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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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schrecklichen Ort.« Sie begann auf spanisch »Ave Maria« zu beten.
    »Ich will auch nicht sterben«, schrie Jon-Tom sie in wütender Hilflosigkeit an.
    »Das ist alles gar nicht wahr«, sagte sie benommen. »Das ist alles nur ein Traum.«
    »Tut mir leid, Flor«, rief er ihr mitleidlos zu. »Das habe ich schon hinter mir. Es ist kein Traum. Bis jetzt hast du dich prächtig amüsiert, erinnerst du dich?«
    »Es war alles so wundervoll«, flüsterte sie. Sie weinte nicht, aber es war ihr anzusehen, welche Kraft sie das kostete. »Unsere Freunde, die Suche, auf der wir sind, die Nacht in Polastrindu, als wir dich retteten... Das war alles so, wie ich mir diese Dinge immer vorgestellt habe. Aber von unwissenden Eingeborenen ermordet zu werden, paßt nicht dazu. Können sie uns wirklich umbringen?«
    »Ich glaube schon. Und ich glaube, wir werden wirklich sterben, und wirklich begraben werden, und wirklich von den Würmern gefressen werden. Wenn wir hier nicht rauskommen.« Er sah zu Clodsahamp hinüber, aber der Hexer konnte nur entschuldigend die Augen schließen.
    Wir brauchten nur den Knebel in Clodsahamps Mund zu lockern, wenn sie anderweitig beschäftigt sind, überlegte er sehnsuchtsvoll. Irgendein Zauberspruch, und wenn es nur einer wäre, der sie ablenkt, würde schon reichen.
    Aber die Mimpa waren zwar unzivilisiert, aber eindeutig keine Narren, und lange nicht so unwissend, wie Caz glaubte. Als die Nacht hereinbrach, ignorierten sie alle ihre Gefangenen bis auf Clodsahamp, der sorgfältig bewacht wurde.
    Gegen Mitternacht wurden sie alle zum Mittelpunkt einer ausgelassenen Feier gemacht: Aus dem Gras wurde mit winzigen Äxten eine kreisrunde Lichtung geschnitten, und die Gefangenen wurden in der Nähe ihres Zentrums auf einem stinkenden, grobkrümeligen Untergrund abgelegt.
    Flor rümpfte die Nase und versuchte durch den Mund zu atmen. »Mierda... womit haben sie den Boden hier bestreut?«
    »Ich denke, es ist getrockneter, zermahlener Echsendung«, sagte Caz besorgt. »Ich fürchte, er wird mir meine Strümpfe ruinieren.«
    »Teil der Zeremonie?« Jon-Tom hatte sich an sonderbare Gerüche gewöhnt.
    »Ich glaube es handelt sich um mehr als das, mein Freund. Es scheint das Wachstum der Gräser einzuschränken. Eine wirksame, wenn auch übelriechende Methode.«
    Kleine, kreisförmig angelegte Feuer wurden in unangenehmer Nähe der Gefangenen entzündet. Jon-Tom hätte die folgende Feier wegen ihrer barbarischen Pracht und Begeisterung genossen, wäre da nicht der Umstand gewesen, daß er eines der Schlachtopfer sein sollte.
    »Du sagst, daß sie uns ihren Göttern darbringen wollen«, sagte er zu Caz und kämpfte darum, sowohl Zuversicht als auch klares Denken zu bewahren. »Was für Götter haben sie?« Er dachte dabei an die geschmeidigen, langgliedrigen Raubtiere, die ihnen eine Zeitlang durch das Grasland gefolgt waren.
    »Davon habe ich bis jetzt keine Vorstellung, mein Freund.« Der Hase schnüffelte geringschätzig. »Wie auch immer, ich bin sicher, daß es eine für einen Ehrenmann deprimierende Art und Weise des Sterbens sein wird.«
    »Geht es denn anders?« Selbst Mudge hatte seine normalerweise nicht zu unterdrückende Frohnatur verloren.
    »Ich hatte gehofft«, erwiderte der Hase, »im Bett zu sterben.« Mudge stieß einen schrillen Pfiff aus, und seine Lebensgeister kehrten ein wenig zurück, »'türlich, Kumpel. Warum 'abe ich daran nicht gleich gedacht? Diese ganze üble Situation 'at mir meine Denkpfade kreuzweise verdreht. Und es geht nicht allein mir so, würde ich sagen.«
    »Hast du nicht allein deine Gedanken verdreht, oder willst du nicht allein sterben?« fragte Caz lächelnd.
    Der Otter stieß wieder einen Pfiff aus, der diesmal in ein Lachen überging, in das Caz einfiel.
    »Ich bin froh, daß jemand das hier für komisch hält.« Talea starrte die beiden böse an.
    »Nein«, sagte Caz leiser. »Ich glaube überhaupt nicht, daß das komisch ist, Feuerkopf. Aber unsere Hände und Füße sind gefesselt, ich kann mich mit keiner Salbe aus unseren Vorräten versorgen, obwohl ich überall Schrammen und Prellungen habe. Da ich also nichts gegen die Beschädigungen meines Körpers tun kann, versuche ich die Seele zu behandeln; Lachen ist sehr gut dafür.«
    Jon-Tom sah, wie sie sich von dem Hasen abwandte; im Schein der vielen Feuer leuchtete ihr Haar noch roter. Sie schien in sich zusammenzusinken, und er spürte unwillkürlich das Verlangen, den Arm auszustrecken und sie zu trösten.
    Die

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