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Die Stunde des Raben

Die Stunde des Raben

Titel: Die Stunde des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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einer Waffe.«
    Rufus zuckte die Schultern. »Vielleicht ist Boudicca in der Schlacht gestorben? Vielleicht hat es damit zu tun?«
    Filine ging zu den Büchern, die ihnen die Meister bereitgelegt hatten und schlug eines auf. Sie blätterte eine Weile darin, dann sagte sie: »Die Römer haben die Schlacht wirklich gewonnen. Genau wie der Druide gesagt hat. Aber über Boudicca weiß man nichts. Sie galt seitdem als verschollen. Und von ihren Töchtern ist überhaupt gar nichts bekannt, nicht mal, dass sie noch vor der Schlacht bei ihr waren.«
    »Vielleicht ist sie ja mit ihrem Speer begraben worden«, überlegte No. »Das kann doch sein, oder?« Er seufzte tief. »Ich weiß es einfach nicht. Dabei soll man hier unten doch so besonders gut an den Fluten forschen können.«
    Er setzte sich an den Tisch und legte den Kopf auf die Tischplatte.
    Jeder der Lehrlinge ließ sich die letzten Stunden, die sie in der Flut erlebt hatten, wieder und wieder durch den Kopf gehen. Sie hingen ihren Gedanken nach und versuchten alles, was sie an Holz und Leben und Tod gesehen hatten, zu ordnen.
    Rufus kritzelte verschiedene Bilder auf seinen Zeichenblock. No legte lange Listen an. Und Filine las noch einmal jede Zeile über die Kelten in den Büchern nach. Doch die Stunden vergingen, und die Flut kehrte nicht wieder zurück.
    Rufus war gerade dabei, ein Porträt der beiden Mädchen zu zeichnen, als ihm plötzlich ein schrecklicher Gedanke kam.
    »Ich muss euch was sagen. In den Aufzeichnungen von Nikolai Zeitschneider heißt es, dass es nie gelungen ist, eine Traumflut erfolgreich zu Ende zu führen.«
    »Was?« No schüttelte erschrocken den Kopf. »Du meinst doch wohl nicht …«
    »Doch!« Rufus nickte. »Vielleicht liegt es daran? Vielleicht können Traumfluten nicht zu einem Ende geführt werden.«
    »Aber dann wären wir doch gescheitert«, widersprach No. »Und so fühlt es sich nicht an. Ich meine, ich bin nicht gerade froh, aber es liegt nicht so ein Schmerz in der Luft, wie damals, als die große Flut mit dem Phönizierschiff gescheitert ist.«
    »Das stimmt«, sagte Filine.
    »Und wenn das bei Traumfluten so ist?«, überlegte Rufus. »Sie sind zwar irgendwie intensiver und führen einen näher an die Geschichte, aber möglicherweise ist der Preis dafür der, dass kein Artefakt auftaucht. Das würde einiges erklären.«
    Er biss sich auf die Lippen.
    »Vielleicht war es falsch, dass ich euch in die Traumflut geholt habe.«
    »Das glaube ich nicht«, widersprach No. »Ohne den Traum hätte der Druide doch gar nichts zu mir gesagt. Vielleicht verstehe ich ja auch einfach den Hinweis nicht.« Er blickte Rufus an. »Mach dir keine Vorwürfe. Es ist nicht deine Schuld. Wenn einer Schuld hat, dann bin ich das. Ich schaffe es ja noch nicht mal hier in den Gewölben auf die richtige Spur zu kommen.«
    »He, Leute!«, unterbrach ihn Filine. »Denkt mal bitte nach! Nos Fragment hat sich nicht aufgelöst. Und das müsste es doch, wenn die Flut wirklich gescheitert wäre. Also sollten wir nicht gleich aufgeben.«
    »Vielleicht hast du recht«, seufzte No. »Aber was machen wir denn jetzt?«
    »Ich würde vorschlagen, wir machen eine Pause«, sagte Filine »Es ist spät, und es hat keinen Sinn, wenn wir uns die Köpfe zerbrechen und dabei trotzdem nicht weiterkommen. Morgen ist der Flutmarkt. Was meint ihr? Ich bin dafür, dass wir daran teilnehmen. Wenn die Flut sich nicht mehr zeigt, können wir eh nichts daran ändern.«
    »Wir haben aber noch die ganze Nacht«, sagte Rufus. »Wie wäre es, wenn immer einer von uns weiterforscht und die beiden anderen schlafen? Wenn sich bis morgen früh nichts getan hat, gehen wir auf den Flutmarkt. Dann verpassen wir wenigstens den nicht.«
    »Wenigstens«, brummte No düster. Doch schließlich nickte er. »Aber wenn es wirklich vorbei ist, wofür haben wir uns dann die ganze Arbeit gemacht?«
    »Vielleicht lernt man in Traumfluten einfach nur«, meinte Filine. »Und das ist ja auch was wert.«
    »Ja, ja«, sagte No und verdrehte die Augen. »Legt ihr euch hin, ich übernehme die erste Wache!«

Die Händler
    Obwohl die drei Lehrlinge es genau so machten, wie sie es verabredet hatten, schien keiner von ihnen auf die entscheidende Spur zu stoßen.
    Jedes Mal, wenn einer den nächsten weckte, um sich selbst schlafen zu legen, musste er eingestehen, dass die Flut sich nicht wieder gezeigt hatte.
    Als ein fernes Glockenschlagen schließlich verkündete, dass es früh am Morgen war, beschloss Rufus, der

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