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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Windhoek waren, schwitzte er. An irgendeiner Haltestelle stieg einer in den Bus und predigte. Über Kain und Abel, Genesis 4. Gott sprach zu Kain: «Vervloek is jy dan nou …» Verflucht solle er sein und verbannt von der Erde, die das Blut des Bruders aufgesogen hat. Und nichts solle Frucht bringen, wo er den Boden bestelle. Und sein Schicksal sei, ziellos auf der Erde umherzuirren. Kain, der Schwächling, hatte Angst, dass ihn jeder x-Beliebige umbringen würde. Und der Herr sagte: «Nein! Wer Kain ermordet, wird siebenmal gestraft werden.»
    Da hätte er am liebsten laut aufgelacht, wenn das nicht so sehr in der Brust geschmerzt hätte. Gott, der Herr, machte auch nur halbe Sachen. Der hatte genauso wenig wie seine Geschöpfe begriffen, dass man durchziehen musste, was man einmal begonnen hatte. Bis zum bitteren Ende. Sterben würden alle, er und Gott und vorher noch ein paar andere.
    Dann erreichten sie die Provinz KwaZulu-Natal. Er war noch nie hier gewesen, doch der Busbegleiter fühlte sich anscheinend zum Reiseführer berufen und plapperte unentwegt ins Mikrophon. So erfuhr er, dass in dieser Gegend alle möglichen Völker einander abgeschlachtet hatten. Deshalb gab es hier Städte, die Vryheid hießen, und Flüsse mit dem Namen Blood River. Irgendwie erschien ihm das ganz logisch.
     
    Fourie war verreist. Nach Südafrika. Seine Haushälterin wusste nicht genau, wann er zurückkommen würde, doch viel Gepäck hatte er anscheinend nicht mitgenommen. Clemencia fragte, wie es ihren Kindern gehe.
    «Der Junge will jetzt Polizist werden», sagte die Frau am Telefon.
    «Das gibt sich wieder», sagte Clemencia und bat um Rückruf, sobald Fourie wieder da sei. Dann setzte sie sich an den Schreibtisch, um die Pressekonferenz vorzubereiten. Mit Oshivelo hatte sie die Generallinie abgesprochen. Man ermittle in alle Richtungen, aber für Spekulationen sei es zu früh. Die zu erwartende Unzufriedenheit der Pressevertreter wollten sie besänftigen, indem sie um Mithilfe baten. Vielleicht hatte ja doch jemand gesehen, wer Chappies Maree am Flughafen abgeholt hatte.
    Robinson kam herein, um Bericht zu erstatten. Er grinste bis über beide Ohren, sodass man vermuten konnte, der Killer habe sich soeben ihm persönlich gestellt. Was er und die anderen wirklich herausgefunden hatten, war allerdings wenig spektakulär. Van Zyl hatte in seiner Firma für eine Woche Urlaub genommen, und zwar ab dem Tag, als Chappies Maree in Windhoek angekommen war. Eine Arbeitskollegin hatte ausgesagt, dass van Zyl mit einem Freund auf die Jagd gehen wollte. Irgendwo in der Kalahari. Van Zyls Witwe hatte das grundsätzlich bestätigt, aber eine Jagdfarm in einer ganz anderen Richtung, nämlich beim Erongo-Gebirge, als Ziel des geplanten Männerausflugs genannt.
    «Und?», fragte Clemencia.
    Robinson lehnte sich zurück und legte ein Bein übers andere. Erstens sei für das meiste Wild Schonzeit, zweitens habe er am Hosea-Kutako-Flughafen nachprüfen lassen, dass Maree keine Jagdwaffen eingeführt hatte, und drittens habe sich auf der betreffenden Jagdfarm weder ein van Zyl noch ein Maree angesagt.
    «Ein Jagdausflug», sagte Robinson tief befriedigt. «So etwas würde ich auch vorschieben, wenn ich Frau und Kind zu Hause lassen wollte und niemand wissen sollte, dass ich kriminelle Geschäfte zu erledigen habe.»
    Der Rest war wilde Spekulation. Robinson tippte tatsächlich auf illegalen Diamantenhandel. Er hatte schon begonnen, die Voranmeldungen in den Hotels von Lüderitz, Klein-Aus und rund ums Sperrgebiet zu überprüfen. Bisher allerdings ohne Ergebnis. Jetzt hatte er vor, an die Protected Resources Unit, die für die Sicherung der Diamantenminen zuständig war, heranzutreten. Wenn in letzter Zeit ein paar Handvoll Klunker abhandengekommen wären, könne man die Sache vielleicht von der anderen Seite her aufrollen. Clemencia hielt das für Zeitverschwendung, doch da Oshivelo anscheinend schon zugestimmt hatte, nickte sie nur. Als Robinson laut über die Notwendigkeit eines Dienstflugs ins Sperrgebiet nachzudenken begann, scheuchte sie ihn hinaus.
    Zur Pressekonferenz kamen die üblichen Verdächtigen. NBC Radio, The Namibian, The Sun, Die Republikein. Bei der Dame vom Windhoek Observer musste man auf der Hut sein. Sie beherrschte die Kunst, Zitate aus dem Zusammenhang zu reißen, perfekt. Auch der junge Reporter der deutschsprachigen Allgemeinen Zeitung war da. Er war der Einzige, der Clemencia nicht mit «Detective Inspector» oder

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