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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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dem CCB oder Acheson gesprochen.
    «Ich kümmere mich um die Sache», versprach Clemencia. Sie nickte Claus Tiedtke zu, ließ ihn stehen und schaute kurz bei ihren Leuten vorbei. Angula saß zwischen Bergen von Akten, in denen er verbissen hin und her blätterte. Auf die Frage, wie er vorankomme, antwortete er etwas kryptisch, das Problem seien die Querverbindungen. Mehr könne er noch nicht sagen. Robinson ereiferte sich gegenüber van Wyk, wieso zum Teufel sich die Diamantenheinis eigentlich für etwas Besseres hielten. Tjikundu telefonierte. Er gab sich so betont Mühe, dienstlich zu wirken, dass es sich mit hundertprozentiger Sicherheit um ein Privatgespräch handelte.
    «Einfach auflegen!», flüsterte Clemencia ihm zu, bevor sie das Präsidium verließ. Obwohl die Mittagssonne herabbrannte, ging sie zu Fuß. In der Zeit, die sie benötigen würde, um den Papierkram für einen Wagen zu erledigen, wäre sie schon da. So konnte sie wenigstens in Ruhe überlegen. Falls Acheson tatsächlich wieder im Land war, musste er gefunden werden. Und zwar möglichst, bevor auch er einer Salve aus einer AK-47 zum Opfer fiel. Zumindest beim zweiten Mord hatte sich der Killer gut informiert gezeigt. Ob er auch wusste, wo Acheson untergekrochen war?
    Acheson, der ehemalige Söldner im kolonialen Rhodesien, der Polizist im Dienste des südafrikanischen Apartheidregimes und später – weil ihm das wohl nicht blutig genug war – ein Killer des CCB. Ein Mann, der regelmäßig auf der Seite der historischen Verlierer gestanden hatte, der wieder und wieder gefallen, doch letztlich immer auf die Beine gekommen war. Ein Mann, der wohl keine Skrupel kannte.
    Und wenn er gar kein potenzielles Opfer war? Vielleicht hatten van Zyl und Maree aus irgendwelchen Gründen beschlossen, nun doch auszusagen. Wenn sie an dem Attentat gegen Lubowski nur indirekt beteiligt gewesen waren, waren ihre Vergehen inzwischen verjährt. Nicht jedoch die des Mannes, der den Finger krumm gemacht hatte. Seine Komplizen konnten Acheson erpresst haben! War Maree nach Windhoek geflogen, um mit van Zyl die letzten Details der Geldübergabe zu besprechen und dann seinen Teil abzukassieren? Vielleicht ging es wirklich nicht um Vergeltung. Vielleicht wollte der Haupttäter von damals die Mitwisser loswerden, die ihm gefährlich werden konnten. Einmal Killer, immer Killer?
    Clemencia überquerte die Kreuzung, ging am Kudu-Denkmal vorbei. Sie hielt sich dicht an den Hauswänden der Independence Avenue, obwohl auch dort nur ein paar überdachte Ladeneingänge vor der Sonne schützten. Handyshops, Fotogeschäfte, Juweliere, Reisebüros. Bei Kentucky Fried Chicken streckte ihr ein Losverkäufer ein paar Lotteriescheine entgegen. Die Zeitungsjungen waren schon abgezogen, doch vor dem Telecom-Gebäude hockte wie immer der Rastafari mit seinen aus Draht und billigen Glasperlen angefertigten Tierfiguren. Die Fußgängerampel zur Post Street Mall hinüber leuchtete rot. Eine Herero-Mutter zerrte ihr Kind trotzdem hinüber. Ein Parkplatzwächter mit verblichener Schutzweste warf eine Münze in eine abgelaufene Parkuhr, obwohl nirgends eine Politesse zu sehen war. Wahrscheinlich würde er dem Besitzer des nagelneuen Isuzu vorrechnen, dass dieser immer noch ein gutes Geschäft mache, wenn er ihm zehn Dollar gebe, da er ja dreißig Dollar an Strafzettelgebühr gespart habe.
    Clemencia tauchte in den Schatten des riesigen Gummibaums vor dem Zoopark-Café ein. In der Grünanlage, die sich anschloss, saßen Rentner auf den Bänken und lasen Zeitung. Ein Kleinkind krabbelte über den Rasen. Unter den Bäumen verschliefen ein paar Angestellte aus den umliegenden Büros ihre Mittagspause. Der Park wirkte wie eine Idylle, in der allerdings irgendetwas nicht stimmte. Es lag nicht an den Plastiktüten, die in dem kleinen Teich dümpelten. Es lag an dem satten, frischen Grün des Rasens, den es nur gab, weil er täglich gewässert wurde. Der in dieser Hitze eigentlich keine Existenzberechtigung hatte und gerade deshalb schmerzlich daran erinnerte, dass Schöneres, Weicheres, Lebendigeres möglich war. Irgendwo anders zumindest. In einem Land, in dem es regelmäßig regnete. In dem man nicht nach monatelanger Dürre das erste Gewitter herbeisehnte wie …
    Clemencia schüttelte den Kopf. An der Kreuzung zur Fidel-Castro-Straße querte sie auf die andere Straßenseite und hielt sich unter den Arkaden. Am Geldautomaten der Nedbank standen Touristen in Safarihemden Schlange. Ein paar Meter

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