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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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mit dem Killer zusammengearbeitet haben», sagte Oshivelo.
    «So ist es.» Fourie nickte. «Lucas Elago hat mir das bestätigt.»
    «Dachte ich es mir doch!», sagte Robinson.
    «Das ist völliger Unsinn», sagte Clemencia. Elago hatte die Entführung allein durchgezogen, und er hatte im Auftrag von Fourie gemordet. Die beiden hatten ihre Motive, ihre Interessen, sie hatten ein geheimes, aber sehr nachvollziehbares Abkommen geschlossen. Welche Rolle hätte dabei Donkerkop spielen sollen? Da war kein Platz für ihn oder sonst eine dritte Person. Clemencia sagte: «Sie können viel erzählen, Herr Fourie. Von uns war schließlich keiner dort oben dabei. Ich denke, dass Sie das alles nur erfunden haben, um …»
    «Holen Sie die Presseleute!», sagte Fourie. «Wenn die an der Treppe versammelt sind und alles für die Interviews bereit ist, wird Donkerkop ohne Sprengstoff herunterkommen. Sie werden ja sehen!»
    «Wenn Sie hier ein Spielchen spielen wollen, Herr Fourie …!» Oshivelo drückte Robinson das Megaphon, das zu seinen Füßen gestanden hatte, in die Hand. «Frage den Kerl dort oben, ob er weiß, wo meine Frau gefangen ist!»
    Robinson räusperte sich und brüllte in Richtung der Freiheitskämpferstatue hoch. Ein leises, zerrissenes Echo wehte über den Paradeplatz zurück. Donkerkop legte die Hände trichterförmig um den Mund und rief: «Klar weiß ich das.»
    Oshivelo nickte Robinson zu. Der brüllte: «Wo ist sie?»
    Trotz des Windes war die Antwort nicht misszuverstehen: «Erst die Pressekonferenz!»
    «Glauben Sie mir jetzt?», fragte Fourie.
    Robinson plärrte ins Megaphon: «Herr Cloete, wir bestimmen hier, wie die Sache läuft. Ich kann Ihnen nur raten …»
    «Genug!», sagte Oshivelo.
    «… uns den Aufenthaltsort …»
    «Schluss jetzt, Robinson!» Oshivelo strich sich den grauen Bart. Dann legte er die Hand flach auf die Tischplatte und massierte seine Knöchel. Er sagte: «Wenn er wirklich meine Frau hat, warum rückt er damit erst jetzt heraus? Das hätte ihn doch von Anfang an in eine ganz andere Verhandlungsposition gebracht.»
    «Die Medienvertreter warten an der Zufahrt», sagte Fourie. «Sollte nicht einer der Herren veranlassen, dass man sie durchwinkt?»
    Der Armeeoffizier blickte Oshivelo an. Der zuckte die Achseln und meinte: «Zum Fall Lubowski habe ich nichts zu sagen. Und vor der Presse werde ich nicht einmal sagen, dass ich dazu nichts sage.»
    Der Armeeoffizier wandte sich an Fourie: «Und Donkerkop wird wirklich den Sprengstoff zurücklassen, bevor er zu den Pressefritzen herabkommt?»
    Fourie nickte.
    «Gut», sagte Oshivelo. «Dann können wir ihn auf der Treppe ja gefahrlos aus dem Spiel nehmen.»
    «Sie denken an eine Spezialeinheit, die sich unter die Journalisten mischt?», fragte Robinson.
    «Ich denke an das Maschinengewehr», sagte Oshivelo.
    «Und Ihre Frau?»
    «Donkerkop weiß sowieso nichts.»
    «Sie wollen ihn erschießen?», fragte Fourie. Seine Stimme zitterte ein wenig. «Nur wegen eines verdammten Interviews, das Sie nicht geben wollen?»
    «In der Tat», sagte der Armeeoffizier. «Das verstehe ich auch nicht ganz.»
    Das Maschinengewehr stand oben am Aussichtspunkt. Zwei Soldaten blickten darüber hinweg. Wenn Donkerkop die Treppen hinabstieg, würde er zwangsläufig in den Rücken getroffen werden. Eine der Wolken, die durch den Himmel zogen, warf ihren Schatten über den Paradeplatz. An dessen Stirnseite flatterte die namibische Flagge im Wind. Der Armeeoffizier lehnte sich in seinen Stuhl zurück und sagte: «Ich denke, wir sollten die Presse herbitten.»
    «Meine Meinung kennen Sie», sagte Oshivelo.
    Der Armeeoffizier gab Befehl, die Wachen an der Schranke zu benachrichtigen. Dann sagte er: «Und das Maschinengewehr vergessen Sie besser, Herr Oshivelo! Ich kann beim besten Willen keine unmittelbare Gefahrenlage erkennen.»
    Oshivelo breitete die Hände aus. «Versuchen Sie Ihr Glück! Aber ich trete nicht vor die Presse.»
     
    Donkerkop:
    Ja, ich war beim Attentat auf Lubowski dabei. Ja, ich habe geschossen. Aus fünfzig Zentimetern Entfernung. Ich weiß nicht, ob er da schon tot war. Tausendmal habe ich mich das gefragt, all die Jahre. Tausendmal habe ich versucht, mich zu erinnern, ob er sich bewegt oder geatmet hat. Aber ich weiß es nicht. Und inzwischen spielt es für mich auch keine Rolle mehr. Egal, ob er noch gelebt hat, für mich zählt nur, dass ich abgedrückt habe. Deswegen bin ich schuldig, ganz gleich, wer da sonst noch seine Finger im

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