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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Aufstellung angesehen. Eine Kalaschnikow war auch dabei.»
    «Willst du vielleicht behaupten, dass Oshivelo …?»
    «Ich sage nicht, dass er diesmal selbst geschossen hat», sagte Angula.
    Nein, das war mehr als eine fixe Idee, das war einfach nur abstrus! Clemencia würde sich diesen Unsinn nicht mehr länger anhören.
    «Maree kam extra eingeflogen, um van Zyl zu treffen. Und wie es aussieht, wollten sie zusammen Acheson besuchen. Die hatten etwas vor. Vielleicht hatten sie endlich herausbekommen, wer ihnen damals den Lubowski-Mord angehängt hat, und wollten nun …»
    «Genug!», zischte Clemencia. «Du weißt, ich mag dich, Angula, aber wenn du noch einmal etwas dieser Art andeutest, hänge ich dich bei Oshivelo hin, das schwöre ich.»
    Angula sagte nichts. Starr schaute er durch die Windschutzscheibe nach vorn. Die B6 lief schnurgerade durch flaches Land. Links und rechts drückten sich kahle Büsche in den Sand. Bis zum Horizont war nichts anderes zu sehen.
    «Du hast dich verrannt», sagte Clemencia versöhnlicher. «Das kann mal passieren, aber ich lasse nicht zu, dass du weiterhin auf einen Abgrund zuläufst.»
    Angula schaltete einen Gang herunter, gab verbissen Vollgas und überholte einen Lastwagen aus Botswana.
    «Angula?», fragte Clemencia.
    «Ich bin nur ein kleiner Polizist», sagte Angula. Dann schwieg er, bis sie in Gobabis ankamen. Auf der dortigen Polizeistation wies Clemencia sich aus, erklärte, dass Gefahr im Verzug sei, und bat um Unterstützung. Wegen der nötigen höchsten Geheimhaltungsstufe habe sie auf eine Voranfrage verzichten müssen. Der Stationskommandant zeigte sich beeindruckt und gab ihr acht bewaffnete Männer in zwei Fahrzeugen mit.
    Mit genügend Abstand, um nicht vom Staub eingenebelt zu werden, folgten sie der Pad nach Süden, dem Lauf des Schwarzen Nossob entlang. Vierzig Kilometer lang lief die Straße oberhalb des Tals, am Rand einer flachen, fast vegetationslosen Hochebene. Die vereinzelten Farmhäuser versteckten sich unter enggepflanzten Zypressen und Palmen. Tropische Inseln in diesem Meer aus Sand und Steinen. Weit im Osten standen ein paar weiße Wolken so tief, dass sie fast auf dem Horizont aufzuliegen schienen. Man konnte sich leichter vorstellen, dass sie auf ihrem Weg über die Kalahari verdursteten, als dass sie Regen bringen würden. Dennoch, es waren die ersten Wolken seit Monaten, und es würden mehr kommen, grauere, dichtere, schwerere, und irgendwann würden sie die ersten Tropfen fallen lassen, einzelne Tropfen, die im Staub zerplatzten, bis dann die Schleusen des Himmels mit einem Mal aufspringen und der Regen herabstürzen würde, als wolle er die ganze Welt ertränken. Ein paar Tage später würde vielleicht auch der Nossob fließen. Jetzt war das Rivier natürlich trocken und allein an den Baumreihen erkennbar, die seinen gewundenen Lauf säumten.
    Hinter Hoaseb führte die Pad unterhalb der nun markanter werdenden Abbruchkante entlang. Das Tal verengte sich, die Vegetation wurde dichter. Immer noch war die Dürre nicht zu übersehen, doch allein die Tatsache, dass meterhohe Bäume es geschafft hatten, jahrzehntelang hier zu überleben, ließ das Flusstal fast idyllisch wirken.
    «Alles Prosopisbäume. Eine eingeschleppte Pest», murmelte Angula. Clemencia hatte nicht gewusst, dass er sich mit Bäumen auskannte. Sie sagte nichts, schaute nach draußen. Ab und zu lagen abgemagerte Rinder im Schatten. Ein Warzenschwein trabte mit senkrecht aufgerichtetem Schwanz über die Staubstraße, und einmal schreckte das Motorengeräusch eine kleine Herde Springböcke auf. Sie flüchteten mit ein paar weiten Sätzen, liefen aus und blieben wieder stehen, die erhobenen Köpfe alle in die Richtung der Autos gedreht. Was, wenn die wirkliche Gefahr von einer ganz anderen Seite drohte?
    Den Abzweig nach Rooisand markierte ein Holzgerüst, zwischen dessen Balken ein Schild aufgehängt war. «Jagdfarm und Trophäendienst» stand darauf und – in kleineren Lettern – der Name des Inhabers, James P. Doyle. Der übermannshohe Wildzaun wurde durch ein Gittertor unterbrochen, das mit einer Kette gesichert, aber nicht abgesperrt war. Der Fahrweg führte in einem weiten Bogen nach oben. Die Farmgebäude waren bereits zu sehen. Sie lagen auf einer etwas vorspringenden Felszunge oberhalb des Abbruchs zum Rivierbett. Von dort aus konnte man das Nossob-Tal und die Straße in beide Richtungen weithin einsehen.
    Die Schattenbäume waren vergleichsweise spärlich. Sie wurden

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