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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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wirkte nun vergilbter, als es die zwei Jahrzehnte seit seiner Entstehung rechtfertigten.
    Sollte es wirklich nur um eine erbitterte Auseinandersetzung zwischen Kriminellen gehen? Clemencia konnte nicht leugnen, dass einiges dafürsprach. Vielleicht blieb sie nur skeptisch, weil es sie ärgerte, wie man sie in eine Richtung stieß. Klar, der Doppelmord hatte Aufsehen erregt, die Öffentlichkeit erwartete Ergebnisse, und auch Oshivelo stand unter Druck. Aber er hatte ihr nun mal den Fall übertragen. Dann sollte sie ihn gefälligst auch führen dürfen, wie sie es für richtig hielt.
    Clemencia sah kurz zu Angula hinüber. Der saß da wie aus Stein gemeißelt, doch sein Gesicht war ein einziges Nein. Clemencia zwang sich zu einem Lächeln. Nur jetzt nicht die Beleidigte spielen! Keine Schwäche zeigen! Souverän bleiben! Sie sagte: «Meine Herren, ich danke Ihnen für die wertvollen Anregungen. Wir suchen ab sofort nach Hinweisen auf schwere Bandenkriminalität. Ich bin sicher, dass sich bald konkrete Ergebnisse zeigen werden. Also an die Arbeit!»
    Oshivelo nickte, und alle standen auf. Clemencia wartete, bis sie fast an der Tür waren.
    «Nur Angula und ich bleiben zur Sicherheit an den Lubowski-Akten», sagte sie dann und tippte auf die Schlagzeile des Namibian . «Die Presse hat Blut geleckt. Wir wollen uns nicht vorwerfen lassen, nur in eine Richtung zu ermitteln.»
    Bei ihrem letzten Satz blickte Clemencia Oshivelo direkt in die Augen. Wenn er ihr jetzt vor den Männern in den Rücken fiel, konnte er sie gleich abservieren. Entweder ließ er sie machen, oder er ließ sie fallen. Er musste sich entscheiden, was ihre Arbeit ihm wert war.
    Oshivelo zögerte einen Moment. Dann sagte er: «Sie halten mich auf dem Laufenden, Inspector!»
    Als endlich alle draußen waren, zeigte Clemencias Handy 11 Uhr 43 an. Sie musste aufbrechen, wenn sie rechtzeitig bei Melvins Kautionstermin sein wollte. Nur noch schnell Fourie anrufen! Sie ließ es klingeln, bis die Mobilbox ansprang. Nichts, niemand. Dann klopfte es, und Angula kam wieder herein. Er habe etwas gefunden, was vielleicht wichtig sein könnte. Während der Dienstbesprechung hatte er kein Sterbenswort gesagt. Es schien etwas zu sein, was nur Clemencia hören sollte.
    «Also?», fragte sie.
    «Magnus Malan, der ehemalige südafrikanische Verteidigungsminister, hat 1990 vor dem Parlament behauptet, dass Anton Lubowski für den Apartheid-Geheimdienst tätig gewesen war. Angeblich lieferte er Informationen über die SWAPO, militärisch und politisch eminent wichtige Informationen. Die Anschuldigungen wurden später von zwei verschiedenen Seiten wiederholt. Von einem ehemaligen Mitglied der South West African Police Force und von einem bekannten südafrikanischen Reporter mit besten Polizeikontakten.»
    «Lubowski soll ein Spitzel gewesen sein?», fragte Clemencia ungläubig.
    «Es gibt natürlich auch jede Menge gegenteiliger Aussagen.»
    «Die Südafrikaner haben ihn doch dauernd eingesperrt.»
    «Sechsmal.» Angula nickte.
    «Aber?», fragte Clemencia.
    «Sechsmal bis 1987. Danach nicht mehr.»
    «Was soll das, Angula? Was willst du eigentlich sagen?»
    «Nichts. Nur, dass man keine Möglichkeit ausschließen sollte. Und wenn man über zwei Jahrzehnte hinweg vergeblich versucht hat, dem Civil Cooperation Bureau den Lubowski-Mord nachzuweisen, könnte das doch theoretisch auch bedeuten, dass es da gar nichts nachzuweisen gab.»
    «Wer sollte denn dann …?» Clemencia beendete ihren Satz nicht.
    Angula hob abwehrend die Hände, sodass die hellen Innenseiten sichtbar wurden. Er sagte: «Ich bin nur ein kleiner Constable.»
    Was Angula anklingen ließ, war barer Unsinn. Es war doch offensichtlich, dass Malan versucht hatte, sich und die von ihm zusammengestellte Mörderbande vor dem Parlament reinzuwaschen. Wenn er Lubowski als südafrikanischen Agenten hinstellte, konnte das CCB kein Interesse gehabt haben, ihn auszuschalten. Ganz im Gegenteil. Dann wäre es logisch, dass der Feind, also die SWAPO, den Verräter in den eigenen Reihen liquidiert hätte. Malans Aussage war nichts als ein schmutziger politischer Trick gewesen, ein kleiner fieser Schachzug in der Destabilisierungskampagne gegen die damals gerade an die Macht gekommene SWAPO-Regierung.
    «Verfolgen wir lieber die Theorie vom Diamantenschmuggel?», fragte Angula wie nebenbei.
    Die SWAPO hatte die Unabhängigkeit erkämpft. Auch mit Gewalt, auch mit Intrigen, aber nicht mit mehr, als in diesem Krieg gegen eine

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