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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Und einen Wagen mit Gespann. Ich riskiere mein Leben für zweiundzwanzig Nachkommen. Ich riskiere mein Leben, weil ich nie in meinem Leben einen Auftrag abgelehnt habe. Ohne meinen guten Ruf bin ich nichts. Ich mußte euer Angebot annehmen, verstehst du.«
    Er schwenkte das Steuerruder ein wenig nach Backbord. Das Boot schwenkte leicht den Bug und glitt noch weiter in die Mitte des Stroms hinein.
    »Geld und Stolz«, sagte Flor. »Das ist es eigentlich nicht wert, sein Leben dafür zu riskieren.«
    »Dann kannst du dir also bessere Gründe vorstellen.«
    »Darauf kannst du wetten, Rana. Verdammt viele, die weniger unwürdig sind als deine.« Dann begann sie, ihm den Beweggrund für ihre Reise zu erklären.
    Bribbens war nicht zu überzeugen. »Ich ziehe Geld vor, danke.«
    Gut, daß Falameezar nicht mehr bei ihnen war, überlegte Jon- Tom. Er und ihr Bootsführer befanden sich an entgegengesetzten Seiten des weltanschaulichen Spektrums. Natürlich, mit Falameezar hätten sie der Dienste Bribbens' nicht bedurft. Überrascht stellte er fest, daß er den Drachen trotz seiner sturen, unpassenden politischphilosophischen Anschauungen vermißte.
    »Junge Menschenfrau«, sagte Bribbens schließlich, »du hast deine romantischen Vorstellungen, und ich habe meine. Ich helfe dir dabei, deine Bedürfnisse zu befriedigen, und das ist alles, was du von mir bekommen wirst. Jetzt halte den Mund, mir mißfällt lautstarkes Geplapper, besonders von romantischen Frauen.«
    »O ja, tatsächlich?« Flor machte Anstalten aufzustehen. »Wie würde es dir gefallen...«
    Der Frosch wies mit einem Ruck seiner Schwimmhauthand auf das Südufer. »Es ist nicht weit bis zu der Böschung dort, und du siehst nach 'nem ziemlich guten Schwimmer aus - für einen Menschen. Ich denke, du kannst es ohne Probleme schaffen.«
    Flor wollte ihre erboste Erwiderung fortsetzen, begriff aber und nahm ihren Sitz in der Nähe des Bugs wieder ein. Sie kochte vor Wut, blieb jedoch vernünftig. Es war Bribbens' Spiel, und sie waren gezwungen, es nach seinen Regeln zu spielen. Aber das hieß nicht, daß es ihr gefallen mußte.
    Der Schiffer paffte unablässig an seiner Pfeife. »Interessante Gruppe von Passagieren, ungewöhnlicher als der Durchschnitt.« Er klopfte den Tabakrest aus, setzte das Steuerruder fest und stopfte seine Pfeife aufs neue. »Wundert mich, daß ihr euch bis jetzt nicht gegenseitig umgebracht habt.«
    Es war sonderbar, sinnierte Jon-Tom, stromabwärts zu fahren und doch auf Berge zu zuhalten. Flüsse verliefen normalerweise umgekehrt. Vielleicht floß der Sloomazayorle-Weentli in eine bis jetzt unsichtbare Schlucht. Wenn ja, versprach ihre Reise durch die Berge dramatisch zu werden.
    Zweimal mußten sie das Zeltdach aufbauen, das an der Reling befestigt war, um den Nachtregen abzuhalten. Bribbens ließ das Boot in diesen Fällen an einem sicheren Landeplatz auf das Ufer gleiten. Dort warteten sie die Nacht ab, während Regentropfen auf das niedrige Dach trommelten. Wenn dann die Sonne aufstieg und die Wolken beiseite schob, wurde das Boot wieder rasch, aber sanft in den freundlichen Sog des Flusses zurückgebracht.
    Jon-Tom hatte die Höhe von Zaryts Zähnen bis zum dritten Tag ihrer Reise nicht richtig eingeschätzt. An dieser Morgen gelangten sie zwischen die ersten Ausläufer des Gebirges. Der Fluß schnitt seinen Weg hartnäckig durch die welligen Reihen der grünbewachsenen Hügel. Verglichen mit den Bergen waren sie nicht mehr als Warzen.
    Hier und da ragten mächtige Granitzacken aus Bodenkrume und Unterholz. Sie kamen Jon-Tom wie die Fingerspitzen lang begrabener Giganten vor. Der Fluß strömte jetzt gleichmäßig dahin, ohne durch Schnellen unterbrochen zu werden, so eilig, als sei er begierig, die auf ihm Reisenden rasch zu irgendeinem unerwarteten Ziel zu befördern.
    Mehrere Tage vergingen, die Hügel wurden größer, felsiger, zeigten zunehmend weniger Bewuchs, und sie stießen auf keinerlei Spuren, die auf irgendwelche Bewohner dieser selbst an wilden Tieren armen Gegend hindeuteten.
    Einmal trieben sie an einem bevölkerten Strand vorbei: Eine Gruppe Einhörner vergnügte sich am Wasser. Hengste und Mähren bildeten einen schützenden Halbkreis um die Fohlen, die schnaubend im Wasser herumhüpften und planschten.
    Als die Reisenden vorüberglitten, wieherte oder rief ihnen eine der Mähren etwas Unverständliches zu.
    Das Boot trieb um eine Biegung, und seine Passagiere hörten nur noch das von den Hügeln zurückgeworfene Echo,

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