und sage ihm, er soll selber herkommen.«
    Harry O’Byrnes Haus war einer dieser gepflegten, kompakten Bungalows, die man gerne für den Ruhestand erwarb – leicht sauber zu halten, billig im Unterhalt, aber mit genug Garten, um die Sonne zu genießen. Doch von der Sonne war heute nichts zu sehen. Danny zog seine Jacke fester um sich, als er sein Auto abstellte und aus der Wärme seines Autos stieg.
    Danny hatte das hüfthohe Tor noch kaum berührt, als es schon aufschwang; die Angeln waren makellos sauber und geölt. Im Carport stand ein praktischer Kombi mit einem christlichen Fisch-Aufkleber auf der Heckscheibe. Danny klopfte. Hinter der Tür bewegte sich was, jemand, der durch den Spion spähte. Die Tür ging einen Spalt auf, doch die Kette war noch dran. Das Gesicht eines Mannes erschien.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Nicht sonderlich unfreundlich, aber alles andere als einladend. Das war O’Byrne. Auch wenn Danny den Mann nicht gekannt hätte, hätte er ihn für einen Expolizisten gehalten. Er hatte so viel Zeit mit Polizisten verbracht, dass er sie sofort erkennen konnte: das Selbstbewusstsein, die Entschiedenheit seiner Worte, die Art, wie O’Byrne ihn ansah, wie er den ihm unbekannten Mann auf seiner Schwelle abschätzte.
    »Ich würde gerne mit Ihnen über einen Fall sprechen, den Sie 1995 bearbeitet haben.«
    Die Tür ging ein Stückchen weiter auf. »Den Vogelscheuchen-Prozess? Wer sind Sie?«
    Danny gab ihm ein Exemplar der Sureste News und deutete auf die Titelseite. »Es ist einfacher, wenn Sie das lesen. Ich gehe einmal um den Block und komme in zehn Minuten zurück.«
    Als Danny dann wieder vor der Tür stand, bat O’Byrne ihn herein. »Bitte Schuhe ausziehen.« Die Bitte kam nicht überraschend, nicht von einem Mann, der zu Hause eine Krawatte trug. Danny knüpfte seine Wüstenstiefel auf und hoffte, dass er kein Paar Socken mit Löchern darin angezogen hatte.
    Wie sich zeigte, hatte er überhaupt kein Paar angezogen; O’Byrnes Blick schnellte zu den nicht zusammenpassenden Socken – eine schwarze, eine gestreifte –, und er nickte kaum merklich, als hätte er eben seine erste Einschätzung Dannys bestätigt bekommen.
    O’Byrne sah mehr oder weniger noch so aus wie in Dannys Erinnerung von vor fünfzehn Jahren. Und doch … etwas fehlte. Er hatte es auch bei Journalisten im Ruhestand festgestellt. Ein Funke in ihnen war erloschen. Sie vermissten die Aufregung, das Gefühl, im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen.
    Eine Frau erschien auf der Treppe und knöpfte sich ihren Mantel zu. »Harry, mein Lieber, ich dachte, ich hätte eben die Tür ge… Oh«, sagte sie, als sie Danny sah.
    Wie ihr Mann war Mrs. O’Byrne ein Paradebeispiel für ehrbare untere

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