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Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)

Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)

Titel: Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Pritchard
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brauchte Hilfe von außen, größere Ressourcen, und es gab nur einen Ort, wo er noch irgendjemanden kannte. Er trat die Kippe mit dem Absatz aus und machte sich in Richtung des Fleet Bugle auf.
    Er öffnete die Tür und ging nach oben in die Redaktionsräume, die – er rechnete nach – zehn Jahre lang sein Zuhause gewesen waren. Empfangsbereich gab es keinen mehr. Auch keine Sekretärin. Man stieß einfach die Tür auf und stieg direkt hinauf zu den Büros im ersten Stock.
    Der Redaktionssaal sah noch so aus wie in seiner Erinnerung, mehr oder weniger. Einige Tische waren umgestellt worden, die Poster an den Wänden hatte man ausgetauscht, aber die Ausstattung war noch so ziemlich dieselbe: schäbig verhüllte Schäbigkeit – so nannten sie es damals im Spaß. Papierstapel schwankten auf Tischkanten. Sogar der strategisch platzierte Ficus benjamina , der den feuchten Fleck an der Wand verdeckte, war noch derselbe – nur viel größer und weniger gesund aussehend.
    Es war eine Metapher, über die Danny lieber nicht nachdenken wollte.
    Der Redaktionssaal war leer. Das war gut. Die Reporter des Bugle befanden sich da, wo sie sein sollten, auf der Straße, beim Recherchieren, im Gespräch mit Leuten. Heutzutage saßen zu viele Journalisten nur faul auf ihren Ärschen und erledigten ihren Job mit Presseverlautbarungen und Zitaten, die sie aus dem Internet holten.
    Er durchquerte den Saal und steuerte das Büro der Herausgeberin an, wobei er den Blick zu den beiden Schreibtischen in der hintersten rechten Ecke mied – den Schreibtischen, die früher seiner und Rays gewesen waren. Er klopfte an die halb geöffnete Tür und trat dann ein.
    Die Herausgeberin des Bugle riss den Mund auf. Dann drehte sie sich in ihrem abgenutzten Bürostuhl und lächelte ihn an. »Das ist genau der Grund, warum ich den Mistkerlen in der Geschäftsführung sage, dass wir noch immer eine Sekretärin brauchen: Jeder Trottel kann einfach hereinspazieren.« Sie stand auf und streckte die Hand über den Tisch. »Daniel Sanchez, wie, zum Teufel, geht’s dir?«
    Kimberley Swatton war eine große, attraktive Frau mit einer freundlichen Art und einer dröhnenden Stimme. Ihre Freundlichkeit stand in starkem Kontrast zur Dickens’schen Tristesse ihres Büros: Auch hier drinnen hatte sich nichts verändert.
    »Hast du Zigaretten?«, fragte sie und bedeutete Danny, er solle die Tür schließen. »Lass uns mal unartig sein, solange die Kinder nicht da sind.« Sie zündete sich eine von Dannys Ducados an und hustete, als sie an dem starken, schwarzen Tabak zog. »Mein Gott, wie raucht man denn diese Dinger?«
    »Ich wette, dass du sie zu Ende rauchst.«
    Sie nahm noch einen Zug. »Du kennst mich zu gut.«
    Sie saßen bei geöffnetem Fenster beiderseits des Tisches, schnippten Asche in einen metallenen Papierkorb und brachten sich gegenseitig auf den neuesten Stand. Dann lehnte sie sich zurück und seufzte. »Wie auch immer, Danny, du solltest mir besser sagen, was du willst.«
    »Bin ich so durchschaubar?«
    »Ich war nicht immer eine Schreibtischtusse und habe auch eine ganze Weile als Reporterin gearbeitet. Die Instinkte bleiben. Sosehr ich deine Gesellschaft auch genieße, du bist keiner für Höflichkeitsbesuche. Warst du nie. Du und Ray Taylor, ihr wart aus einem Holz. Kein Wunder, dass ihr euch so …« Sie riss die Hand vor den Mund. »O Gott, Danny, das tut mir leid. Das war jetzt wirklich krass von mir.«
    Sie hatte recht. Es war krass, aber verständlich. Danny und Ray waren wirklich gut miteinander ausgekommen. Sie waren das Rückgrat der Zeitung gewesen, die beiden Arbeitstiere, bei denen man darauf vertrauen konnte, dass sie über alles die Hintergründe herausfanden, wie schmutzig oder gefährlich der Job auch sein mochte. Sie gaben einander Schützenhilfe und wetteiferten miteinander. Und dann waren binnen zwei Wochen beide verschwunden: Danny war nach Spanien gegangen, Ray ins … wo ein achtundfünfzigjähriger atheistischer Sozialist eben landete.
    Es war reiner Zufall, dass Danny Ray überhaupt gefunden hatte: Danny ging nur selten in die Redaktion, aber an diesem Abend tat er es. Er benutzte seinen Schlüssel, um sich hineinzuschleichen, nachdem er in einem nahen Pub mit einem Mädchen getrunken hatte und jetzt angeben wollte.
    Als sie kichernd die Treppe hinaufstiegen, wunderte er sich über das Licht im Redaktionssaal. Und dann sah er Ray, der zusammengesunken auf seinem Schreibtisch lag. Er wusste sofort, dass es sich um

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