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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Situationen, in denen man Einblick in die Persönlichkeit anderer bekommt, sind schon sonderbar, dachte er. Talea, hatte er den Eindruck, schien im ganzen Leben nicht viel Grund zum Lachen zu finden, oder tatsächlich überhaupt irgendwelche Freude. Erst wunderte er sich darüber, doch dann wurde ihm klar, daß Elan und Energie nicht notwendigerweise Glück und Freude widerspiegeln. Sie tat ihm leid.
    Du kannst dir genausogut selbst leid tun, erinnerte ihn eine innere Stimme. Wenn du diesen pygmäischen Paranoiden nicht bald entkommst, wird dir niemand mehr leid tun können.
    Da es unmöglich war, die Hände aus den Fesseln zu ziehen, schlängelte er sich durch den Kreis und versuchte, ein Felsstück zu finden, das scharf genug war, um die Stricke an ihm durchzuscheuern. Aber der Boden war dick und lehmig, und er stieß nur auf ein paar Kiesel.
    Da er nichts finden konnte, versuchte er, die Schnüre geduldig mit den Fingernägeln zu zersägen. Die festen Fasern schienen nicht im mindesten nachzugeben. Schließlich sank er durch die Anstrengung in einen erschöpften, unruhigen Schlaf

IV
    Es war Morgen, als Jon die Augen wieder aufschlug. Rauchfäden trieben von den glimmenden Lagerfeuern in den wolkigen Himmel, flohen den immer noch bewuchslosen Kreis wie gelangweilte Gespenster.
    Wieder wurden die Tragstangen eingesetzt, und er spürte, wie er vom Boden gehoben wurde. Flor hing neben ihm, und die anderen folgten. Wie zuvor war die Reise nur kurz, nicht mehr als dreihundert Meter, dann befanden sie sich in der Mitte eines zweiten Kreises, der genauso stank wie der erste.
    Eine ansehnliche Menge hatte sich zum Zuschauen versammelt. Die Stangen wurden entfernt. Mimpa stellten sich um die sechs reglosen Körper auf. Fröhlich plappernd arrangierten sie ihre Gefangenen in einem Kreis, die Oberkörper aufgerichtet, die Beine nach außen weisend, wie die Speichen eines Rades. Ihre Arme wurden aneinander gebunden, so daß niemand sich bewegen oder hinlegen konnte, ohne auf seine fünf Kameraden einzuwirken. Ein großer Pfosten wurde herangeschleppt und energisch zwischen den Gefangenen in den Boden gerammt, die dann mit ihren Schultern an ihn gebunden wurden.
    Die Mimpa überzeugten sich, daß der Pfosten sicher verankert war, und entfernten sich dann, aufgeregt plappernd und auf eine Weise gestikulierend, die Jon-Tom gar nicht gefiel.
    Trotz der Kühle des Winters, des wolkenbedeckten Himmels, und obwohl er seinen Umhang nicht trug, schwitzte er. Er arbeitete an den Fesseln, bis seine Nägel abgebrochen waren und seine Handgelenke bluteten - und erreichte nichts.
    Zu allem Überfluß bemerkte er, daß das Gras um sie herum noch feucht vom Regen der vergangenen Nacht war und daß seine Füße fast genau nach Norden wiesen. Clodsahamp versuchte angestrengt, etwas zu sagen, konnte sich aber wegen seiner Knebel nicht verständlich machen.
    »Jedenfalls können wir unsere Beine bewegen«, hob Jon-Tom hervor, zog seine gefesselten Füße hoch und rammte sie in den Boden.
    »Sie haben uns tatsächlich in einer exzellenten Verteidigungsposition arrangiert«, stimmte ihm Caz zu. »Unsere Rücken sind geschützt. Wir sind nicht völlig hilflos.«
    »Wenn irgendeine von diesen Nulpen sich zeigt, wird sie herausfinden, was für Beine ich habe«, meinte Flor grimmig und probierte selbst einige Tritte aus.
    »Glückliche Nulpen«, kommentierte Mudge.
    »Ein komisches Denken hast du, Otter. La cabeza bizarro.« Flor zog die Beine an und stieß sie noch einmal heftig vor. »Das erste von diesen Raubtierviechern, das mir zu nahe kommt, wird ein paar Zähne verlieren. Oder an meinen Füßen ersticken.«
    Jon-Tom stieß seine Füße ebenfalls noch einmal nach außen und empfand die Verschwendung von Energie als befriedigend.
    »Vielleicht sind sie wie Haie und haben empfindliche Nasen. Vielleicht wenden sie sich sogar gegen die Mimpa, weil sie die für eine leichtere Beute halten.«
    »Möglich«, sagte Caz, »aber ich glaube, wir verlieren uns alle in Wunschdenken, Freunde.« Er wies mit dem Kopf auf die murmelnd zuschauenden Nomaden. »Offensichtlich haben sie keine Angst vor dem, worauf sie warten. Das läßt meines Erachtens auf einen höchst hartnäckigen und kurzsichtigen Widersacher schließen.«
    Das war richtig, überlegte Jon-Tom, denn falls mit dem Auftauchen eines wilden Fleischfressers gerechnet werden mußte, war unverständlich, daß die Mimpa in nächster Nähe blieben. Sie schienen entspannt und erwartungsvoll, kaum

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