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Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)

Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)

Titel: Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Landorff
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eines Onkels war. Gabriel Tretjak konnte nicht verhindern, dass es zum Prozess kam, auch nicht, dass der »Terminator« verurteilt wurde. Aber der Prozess fand in Israel statt, nicht in den USA, und die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Ehud Mandelbaum verließ das Gericht als freier Mann, oder besser gesagt, als freier Jugendlicher. Was genau Tretjak unternommen hatte, war immer im Dunkeln geblieben. Aber der Anwalt der Familie Mandelbaum hatte ihnen versichert: Angesichts der Lage der Dinge sei es ein Glanzstück gewesen.
    Während des Prozesses hatte Ehud Mandelbaum den Regler zum ersten Mal gesehen. In der vierten Reihe hatte er gesessen, ganz außen. Und am Ende hatten sie sich die Hand gegeben. Beim großen Abendessen zu Hause aber war er schon abgereist.
    Nur noch einmal hatte er ihn danach persönlich getroffen. Etwa ein Jahr später hatte Tretjak ihn um ein Sicherheitskonzept gebeten, eine Art Actionplan. Er sollte in Kraft treten, falls er, Tretjak, einmal in Schwierigkeiten kam und selbst nicht handeln konnte. Eine Stunde hatte Tretjak für ihre Besprechung angesetzt, für diese eine Stunde war er nach Tel Aviv gekommen. »In einer Stunde«, hatte er am Telefon gesagt, »lässt sich viel regeln.« Ein Satz, den Ehud Mandelbaum sich gemerkt hatte.

    Jetzt sah er auf die Uhr, die im Kraftraum an der Wand über den Hantelständern hing. Es war abends, kurz nach zehn. Dieser Maler hatte das Codewort geschickt. Eigentlich bedeutete das, dass Mandelbaum ihm eine Mail mit Informationen schicken sollte. Mehr nicht. Aber er beschloss, Maler anzurufen, sofort.
    Das Gespräch dauerte nicht lange, offenbar hatte der Mann gesundheitliche Probleme. Seine Frau, die zuerst am Telefon gewesen war, hatte ihn gebeten, sich kurz zu fassen.
    Mandelbaum erklärte dem Kommissar in groben Zügen das Prinzip: Der Schlüssel war Tretjaks Handy. Es sendete ununterbrochen sämtliche Daten als Kopie an Mandelbaums Rechner, also alle SMS, E-Mails, Anrufe, Kontakte, Bilder, Mailboxaufnahmen. Und natürlich auch die geographischen Koordinaten. Mandelbaums Rechner wusste immer, wo Tretjak gerade war. Wenn das Handy ausgeschaltet war, wurden immerhin noch Anrufe an die Mailbox nach Tel Aviv gesendet und die SMS, die nicht zugestellt werden konnten. Mandelbaum musste für den Kommissar ab und zu den Inhalt eines Satzes in anderen Worten wiederholen, weil der zwar ganz gut Englisch sprach, aber in der Computerwelt und ihrer Begrifflichkeit nicht gerade bewandert war.
    »Dann wissen Sie also fast alles über Gabriel Tretjak«, sagte der Kommissar.
    »Ich nicht«, sagte Mandelbaum. »Mein Rechner, der weiß alles.« Er versuchte das ziemlich ausgeklügelte System mit den Codewörtern zu erklären – dass Tretjak an Personen seiner Wahl Codewörter vergeben konnte und nur diese Codewörter den Zugang zu den Daten des Rechners ermöglichten. Aber das interessierte den Kommissar nicht besonders.
    »Wo ist er?« fragte er. »Wissen Sie das?«
    »Ich kann Ihnen sagen, wo Tretjaks Handy ausgeschaltet wurde. Und wo es für eine einzige SMS wieder eingeschaltet wurde«, sagte Mandelbaum. »Ich weiß auch, dass die SMS an eine Frau Welterlin ging, und ich weiß, was drinstand.«
    »Und der Ort? Wo ist dieser Ort?« Der Kommissar wirkte nervös.
    »Der Ort des Handys ist München, es ist ein Gebäude am Ende einer Sackstraße zum Englischen Garten. Sie können es auf Google Earth aus der Luft sehen. Da sind nur Bäume und dieses Haus. War bis vor einem Jahr eine Privatklinik, eine Frauenklinik. Die Hohwieler-Klinik. Steht jetzt leer, sucht einen Käufer. Die Adresse ist Sonnental 1. In der Straße gibt es nur dieses Gebäude.«
    Zwei Männer, die den Kraftraum betraten, steuerten grinsend auf Ehud zu, drehten aber ab, als sie sahen, dass er telefonierte. Er wollte den Kommissar noch fragen, warum er das Codewort so spät geschickt hatte, aber dazu kam er nicht mehr. Maler hatte es jetzt offenbar eilig. Er versicherte sich noch, dass er alle Informationen per Mail bekommen würde. Und wollte noch eines wissen.
    »Sie sprachen vorhin von mehreren Personen, die solche Codes wie ich bekamen. Haben die jetzt dieselben Informationen? Wissen jetzt also auch von diesem Ort?«
    »Richtig.«
    »Wer sind diese Personen?«
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen.«
    »Es könnte sehr wichtig sein für Gabriel Tretjak, dass ich das weiß«, sagte der Kommissar in München. »Vielleicht lebensrettend.«
    Es könnte auch wichtig sein für Gabriel Tretjak, dass Sie

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