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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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dort registrierten Waffenscheinen abgeglichen.
    «Wie kamen Sie denn dadran?»
    «Als Journalist hat man eben Beziehungen. Ich habe die junge Dame bei einer Reportage kennengelernt und dann noch ein paarmal zufällig getroffen.»
    Wahrscheinlich, weil sie einen so unvergesslichen Eindruck hinterlassen hatte. Clemencia sagte: «Jedenfalls …»
    «Jedenfalls blieb auf meiner Liste nur ein Name übrig, auf den kein Waffenschein ausgestellt war. Ein gewisser James P. Doyle.»
    Clemencia begriff. Um in Namibia Munition zu kaufen, hatte man seinen Waffenschein vorzulegen. Wer einen solchen offiziell ausgestellt haben wollte, musste seine Fingerabdrücke abgeben. Alle zehn. Und da Achesons Abdrücke ja seit seiner Verhaftung 1989 aktenkundig waren, musste er damit rechnen, dass seine Zweitidentität bei einem Abgleich aufflog. Also hatte er seine Lizenz gefälscht, und deswegen war sie nicht registriert.
    Darauf hätte Clemencia auch selbst kommen können. Sie blickte Tiedtke an. «Sie hätten zur Kriminalpolizei gehen sollen.»
    «Wegen der netten Kolleginnen?»
    Clemencia sagte: «Ich wäre Ihnen dankbar, wenn das morgen nicht in der Allgemeinen Zeitung stünde.»
    «Nur Sonnenuntergänge!», sagte Tiedtke mit Inbrunst. «Ich schreibe vorerst kein Wort, das nicht von Ihnen autorisiert wurde.»
    «Gut. Und der Name war James P. Doyle?»
    Tiedtke nickte wortlos, doch es schien Clemencia, als sei er noch nicht ganz fertig. Seine Wangen glühten, und sie vermutete, dass das nicht nur an ihrer Gegenwart lag. Vielleicht am Jagdfieber? Sie fragte: «Sie wissen schon, wo sich Acheson verkrochen hat?»
    «Auf der Farm Rooisand in der Kalahari. Zwischen Gobabis und Leonardville. Knappe drei Stunden von hier.»
    Hatte nicht Maree seinen Kumpel van Zyl zu einem Jagdausflug in die Kalahari mitnehmen wollen?
    «Dort lebt zumindest James P. Doyle», verbesserte sich Tiedtke. «Ob er Acheson ist, wissen wir erst, wenn wir seine Fingerabdrücke haben.»
    «Wir?», fragte Clemencia.
    «Ich habe nie versprochen, aufs Recherchieren zu verzichten. Mir wäre es lieber, wenn Sie dabei wären, aber notfalls fahre ich auch allein zu ihm.»
    «Kommt überhaupt nicht in Frage. Sie bleiben da!», sagte Clemencia. Acheson, the Cleaner! Der berüchtigtste Killer des Apartheid-Geheimdienstes. Der Mann, der höchstwahrscheinlich Anton Lubowski erschossen hatte, auch wenn er damals nicht überführt werden konnte. Einer, der seit achtzehn Jahren spurlos verschwunden war. Der Maree, van Zyl, Burger und Barnard gut gekannt hatte. Der, wenn er die vier nicht selbst umgebracht hatte, wahrscheinlich der Nächste auf der Liste des Killers war. Und der – verdammt nochmal – zumindest eine Ahnung haben musste, worum es hier eigentlich ging.
    «Das könnte die Story meines Lebens werden», sagte Tiedtke.
    «Es ist zu gefährlich. Und außerdem gegen jede Dienstvorschrift.»
    «Miss Garises …»
    «Und unterstehen Sie sich, auf eigene Faust loszufahren!»
    «Miss Garises, ohne mich hätte Acheson da draußen in der Kalahari hundert Jahre alt werden können, bevor Sie …», sagte Tiedtke. Clemencia musste zugeben, dass Tiedtke einiges bei ihr guthatte, aber das hieß nicht, dass er ihr bei einer solchen Aktion zwischen den Beinen herumstolpern durfte.
    «Wir könnten mal zusammen in den Blitzkrieg gehen», sagte sie.
    Seinem Gesicht nach zu urteilen war es nicht die Antwort, die Tiedtke hören wollte.
    «Es geht wirklich nicht», sagte Clemencia und schob Tiedtke aus der Tür. Sie stellte sich kurz ans Fenster und zwang sich, ruhig zu überlegen. Jetzt bloß keinen Fehler machen! Sie musste ihre Leute mobilisieren und vor allem Oshivelo informieren. Die Sache war zu groß, um einen Alleingang zu unternehmen. Wenn sie die Möglichkeit hatten, Acheson in die Finger zu bekommen, konnte sich der Chef schließlich nicht querstellen. Oder doch? Bei allem, was entfernt mit der Lubowski-Sache zu tun hatte, traute ihm Clemencia nicht mehr über den Weg.
    Was, wenn er bezweifelte, dass es sich wirklich um Acheson handelte? Wenn er gerade mal zugestand, zwei ahnungslose Dorfpolizisten aus Gobabis auf die Farm hinauszuschicken? Die würden das Ding mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vermasseln, würden die gefälschten Papiere James P. Doyles nicht als solche erkennen, würden die verkehrten Fragen stellen, und wenn sie überhaupt darauf bestanden, Fingerabdrücke zu nehmen, würden sie hochzufrieden damit abziehen. Noch bevor sie ihre Wache in

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