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Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)

Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)

Titel: Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Pritchard
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kann er einen Komplizen haben, wenn er seine Schuld nicht eingesteht?«
    »Was sagte er während der Verhöre darüber?«
    »Nichts. Und wenn ich nichts sage, meine ich auch nichts: Wir legten ihm alles vor, was wir hatten, doch er sagte in Dutzenden von Stunden des Verhörs kein einziges Wort. Genau genommen stimmt das nicht. Manchmal fing er an zu reden, und wissen Sie, was er dann sagte? Er wiederholte, was wir gesagt hatten. Nicht nur beliebige Sätze, sondern komplette Abschnitte. Wir haben uns die Bänder wieder und wieder angehört: Er machte nie auch nur einen Fehler. Er hatte alles im Gedächtnis gespeichert, jedes einzelne Wort, sogar die Betonung. Wir haben ein paar wirklich harte Bullen auf ihn losgelassen, und sogar die bekamen eine Gänsehaut. Es war, als wäre er die meiste Zeit überhaupt nicht da. Man konnte direkt neben ihm auf den Tisch hauen, und da kam gar nichts, keine Reaktion. Er zuckte nicht mal zusammen.«
    »Dann war also das Autismusargument der Verteidigung nicht nur eine Ausrede?«
    »Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.«
    »Warum wurde die Orson-Theorie nach der Verhaftung nicht weiterverfolgt?«
    O’Byrne seufzte. »Vergessen Sie nicht, das war nur Monate, nachdem der Rachel-Nickell/Colin-Stagg-Fall der Polizei um die Ohren geflogen war. Erinnern Sie sich daran? Die Sexfalle der Polizei, die uns in die völlig falsche Richtung schickte, während der wahre Täter weitermordete? Von oben kam die Anweisung – und ich meine jetzt wirklich von ganz, ganz oben –, dass wir uns im Vogelscheuchen-Prozess strikt an die Vorschriften halten sollten. Viele von uns glaubten, dass es Orson gab, aber der Ermittlungsleiter wollte nicht, dass, und ich zitiere, ›… irgendein Hokuspokus das Wasser trübt‹. Man wollte nur eins, und das war eine gute, solide Überführung. Wir hatten Vertanness. Zeugen identifizierten ihn, Spermaspuren passten, Fasern passten. Es war eine hieb- und stichfeste Überführung, und sobald die über die Bühne war, wurden wir alle anderen Fällen zugeteilt.«
    Dannys Gedanken rasten. »Aber es gab noch immer Zweifel, oder? War das der Grund, warum Sie diese »Toto«-Geschichte nicht vor Gericht brachten? Damit Sie immer noch was zum Weitermachen hätten, falls die Orson-Theorie wieder relevant würde?«
    O’Byrne zögerte erst und nickte dann.
    »Es gab einfach so viele Faktoren, die darauf hindeuteten, dass es so sein könnte. Die ersten vier Morde zeigten einen sehr hohen Grad an Beschränkung und Vorsicht. Die Tatorte wurden sorgfältig ausgewählt in Bezug auf ihre Abgelegenheit und die Möglichkeit, mit einem Fahrzeug hin- und wieder wegfahren zu können, ohne allzu viel Aufsehen zu erregen. Der fünfte Mord zeigte nichts von diesen Merkmalen. Vertanness hatte den armen Jungen einfach im Freien abgeschlachtet.«
    »Glauben Sie, dass Vertanness seinem Orson ausgebüxt ist?«
    »Könnte sein. Bei den ersten vier Morden schien der Zweck der Morde das gewesen zu sein, was danach mit den Leichen geschehen ist. Die Autopsien zeigten, dass einige Wunden erst Stunden nach dem Eintritt des Todes beigefügt wurden. Der fünfte war ganz einfach die Tat eines Verrückten, der wahllos abschlachtete. Außerdem war Vertanness ein komischer Kauz. Ich meine nicht nur, dass er hässlich aussah, er war auch ein Außenseiter, dem sich kein Mensch mit klarem Verstand genähert hätte, ein kompletter Loser. Und doch schaffte er es viermal, sich vernünftigen, intelligenten Männern so weit zu nähern, dass er sie mit einem sauberen Schlag auf den Hinterkopf außer Gefecht setzen konnte. Es gab nie irgendwelche Spuren eines Kampfes – keine Kratzwunden, keine Haut unter den Fingernägeln, keine blauen Flecken. Einmal hätte ich mir ja noch vorstellen können: Er hatte einfach Glück, erwischte einen Dummen oder Naiven. Aber viermal? Hintereinander? Auf gar keinen Fall.«
    »Sie glauben, er hatte einen Komplizen?«
    »Das wäre eine Erklärung, nicht? Er arbeitete mit jemand Vertrauenswürdigerem – seine eigene Art der Sexfalle.«
    »Und was passierte, als die Leichen dann weiter im Norden auftauchten? Die Grenzland-Morde?«
    »Nachahmungstäter.«
    »O Gott. Sie meinen, kein Mensch dachte je daran, die Orson-Theorie zur Sprache zu bringen?«
    O’Byrne klang ebenso entrüstet wie Danny. »Die Polizei ist anfällig für die gleichen Rivalitäten und Zankereien wie jede andere Behörde. Und hier war es noch schwieriger, weil wir von den Komplikationen grenzüberschreitender

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