Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
aber er war im Freien getötet und er war entmannt worden, aber das Make-up hatte nichts grotesk Clownhaftes. Er war straff gefesselt, aber in sein Fleisch waren keine Worte geritzt.
Der Mord an Kimber hatte nichts, um die Orson-Theorie zu entkräften, entschied Danny. Er konnte durchaus der erste Versuch eines im Entstehen begriffenen Psychopathen sein, die Perversion, die er in sich spürte, auszuleben.
»Was, zum Teufel, wollte Kimber eigentlich um zehn Uhr abends allein hier oben?«, fragte Danny.
»Der Anruf. Das ist der Schlüssel. Die Polizei konnte die Nummer zurückverfolgen: zu einem Telefonhäuschen in der Nähe von Kimbers Haus.«
»Okay, er erhält den Anruf. Minuten später fährt er weg.«
»Und kommt direkt hierher. Ein Zeuge sah ihn um 21.20 Uhr sein Auto abstellen. Ungefähr vierzig Minuten später wird der Schein seiner Taschenlampe knapp unterhalb des Hügels gesehen.«
»Und die Polizei vermutete, dass er hierherkam, um sich mit Todd zu treffen?«
»Ja. Das ist das Puzzleteil, das nie so recht passte. Kimber kannte Todd beruflich. Dieser ganze Unsinn, dass die beiden ein Paar gewesen wären, wurde erst übermäßig aufgeblasen, als die Nationalen Wind davon bekamen.«
»War Todd schwul?«
»Nach dem zu urteilen, was bei dem Prozess herauskam, gibt es meiner Ansicht nach keinen Begriff, der beschreibt, was Todd sexuell war. Am ehesten noch ›abweichend‹. Nach Angaben der Psychologen missbrauchte er seine jüngeren Brüder und seine Schwester mit derselben Begeisterung.«
»Und Kimber wusste das?«
»Natürlich. Es ist völlig ausgeschlossen, dass er hier raufkam, um sich mit Todd zu treffen.«
»Warum schluckte die Polizei diese Theorie dann so bereitwillig?«
»Sie dürfen das Timing nicht vergessen. Das passierte, als der Cromwell-Street-Skandal noch hohe Wellen schlug. Die Polizei rotierte, sie musste erklären, wie zwei komplette Psychopathen diese ganzen Mädchen hatten töten, ihre Leichen in einem Vorstadthaus verstecken und unter dem Radar hatten durchschlüpfen können. Dann kriegen sie beim Kimber-Mord eine hübsche, schnelle Lösung vorgesetzt. Da stochert doch keiner weiter rum.«
»Was glauben Sie?«
Durkin zündete sich eine Zigarette an, ließ seinen Blick über die Landschaft zu ihren Füßen schweifen.
»Schon mal beim Poolbillard auf die Schwarze verloren? Das tut weh, nicht? Genau genommen die schlimmste Art zu verlieren. Die sieben Kugeln, die man bereits versenkt hatte, bedeuten rein gar nichts mehr, die verdammte letzte Kugel ist alles, was noch zählt. Und genau dieses Gefühl hatte ich bei dieser Geschichte: als hätte ich den letzten Stoß vergeigt.«
»Sie glauben nicht, dass Todd es getan hat?«
»Nein, das ist ja das Problem: Todd hat es tatsächlich getan. Daran besteht kein Zweifel. Aber ich war nie überzeugt, dass das die ganze Geschichte ist. Todds Selbstmord vier Tage nach dem Mord wirkte einfach zu … passend.«
»Erzählen Sie von dem Selbstmord«, sagte Danny, als Durkin verstummte.
»Eine Hand wäscht die andere. Sagen Sie mir, woran Sie arbeiten. Ich kann Ihnen helfen. Ich habe Kontakte im Psychiatriebereich. Vielleicht kann von denen jemand Licht in dieses Dunkel bringen.«
Inzwischen wanderten sie den Hügel wieder hinunter. Jetzt war es Danny, der schwieg. Durkin sagte nichts. Während sie durch matschige Felder stapften, dachte Danny über die Situation nach.
»Okay«, sagte er schließlich, »wir bearbeiten die Geschichte gemeinsam, okay? Jeder Artikel, der geschrieben wird, trägt unsere beiden Namen, und keiner veröffentlicht etwas ohne die Zustimmung des anderen.«
»Abgemacht.«
»Und der Name Ray Taylor kommt ebenfalls unter die Artikel. Er war derjenige, der mich überhaupt auf diese Fährte gebracht hat.«
»Mir soll’s recht sein.«
Sie gaben sich die Hand, um die Abmachung zu besiegeln, und schauten einander wachsam an. Dann erzählte Danny alles: Orson, O’Byrne, die Zweifel, die während der ursprünglichen Polizeiermittlung aufgetreten waren. Er musste es riskieren, entschied Danny – Durkin war nicht der Einzige, dem auffiel, wenn jemand Informationen zurückhielt, und er wusste etwas.
»Du bist dran, Jim«, sagte Danny, als er fertig war. »Was war da mit Adrian Kimbers Beziehung zu einer Baufirma, das dich dazu brachte, mit der Mutter zu reden, bevor wir aufbrachen?«
Durkin lachte. »Du hast ein scharfes Auge, Mr. Sanchez. Um das zu beantworten, ist es, glaube ich, einfacher, wenn ich’s dir
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