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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Wachhabende und schob ihr die Liste zu, auf der sie den Empfang der Waffen quittieren musste.
    Unter dem Scheibenwischer des Golfs klemmte ein Strafzettel. Clemencia legte ihn ins Handschuhfach und fuhr Richtung Katutura. Sie würde das jetzt einfach durchziehen. Egal, welche Konsequenzen es hatte. Aus irgendeinem Grund dachte sie an Oshivelo. Er musste wirklich ernsthaft krank sein, wenn er in so einer Situation einem Idioten wie Robinson das Kommando überließ.
     
    Die junge, schöne Frau suchte über die Mündung der Kalaschnikow hinweg seine Augen und sagte: «Sie sind krank.»
    Er wandte den Blick ab. Der Himmel hing grau und schwer über dem Land. Wenn endlich die Wassermassen herabstürzten, würde man nicht verstehen, wie die Wolken sie so lange gehalten haben konnten. Er sagte: «Ich bin nicht krank, ich sterbe nur.»
    «Ohne Grund stirbt man nicht», sagte die junge Frau.
    «Ein Grund zu sterben findet sich immer», antwortete er.
     
    Als Angula die Pistole durchlud, verzerrte sich sein Gesicht vor Schmerz. Von seiner rechten Hand sahen nur zwei Fingerkuppen aus dem dicken Verband hervor, der bis an den Oberarm hinaufreichte.
    «Geht es?», fragte Clemencia. Sie würde das Tor zum Grundstück selbst aufbrechen müssen. Und dann die Eingangstür. Gott sei Dank hatte Angula wenigstens ein Stemmeisen zu Hause gehabt.
    «Und Verstärkung kriegen wir wirklich nicht?», fragte Angula.
    Clemencia deutete auf das Group-4-Securicor-Schild neben dem Eingang. «Wenn wir Glück haben, ist der Alarm eingeschaltet.»
    Dann würde spätestens beim Aufbrechen der Haustür die Sicherheitsfirma alarmiert werden. Deren Zentrale würde anrufen und, weil niemand antworten würde, routinemäßig einen Wagen vorbeischicken. Erst dann würden sie kapieren, dass es ernst war. Bis sie mit nennenswerten Kräften anrückten, wäre die Schießerei längst vorbei. Aber wahrscheinlich war der Alarm sowieso nicht aktiviert. Nicht, wenn sich jemand im Haus befand.
    Clemencia setzte das Stemmeisen an. «Also los?»
    «Wenn du nicht recht hast …», sagte Angula.
    «Ich habe recht», sagte Clemencia. Oshivelo hatte sich krankgemeldet, er ging nicht ans Telefon, er reagierte nicht auf ihr Klingeln, und er hatte ganz im Gegensatz zu seiner bisherigen Linie Anweisung gegeben, Donkerkop unbedingt lebend zu fassen.
    «Also los!», sagte Angula. Clemencia hebelte, das Holz knirschte. Sie stemmte sich in das Eisen, warf sich mit der Schulter dagegen, und dann brach das Tor krachend und splitternd aus den Angeln, das Eisen polterte auf den Steinplatten, und während Clemencia hinter dem Torpfeiler abtauchte und ihre Waffe zog, war Angula schon durch die Lücke gehuscht. Der Alarm war nicht angesprungen. Ein Fußgänger, der sich auf der anderen Straßenseite genähert hatte, machte auf der Stelle kehrt und begann zu laufen.
    Clemencia zählte bis zehn. Alles blieb ruhig. Sie tastete nach dem Stemmeisen, atmete einmal tief durch. Mit der Pistole im Anschlag schlüpfte sie durch das Tor, sah aus den Augenwinkeln Angula links hinter einem großen Topf kauern, aus dem ein Bäumchen mit glänzenden dunkelgrünen Blättern aufragte. Ein Gummibaum, dachte sie, als ob das wichtig wäre, und rannte über die Platten der Einfahrt zur Garage, drückte ihren Rücken gegen das Tor. Rechts schloss sich das Wohnhaus an. Zwei Meter weißverputzte Mauer und dann eine breite Fensterfront, hinter der sich – wenn sich Clemencia recht erinnerte – Oshivelos Wohnküche befand. Die Eingangstür lag ums Eck.
    Angula reckte den verbundenen Arm aus der Deckung. Es sah aus, als winke ein Ertrinkender um Rettung, hieß aber wohl nur, dass alles in Ordnung war. Clemencia deutete mit dem Kopf nach rechts. Gebückt lief Angula bis zum Haus vor. Sie standen nun beide mit dem Rücken zur Wand, hatten die Pistolen gezückt. Zwischen ihnen war die Fensterfront.
    «Wir gehen hier rein», flüsterte Clemencia. Sie steckte die Waffe in den Hosenbund, schob sich an der Mauer vor, packte das Stemmeisen mit beiden Händen. Angula sicherte. Unter der Wucht von Clemencias Schlag zerplatzte die Scheibe. Scherben klirrten nach innen, dann war es wieder still. An die Mauer geschmiegt, sahen Clemencia und Angula einander an. Herrgott, warum rührte sich da nichts? Warum schoss niemand? Warum knatterte keine Kalaschnikow los?
    «Da ist keiner», flüsterte Angula. Hatte Clemencia doch nicht recht gehabt? Gönnte sich Oshivelo bloß irgendwo einen zusätzlichen Urlaubstag? Clemencia

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