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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ängstlicher als Schulkinder auf einem Ausflug.
    Welche Art von verschlingendem »Gott« erwarten sie?
    »Hört ihr nicht?« Bei Taleas unsicherer Frage wurden alle still. Gleichzeitig steigerte sich das erwartungsvolle Gebaren der versammelten Mimpa.
    Dann ging es los. Jon-Tom spannte sich an und zog die Beine hoch. Er würde treten, bis er nicht mehr treten konnte, und falls eines von diesen Raubtieren ihn zwischen die Fänge bekam, würde er Flors Vorschlag folgen und ihm seine Beine in den Rachen schieben, bis es erstickte. Sie würden nicht ohne Kampf davonkommen, und wenn sie alle gut zusammenarbeiteten, hatten sie vielleicht sogar eine kleine Chance, sie zu verjagen.
    Unglücklicherweise ging es aber gar nicht um die Rachen ihrer Feinde.
    Sich gegen den Pfahl stemmend, konnte Jon-Tom gerade über den wogenden Rand des Grases sehen. Doch alles, was er entdecken konnte, war eine Ansammlung blaurot getönter Blumen. Es dauerte einige Minuten, bis er bemerkte, daß sie sich bewegten.
    »In welcher Richtung ist es?« fragte Talea.
    »Dort, wo du die Geräusche hörst.« Jon wies mit dem Kopf nach Norden. »Da irgendwo.«
    »Kannst du es schon sehen?«
    »Ich glaube nicht.« Die Blüten wurden weiterhin größer.
    »Alles, was ich bis jetzt sehen kann, sind Blumen, die näher zu kommen scheinen. Camouflage oder eine Schutzfärbung vielleicht.«
    »Ich fürchte, daß es sich wahrscheinlich um etwas Handfesteres handelt.« Caz' Nase zuckte jetzt rasch und heftig. Clodsahamp stieß einen erstickten, drängenden Laut hervor.
    »Ich fürchte, Tritte werden uns nichts helfen«, fuhr der Hase niedergeschlagen fort. »Sie haben uns offensichtlich in den Weg eines Marschier-Porpruts gesetzt.«
    »Ein was?« Flor sah ihn verständnislos an. »Klingt wie 'ne geplatzte Rohrleitung.«
    »Ein Vergleich, der der Wahrheit näherkommt, als du erwarten dürftest, Nachtmähne.« Caz grinste bedauernd. »Wie du nur zu bald feststellen wirst, fürchte ich.«
    Sie hörten auf, gegen ihre Fesseln zu kämpfen. Gleichzeitig wuchs das erwartungsvolle Gemurmel der Mimpa zu einem wilden Crescendo an. Die Geschöpfe hüpften auf und ab, schlugen mit ihren Speeren und Keulen auf den Boden und deuteten frohlockend von den Opfern zu den Blumen.
    Flor sackte zusammen, erschöpft von ihren Befreiungsversuchen. »Warum machen sie das mit uns? Wir haben ihnen doch nie etwas getan.«
    »Das Denken der Primitiven funktioniert nicht nach denselben Ursache-und-Wirkung-Prinzipien, die unser Leben beherrschen.« Caz schniefte, seine Ohren hingen schlaff herab, die Nase war in ständiger Bewegung. »Ja, es muß ein Porprut sein. Wir müßten es bald sehen können.«
    Ober dem hysterischen Schreien und Heulen der Mimpa wurde jetzt ein anderes Geräusch vernehmbar. Es war ein leiser, prasselnder Laut, wie kleine, unter Schritten zerbrechende Zweige, oder Regen, der heftig auf ein Holzdach trommelt, oder hundert Mäuse, die Mörtel verzehren. Am meisten erinnerten sie Jon-Tom aber an Leute in einem Theater, die schweigend zusahen und Popcorn aßen. Eßgeräusche waren es.
    Das Schwertgras im Norden begann zu rascheln. Fasziniert und entsetzt versuchten die Gefangenen, angestrengt hinter das Grün zu sehen.
    Plötzlich tauchte über den dünnen Halmen des Grases dunklere Vegetation auf. Auf den ersten Blick sah sie aus wie irgendein Getreide, aber jeder der sich schlangenartig windenden, olivfarbenen Stengel besaß einen winzigen, runden Mund mit feinen, haarigen Zähnen. Diese Münder nagten am Schwertgras. Sie aßen langsam, aber es gab Dutzende. Die Halme wurden so systematisch vertilgt, als arbeite sich ein grüner Mähdrescher durch die Landschaft.
    Diese ineinander verwickelten, auf schreckliche Weise lebendigen Stengel gingen über in ein bräunlichgrünes Labyrinth verwobener Stiele, Stengel und Knoten. Darüber erhoben sich wunderschöne Pseudoorchideen in Rosa und Hellblau.
    An der Basis der Masse langsam vordringender Vegetation war eine Armee fedriger weißer Wurmgestalten aktiv, die sich tief in den Boden gruben. Ununterbrochen tauchten aus dem Gewirr neue auf und preßten sich wie Tausendfüßlerbeine in das Erdreich. Vermutlich zogen sich andere im Verlauf des Vordringens der Kreatur hinter dieser wieder aus dem Erdreich.
    »Von so einem Tier habe ich noch nie etwas gehört«, sagte Talea angewidert.
    »Es ist kein Tier. Zumindest glaube ich das nicht«, murmelte Jon-Tom. »Ich glaube, es ist eine Pflanze. Eine Gemeinschaftspflanze, ein mobiles,

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