Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
Vom Netzwerk:
lächelte er. Mit der Rechten nahm er das Küchenmesser, das die Haushälterin zusammen mit dem Rauchfleisch gebracht hatte. Tjikundu stellte seinen Eistee auf der Brüstung der Veranda ab. Seine Pistole steckte noch im Holster. Der barfüßige Junge starrte wie gebannt darauf. Wahrscheinlich würde er Tjikundu gern fragen, ob er mal damit schießen dürfe. Fourie begann, das nahezu schwarze Fleisch gegen die Faser zu schneiden. In so dünne Streifen, dass man fast hindurchsehen konnte. Seine Hände zitterten nicht.
    «Nun», sagte Fourie, «als ich von den Morden an Maree und van Zyl erfuhr, als wir über Lubowski sprachen, wurden diese alten Geschichten für mich plötzlich wieder lebendig. Der Fall von damals mit seinen offenen Enden, mein Frust, meine Entscheidungen und Versäumnisse, all das kreiste erneut durch meinen Kopf. Wie vor Jahren fragte ich mich, ob es auch an mir gelegen hatte, dass die Untersuchung versandete. Und auf einmal war da der Gedanke, dass die Suche nach der Wahrheit manchmal eben einen langen Atem braucht. Es mag seltsam klingen, aber der Mord an den beiden ehemaligen Agenten hat die Flammen wieder angefacht. Das Lubowski-Attentat steht erneut auf der Tagesordnung, und nicht nur für mich. Wenn zwei der Täter umgebracht worden sind, würde der dritte vielleicht …»
    «Herr Fourie», sagte Clemencia, «Sie sind pensioniert! Was zum Teufel …»
    «Eben», sagte Fourie. «Ich weiß gar nicht, was ich mit meiner ganzen Zeit anfangen soll. Und ein kurzer Trip nach Südafrika macht mich nicht arm. Ich rief einen ehemaligen Kollegen in Pretoria an. Der versicherte mir, dass es gar kein Problem sei, eine Besuchserlaubnis zu bekommen. Er regle das sofort, ich solle einfach im Gefängnis vorsprechen. Da habe ich kurz entschlossen meine Koffer gepackt.»
    Fourie legte das Messer auf den Tisch und bot von dem Rauchfleisch an. Tjikundu griff zu. Der Junge tat es ihm mit genau der gleichen Bewegung nach. Clemencia schüttelte den Kopf und fragte: «Was hat Barnard gesagt?»
    «Nichts. Er lachte mich aus. Er kenne keinen Lubowski, keinen Chappies Maree, keinen Slang van Zyl, und wenn ich ihn weiter nerven würde, kenne er nicht einmal mehr einen Ferdi Barnard.» Fourie schien völlig ruhig. Tjikundu nahm noch zwei Streifen Rauchfleisch und gab eines davon an den Jungen neben ihm weiter.
    «Und dann?», fragte Clemencia.
    «Und dann? Er ließ sich in die Zelle zurückbringen, und ich bin gegangen», sagte Fourie.
    Clemencia nickte. «Und jetzt Spaß beiseite! Wie war es wirklich?»
    «Was meinen Sie?»
    «Was haben Sie mit Barnards Tod zu tun?»
    «Wie bitte?»
    «Ach, Sie wissen gar nicht, dass Barnard in der Nacht nach Ihrem Besuch erhängt aufgefunden wurde?»
    Fourie antwortete nicht. Dabei konnte er doch wunderbar erzählen. Zumindest, wenn es um die Regenzeit und die Farmer ging. Clemencia sagte leise: «Bevor er starb, hat sich Barnard beim Gefängnispersonal über die Morddrohungen beschwert, die Sie ihm gegenüber geäußert haben.»
    Fourie beugte den Oberkörper nach vorn, als wolle er aufspringen. Das Messer lag neben dem Holzbrett mit dem Rauchfleisch. Tjikundu hörte zu kauen auf. Seine Hand fuhr zum Holster der Pistole. Fourie lehnte sich wieder zurück und sagte: «Das ist absolut lächerlich.»
    «Wie erklären Sie sich Barnards Anschuldigungen?», fragte Clemencia ruhig.
    «Ich glaube nicht, dass es unter diesen Voraussetzungen sinnvoll ist, unser Gespräch weiterzuführen», sagte Fourie geschraubt.
    Er war auch nicht anders als der Rest von Clemencias Kundschaft. Die Wahrheit war schön und gut, solange sie einem nicht zu nahe kam. Doch wenn jemand am eigenen Gestank zu schnuppern begann, flüchtete man sich aufs hohe Ross und glaubte nicht, dass es unter diesen Voraussetzungen sinnvoll wäre, noch ein Wort darüber zu verlieren.
    «Wir wollten sowieso gerade gehen.» Clemencia erhob sich. Tjikundu blickte bedauernd auf das aufgeschnittene Rauchfleisch, traute sich aber nicht, noch einmal zuzugreifen. Clemencia sagte: «Ich muss Sie leider bitten, uns zu begleiten, Herr Fourie.»
    Fourie lachte auf. «Sie wollen mich festnehmen?»
    Ja, das wollte sie. Warum auch nicht? Nur, weil er weiße Haut hatte, mal Richter gewesen war und sicher jede Menge einflussreicher Freunde mobilisieren konnte? Sie sagte: «Wegen Verdacht auf Anstiftung zum Mord an Ferdi Barnard.»
    «Das meinen Sie nicht ernst», sagte Fourie.
    «Todernst.»
    «Sie werden Schwierigkeiten

Weitere Kostenlose Bücher