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Die Stunde des Raben

Die Stunde des Raben

Titel: Die Stunde des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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darf. Oder in Nos Fluten …«
    Rufus gab es auf, sich zu verstellen. »Okay, aber dann ist dir auch klar, dass ich nicht von Filine und No weg kann. Und ich will das auch gar nicht.«
    Mitleidig sah Coralia ihn an. »Wenn du auf mich hören würdest, könntest du allerdings lernen, wie man eine Flut beschleunigt. Bis zum Flutmarkt sind es noch drei Tage. Mit deinen Fähigkeiten ist das ein Klacks. Du kannst es doch lenken, und du kannst mit ihnen reden …«
    »Mit wem?«
    »Mit den Flutwesen natürlich.«
    »Ich kann mit ihnen reden?«
    »Ja, sicher! Sie können dich verstehen. Was glaubst du denn, wie ich darauf gekommen bin, euch in eurer letzten Flut die Pharaonin vorzuspielen? Wenn das völlig ausgeschlossen wäre, hätte ich das doch nie getan. In normalen Fluten passiert es zwar nur höchst selten, aber in einer Traumflut ist es normal …«
    »Das war echt gemein von dir«, sagte Rufus.
    »Stimmt«, sagte Coralia milde. »Das war wirklich blöd. Ich wusste ja noch nicht, wer du bist. Entschuldige, ich werde nie wieder versuchen, dich so plump reinzulegen. Aber ich kann dir die wichtigen Wege zeigen. Ich kann dir zeigen, was die Akademie wirklich ist …«
    »Was meinst du denn damit?«
    »Nicht hier und nicht jetzt«, sagte Coralia leise. »Komm doch später wieder zu mir. Vergiss einfach die kleine Flut mit deinen Freunden. Das ist doch nur irgendein Holzspeer von No. Ich zeige dir, was noch alles in dir steckt!«
    Rufus sah ihr fest in die Augen. »Danke«, sagte er dann. »Aber du weißt doch gar nicht, worum es bei Nos Fragment geht.«
    »Tja …« Coralia breitete die Arme aus, sodass ihr Kaftan um sie herum schwang und dann wieder an ihren Körper zurückfiel. In ihren Augen brannte wieder ein heller Kern.
    Sie strich Rufus über den Arm.
    »Also gut, ich sehe schon, was mit dir los ist. Bring deine Flut möglichst schnell zu Ende und begleite mich dann zum Flutmarkt. Du wirst es nicht bereuen.« Erwartungsvoll sah sie ihn an. »Also?«
    »Vielleicht«, sagte Rufus.
    Coralias Lächeln wurde ein bisschen spitzer. »Ganz wie du willst. Aber ich kann dir bei vielen Dingen helfen wie niemand sonst hier. Denk daran!«
    Sie ließ ihn abrupt los und ging dann schnell zu einem langen Holztisch, an dem mehrere Gesellen saßen.
    »Hallo, Leute! Habt ihr Lust, Schlange mit mir zu essen? Der Frischling da drüben fürchtet sich so sehr davor, dass er lieber aufs Frühstück verzichtet.«
    Die Gesellen schüttelten die Köpfe und lachten, und Coralia ließ sich neben ihnen an den Tisch fallen.
    Rufus sah ihr nach. Dann ging er zurück zu No und Filine, die sich inzwischen mit Essen versorgt und ihm auch eine Schale mitgebracht hatten.
    »Was will sie denn andauernd von dir?«, fragte No schmatzend. »Seit ihrer Niederlage im Ludere raptim verfolgt sie dich ja richtig.« Er zwinkerte Rufus zu.
    »Sie wollte mit mir zum Flutmarkt«, murmelte der. »Ich weiß nicht, wieso. Ist ja auch egal.« Er zuckte die Schultern und beugte sich rasch über seine Schale mit Schlangenfleisch. Ohne darüber nachzudenken, schob er sich den ersten Bissen in den Mund. Er schmeckte köstlich, zart und würzig.
    In Wirklichkeit war es ihm absolut nicht egal, was Coralia zu ihm gesagt hatte. Coralia wollte unbedingt, dass er mit ihr zusammen arbeitete. Und zwar an den Traumfluten.
    Und sie hatte offenbar gemeint, er könne Nos Flut irgendwie beschleunigen, indem er mit den Flutwesen aus der Traumflut sprach. Dann hatten ihn die beiden Schwestern also sehr wahrscheinlich wirklich gesehen und gehört. Das war ein wichtiger Hinweis von Coralia.
    Rufus beschloss, dass er dieses Geheimnis vorerst für sich behalten würde. Genauso, wie er niemandem sagen würde, dass Minster seine Traumführerin war. Schon allein deshalb, um Minster keiner Gefahr durch Coralia auszusetzen. Es reichte, wenn er in ihre Fänge zu geraten drohte. Minster aber sollte damit nichts zu tun haben!
    Er kaute den letzten Bissen, dann sprang er auf. »Lasst uns zu Direktor Saurini gehen.«
    »He, jetzt haben wir auf dich gewartet, jetzt esse ich auch erst mal in Ruhe auf«, sagte No. »Das ist echt hammerlecker. Hätte ich nie gedacht.«
    Filine, die ebenfalls lustvoll kaute, nickte.
    Also setzte sich Rufus wieder und wartete geduldig, bis die beiden fertig waren.
     
    Als sie etwas später vor Direktor Saurinis Zimmer standen, hielt Rufus seine Freunde zurück.
    »Könnt ihr einen Moment draußen warten? Ich muss ihn etwas fragen. Zu meinen Traumfluten. Es ist nicht böse

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