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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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entlassen worden war, kurz nachdem sie sich am Abend zuvor verabschiedet hatte. Tjikundu hatte keine Wahl gehabt. Nach zwei Telefonaten von Fleckensteins war die Anweisung, das Verhaftungsprotokoll unverzüglich auszustellen, ziemlich energisch und ganz von oben gekommen.
    «Oshivelo?», fragte Clemencia.
    Tjikundu schüttelte den Kopf. «Ganz oben!»
    Der Haftrichter hatte die Begründung kurz überflogen und Fouries Stellungnahme erbeten. Der hatte die Morddrohung gegenüber Barnard bedauert. Dann hatte er erklärt, dass er mit seinen vielleicht etwas drastischen Worten nur zur Wahrheitsfindung im Fall Lubowski habe beitragen wollen. Der Haftrichter hatte genickt. Keine Zweifel, keine Nachfragen. Eine Krähe hackte der anderen nicht mal dann ein Auge aus, wenn die eine schwarz und die andere weiß war.
    Dass Clemencia sich beim Chef melden sollte, war unter diesen Umständen zu erwarten gewesen. Überraschend war jedoch, dass Oshivelo sie keineswegs zusammenstauchte. Er stapfte in seinem durch die Klimaanlage angenehm kühlen Büro auf und ab, ließ Clemencia Platz nehmen und warf ihr ein paar väterlich besorgte Blicke zu. Auf höherer Ebene habe es Irritationen gegeben, doch er stehe natürlich hinter ihr. Er hätte allerdings leichter argumentieren können, wenn Clemencia ihn über den Sachverhalt rechtzeitig informiert hätte. Dass Fourie einen Schuss vor den Bug bekommen habe, sei – im Vertrauen gesagt – völlig in Ordnung. Wo käme man hin, wenn jeder Rentner meinte, Polizei spielen zu müssen? Nun sei es aber wohl genug. Oder habe Clemencia etwa vor, Fourie weiterhin auf die Pelle zu rücken?
    «Über den Lubowski-Fall weiß er alles», sagte Clemencia.
    «Sie denken immer noch, dass unsere Morde damit zu tun haben?», fragte Oshivelo.
    «Mehr denn je. Erst Maree und van Zyl hier, dann Burger und Barnard in Südafrika. Barnard saß übrigens die letzten zwölf Jahre im Gefängnis. Das spricht nicht dafür, dass er in letzter Zeit an Diamantenschmuggel oder ähnlichen kriminellen Aktivitäten beteiligt war.»
    Es sprach auch nicht unbedingt dafür, dass er zusammen mit seinen Komplizen den Haupttäter von damals erpresst hatte. Solange Clemencia bezüglich des verfluchten Motivs im Dunkeln tappte, blieb alles Spekulation.
    «Soweit ich informiert bin, hat sich Barnard selbst umgebracht», sagte Oshivelo, «und zwar keineswegs mit einer Kalaschnikow. Außerdem geschah das in Pretoria, zwölfhundert Kilometer von Windhoek entfernt. Dafür sind wir nicht zuständig.»
    «Wir haben schließlich unsere eigenen Morde.»
    «So ist es», sagte Oshivelo. Die Ironie in Clemencias Worten schien ihn nicht erreicht zu haben. Auch sonst nahm er seit ein paar Tagen nur wahr, was er wahrnehmen wollte. Die Lubowski-Spur gehörte definitiv nicht dazu.
    Clemencia stand auf. Sie fragte: «Glauben Sie an Zufälle, Chef?»
    Oshivelo strich sich über den grauen Bart. Dann ging er zum Fenster und schaute hinaus. Gegen das blendende Licht wirkte sein massiger Körper wie ein Schattenriss. Ohne sich umzudrehen, sagte Oshivelo: «Zufälle sehen schlecht aus, wenn man eine Geschichte von einem späteren Zeitpunkt aus rekonstruiert. Das liegt daran, dass man Anfang und Ende kennt und gern auf geradem Weg von einem zum anderen kommen würde. Wenn man allerdings mitten in der Geschichte steckt, ist das Ende offen, sind viele Ausgänge möglich. In einer solchen Situation unterscheiden sich Zufälle kaum von den nachträglich so logisch anmutenden Kausalzusammenhängen. Da gibt es nur Ereignisse, die uns einen Schritt weiterführen ins Dunkel der Zukunft. Auf ein Ende zu, von dem wir keinen blassen Schimmer haben.»
    Clemencia war aufgefallen, dass Oshivelo vom unpersönlichen «man» zum «wir» übergewechselt war. Sie hätte gern gewusst, wen genau er damit meinte.
     
    Ndangi Oshivelo, Deputy Commissioner der namibischen Polizei:
    Ich glaube, ich kannte Anton Lubowski ziemlich gut. Dennoch fällt es mir schwer zu sagen, wer er wirklich war. Manchmal wirkte er wie ein verwöhntes Wohlstandskind, das sich in Lebensgefahr begab, nur um seine Langeweile zu bekämpfen. Bei wenigen Gelegenheiten hatte ich ihn in Verdacht, dass sein Einsatz kühl kalkuliert war. Jemand, der Weitsicht besaß, konnte erkennen, dass wir letztlich siegen würden. Hatte sich Lubowski einfach frühzeitig entschieden, aufs richtige Pferd zu setzen?
    An den meisten Tagen schien er jedoch von einem geradezu hemmungslosen Idealismus durchdrungen zu sein. In Worten

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