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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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gelacht.
    Vielleicht war Clemencia noch nicht genügend drin. Vielleicht kam sie nicht weiter, weil sie sich mit aller Kraft dagegen wehrte, aufgefressen zu werden. Vielleicht sollte sie sich stattdessen dem Ungeheuer ins Maul werfen. Clemencia begann, die ganze Geschichte noch einmal aufzurollen.
    Wieder bauten sich Bilder vor ihr auf, sah sie einen Film ablaufen, nur dass er die wohlbekannte Handlung nun ganz anders zeigte. Sie sah einen dicken Buren Zitronenbäume wässern, bevor er unter einer Salve zusammenbrach. Ein zweiter Bure trat aus dem Ankunftsbereich des Flughafens und blickte sich suchend um. Ein Streichholz strich über eine Reibefläche, flog durch ein offenes Wagenfenster und ließ Stichflammen aus dem benzingetränkten Polster emporschießen. So ging das. Hinter einer Scheibe zog die endlose, dürre Landschaft Südnamibias vorbei. Clemencia legte einen Telefonhörer auf die Gabel, weil eine Polizistin nach der Wahrheit gefragt hatte. Sie betrachtete die Außenmauern des Zentralgefängnisses von Pretoria, hinter denen ein Häftling erhängt aufgefunden worden war. Sie kletterte in einen Lastwagen, der Möbel transportierte. Ein Verkehrspolizist fiel tödlich getroffen auf den Asphalt. Seine Schuld, er hätte nicht kontrollieren müssen. Clemencia schaltete die Scheinwerfer eines Bakkies ein, gab Gas, überrollte einen anspringenden Bullterrier, stellte einem irischen Rassisten eine Frage, verstand nicht, dass der Mann wirklich gehofft hatte, mit einer Antwort sein Leben zu retten. Die Schüsse waren jetzt nichts Besonderes mehr. Dann war sie wieder in Windhoek. Einer noch! Nur einer, aber er war weg, sie hatte keinen Schimmer, wo er sich verkrochen hatte, und die gesamte Polizei Namibias war hinter ihm her, und Clemencia zermarterte sich das Hirn, wie sie ihn vorher kriegen konnte. Denn sie musste ihn kriegen! Koste es, was es wolle!
    Als der Morgen graute, blies Clemencia die Kerze aus. Durch das kleine Fenster sah sie zu, wie sich das Licht von Osten in die Welt kämpfte. Das fiel ihm nicht leicht, denn tiefstehende, dicke Wolken ballten sich am Himmel. Regenwolken. Normalerweise blieb es selbst während des Höhepunkts der Regenzeit morgens klar, zogen die Wolken erst am frühen Nachmittag auf, um sich gegen Abend in heftigen Gewittern zu entladen. Doch was hieß schon normal?
    Clemencia reagierte nicht, als Miki Selma an die Tür klopfte und rief, dass die Stadt Windhoek sie keineswegs kleinkriegen würde, das Frühstück müsse allerdings aus bekannten Gründen vorerst leider ausfallen. Sie hörte Melvin aufbrechen und Miki Matilda verkünden, dass sie statt der unerquicklichen Losverkauferei doch lieber versuchen wolle, mittels einer entsprechend präparierten Holzpuppe die nächsten Bewegungen des Killers vorherzusagen. Der Killer, das war Clemencia, und sie würde sich erst aus ihrem Zimmer wegbewegen, wenn sie wusste, wie sie Donkerkop vor der Polizei in die Finger bekommen konnte.
    Constancia verabschiedete ihre Kinder in die Schule, Miki Matilda sang draußen an der Feuerstelle irgendwelche monotonen Gesänge, und Miki Selma erkundigte sich durch die verschlossene Tür, ob sie wirklich das mit den Lotterielosen eingenommene Geld für ein Taxi verschwenden solle, wo doch der Wagen von Clemencias Bräutigam vor dem Haus stünde. Clemencia antwortete nicht. Das ganze Sich-Hineinversetzen brachte sie auch nicht weiter. Sie musste sich damit abfinden, dass es schlicht unmöglich war, an Donkerkop heranzukommen. Eine Person konnte schließlich nicht das ganze Land absuchen. Das konnten höchstens die vereinten Polizeikräfte, und selbst denen war es bisher nicht gelungen, eine Spur des Untergetauchten zu entdecken. Aber sie hatten wenigstens eine reelle Chance. Früher oder später würden sie ihn finden, und wenn sie ihn nicht bei der Festnahme erschossen, würden sie …
    Clemencias Handy zeigte genau 10 Uhr 12, als sie die Lösung gefunden hatte. Sie war so einfach, dass sie stimmen musste. Der Killer brauchte sich nicht auf eine aussichtslose Suche begeben. Sie würden ihm seinen Mann bringen. Er musste nur da sein, musste nur an Ort und Stelle warten, bis sie endlich Erfolg hatten. Natürlich würden sie Donkerkop schwer bewachen, aber die Aufmerksamkeit würde nachlassen, sobald sie die Polizeizentrale erreicht hatten und ihn zu den Verhörräumen der Serious Crime Unit hochscheuchten. Vielleicht würden sie Wachen am Eingang aufstellen, aber das würde den Killer wenig stören, denn da

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