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Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)

Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)

Titel: Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Landorff
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das nicht wissen, dachte der Mann in Tel Aviv. Vielleicht lebensrettend. Er blickte auf die Lichter der Stadt herunter. Er wollte dem Regler helfen. Aber er durfte jetzt auch keine Fehler machen. »No way«, sagte er schließlich. »Ich werde es Ihnen nicht sagen.«

6
    Hitze
    Er schaute zu, wie Tretjak sich langsam aus den Fesseln befreite, zwei Handgelenke und ein Fußgelenk waren schon frei. Guter Zeitpunkt, um ihn noch mal zu erschrecken, dachte er. Er suchte auf dem Laptop ein Bild und schaltete den Beamer ein. Es war ein Foto von ihm selbst. Er zögerte kurz, dann drückte er den direkten Knopf der Gegensprechanlage und sprach selbst. Die Frauenstimme war jetzt tot. Aus, vorbei. Tschüs, Kleine. Er sah, dass Tretjak tatsächlich erschrak, als die männliche Stimme anfing zu sprechen. »Dieses Bild sollte bei meiner Beerdigung verteilt werden, auf so einem Kärtchen. Aber es kam niemand. Nur meine Frau war da und der Pfarrer.«
    Das eigene Bild starrte ihn jetzt gleich zweimal an, von seinem Laptop aus und von dem Fernsehschirm, der den Raum zeigte. Sein schütteres Haar, sein Allerweltsgesicht, das er nie gemocht hatte, das schiefe Lächeln, das er geerbt hatte und nie losgeworden war.
    »Wissen Sie, wer der Pfarrer war, Tretjak?«
    Er schickte einen Stromstoß in die Leitung, der Drehknopf war ziemlich weit aufgedreht. Tretjak entfuhr ein dumpfes Geräusch des Schmerzes. Das war selten.
    »Antwort, bitte.«
    »Ich weiß es nicht.«
    Noch mal ein Stromschlag. »Denken Sie nach. Wie viele Pfarrer kennen Sie? Woher weiß ich so viel über Sie?«
    »Lichtinger?«
    Christian Senne nahm eine der blassgrünen Tabletten. Drei waren jetzt schon weg, die Reihe war merklich kürzer geworden.
    »Lichtinger?«, wiederholte Tretjak.
    Er suchte im Laptop das Bild und warf es als Antwort an die Wand. Joseph Lichtinger mit dem Falken. Über die Vögel hatten sie sich kennengelernt, bei einer Auktion in London. Falken. Sein Vater hatte auch Falken besessen, der Falke, ein Nazivogel, klar. Aber als Junge hatte er die Vögel bewundert. Und auf sie hatte sich sein Hass nicht erstreckt. Lichtinger und er hatten festgestellt, dass sie beide in Niederbayern wohnten. Senne hatte ihn auch einmal in Südtirol besucht, dort oben in seinem Nest in den Bergen. Guter Typ, gute Ansichten. Er erinnerte sich genau an den Abend, als er Lichtinger vom rätselhaften Verschwinden der vier Kattenbergs erzählt hatte. Und Lichtinger ihn auf einmal angesehen hatte, sie hatten schon ziemlich viel Rotwein getrunken: »Vier Menschen auf einmal verschwunden, geräuschlos, mitsamt ihrem Vermögen? So was ist nicht leicht zu organisieren. Das riecht nach einem guten Freund von mir.«
    Er drückte auf die Taste der Gegensprechanlage. »Er will Sie immer beschützen, Ihr Freund Lichtinger, mit Gebeten, sogar mit Voodoozauber, zu dem man frisches Kaninchenblut braucht. Aber er hat Sie auch verraten, Ihr Freund Lichtinger.«
    Senne nahm noch eine der Tabletten. Wurde ihm schon heiß, oder bildete er sich das nur ein? »Ich war übrigens auch auf meiner Beerdigung«, sagte er. »Hab mich auf dem Friedhof rumgetrieben, schwarzer Schnurrbart, Mütze, hat niemand bemerkt, auch Lichtinger nicht. Mich bemerkt sowieso niemand. Das ist auch gut, so sollte es sein. Wir sollten still und unauffällig unser Leben ertragen, bis wir zu Staub werden. Das sind wir der Welt schuldig, dass wir uns nicht einmischen, nie mehr, dass unsere Namen verschwinden.«
    Er nahm die letzten beiden Pillen auf einmal. Sie würden sein Blut zum Kochen bringen. Und dann würde es keinen Senne mehr geben. Fahr zur Hölle, Senne, dein Vater ist schon dort.
    Die erste Hitzewelle dauerte nur ein paar Minuten. Das Stück Holz, das er sich zurechtgelegt hatte, um draufzubeißen, brauchte er noch nicht. In den Aufzeichnungen seines Vaters hatte er gelesen, dass Experimente mit kleinen Kindern ergeben hätten, dass sie den Schmerz deutlich länger ertragen konnten, wenn man ihnen ein Stück Holz zwischen die Zähne schob. Die zweite Hitzewelle ließ ihn fast bewusstlos werden. Er steckte das Holz zwischen die Zähne und beobachtete Gabriel Tretjak.
    Das geht doch viel zu einfach, diese Fesseln loszuwerden, dachte er. Fällt dir das nicht auf, Tretjak? Er überlegte, ob er ihn noch mal mit einem Stromstoß ärgern sollte, einer seiner Füße hatte ja noch Kontakt mit der Leitung.

    Aber dann begann die dritte Hitzewelle, nach der es keine Gedanken mehr gab.

7
    Die Klinik
    Sie hatten großes Geschütz

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