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Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)

Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)

Titel: Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Landorff
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Er achtete darauf, dass er seine Gedanken und Gefühle auf kleiner Flamme und ausschließlich in der Gegenwart hielt. So hatte es der Regler immer gehalten, wenn ihm eine schwierige Situation bevorstand, die man vorher nicht einschätzen konnte. Alle Sinne auf Empfang, nicht auf Senden, alle Nerven auf Reaktion, nicht auf Aktion.
    Die Fensterkurbel in der Tür neben sich sah er gestochen scharf, er nahm den muffigen, klammen Geruch der Polster überdeutlich war, sah die Hundehaare an dem Netz, das den Gepäckraum abgrenzte. Das Metall des Reißverschlusses seiner Reisetasche blitzte hin und wieder auf im Licht einer vorbeihuschenden Laterne. Auf dem letzten Stück des Weges schneite es draußen nicht mehr. Schemenhaft zeigte sich die Landschaft, dunkle, mit Schnee beladene Fichten, sanft ansteigende Hänge.

    Die Station bestand aus drei Häusern im Niemandsland: Pers Wohnhaus, ein Geräteschuppen und die Pension, die vier Zimmer hatte. Der Hundezwinger war ein großes eingezäuntes Areal mit Boxen für jeweils drei bis vier Tiere. Ein Scheinwerfer, der auf einem Pfahl angebracht war, beleuchtete die Szenerie.
    Die Hunde waren ziemlich groß und struppig. Raue Gesellen, die laut bellten. Einer hatte ein abgebissenes Ohr. Wenn man ihnen das Geschirr anlegte, fühlten sie sich weich und warm an und schmiegten sich an Tretjaks Anorak.
    Das Zimmer in der Pension war sehr klein. Die Möbel waren aus hellem Kiefernholz, die Bettbezüge blau-weiß gestreift. Es war sehr warm in seinem Zimmer. Offenbar hatte jemand schon Stunden vor seiner Ankunft den Ofen aufgedreht, der mit einer Gasflasche betrieben wurde. Tretjak schaltete ihn aus, obwohl das Thermometer am Eingang des Hauses um acht Uhr abends schon minus 18 Grad anzeigte. Außer ihm gab es keinen anderen Gast im Haus.
    Beim Einschlafen auf dem gestreiften Kissen dachte Tretjak an Carola. Am Tag vor seiner Abreise hatten sie sich in Mailand getroffen. Sie hatten gegessen, waren durch die Stadt gelaufen und hatten viel geredet. Einmal hatte er ihrer beider Spiegelbild in einem Schaufenster gesehen, wie sie die Straße überquerten, Hand in Hand. Wie ein richtiges Paar, hatte er gedacht. Und der Gedanke hatte ihm gefallen. Am Morgen dann, als er das Hotelzimmer verließ, wo sie noch schlief, hatte ihm dieser Gedanke immer noch gefallen. Aber allmählich, erst im Taxi, dann im Flugzeug, war er verblasst. Wie ihr Geruch, der anfangs noch deutlich auf seiner Haut und in seinen Kleidern gehangen hatte und sich dann verabschiedete. Jetzt beim Einschlafen dachte er das noch einmal. Ein richtiges Paar. Wie könnte man das leben? Jeden Tag? Wo könnte man das leben?
    Es war stockdunkel im Zimmer, und draußen auch. Nirgends brannte ein Licht. Tretjak konnte durch das Fenster Sterne am Himmel sehen. Er dachte an den Satz des Physiknobelpreisträgers Wilczek, den er sich gemerkt hatte, über den er auch mit Sophia Welterlin gesprochen hatte. »Wir müssen mit der unheimlichen Vorstellung leben, dass unendlich viele, leicht abweichende Kopien unserer selbst irgendwo anders ihre Parallelleben führen und dass jeden Augenblick noch mehr Doppelgänger entstehen und eine alternative Zukunft in Angriff nehmen.«

    Ein richtiges Paar. Tretjak glaubte nicht, dass er dazu jemals in der Lage sein könnte. Aber vielleicht eine leicht abweichende Kopie von ihm?

Freitag, 1. Dezember
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    Sie erreichten die Hütte wie vorgesehen am späten Nachmittag. Es war dunkel, aber am Himmel stand ein unglaublich heller Mond. Die Schlitten glitten über den lang abfallenden Hang, der Atem der Hunde hörte sich ein bisschen an wie rhythmisches Wasserrauschen. In der Hütte brannte Licht, das konnte man von weitem sehen. Ein Schlitten stand davor, sechs Hunde saßen aufgereiht im Schnee. Per war mit seinem Schlitten etwa einen Kilometer voraus, deshalb sah Tretjak, wie er anhielt, vom Schlitten stieg und in die Hütte ging. Bei ihm selbst dauerte alles etwas länger, seine Hunde ignorierten erst mal sein Kommando »Stå!« und steuerten auf ihre Artgenossen zu, die schon bellten. Tretjak war gerade damit fertig, die Hunde voneinander zu trennen, als Per wieder aus der Hütte trat.
    »Gemütlich da drin«, sagte er. »genießen Sie die Zeit. Vergessen Sie nicht, die Hunde zu füttern. Bis übermorgen früh!« Und schon stand er wieder auf seinem Schlitten, und Sekunden später sah Tretjak das Gefährt hinter der Hütte Richtung Wald verschwinden. Der Hundeschlittenführer Per wollte noch eine andere

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