Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
Bootslampen zischend durch die Luft schoß und mit den Höhlenformationen Fast-Karambolage spielte. Manchmal verließ er - sehr zu Clodsahamps Mißvergnügen und Besorgnis - für viele Stunden das Boot, um dann, unfehlbar von seinem natürlichen Sonar geleitet, doch zu ihnen zurückzukehren.
    »Wunderschön«, murmelte Jon-Tom, als er die vorübergleitenden Formen betrachtete. »Es ist unvergleichlich schön.«
    Talea stand neben ihm und sah zu den dunklen Öffnungen, die von der Haupthöhle abzweigten. Manchmal reichten diese gähnenden Öffnungen direkt bis zum Flußrand.
    »Komische Vorstellungen von Schönheit hast du, Jon-Tom. Mir gefällt es überhaupt nicht.«
    »Menschen haben nicht dasch geringschte Höhlenverschtändnisch«, sagte Pog, der über ihnen dahinflatterte, einem Schnauben. »Dasch ischt allesch an euch verschwendet, auscher bei dem Bannschänger da, und dasch ischt eine Wahrheit!«
    »Was kann ich dafür, wenn ich Licht der Dunkelheit und Freiheit dem Eingeschlossensein vorziehe?« entgegnete Talea.
    »Amen«, sagte Flor inbrünstig.
    Die beiden Frauen waren mit ihren Gefühlen allerdings nicht allein. »Ich glaube, mir gefällt es in Flüssen besser« sagte Mudge eines Morgens. »Zumindest weiß man da, wc man ist, wa?« Er deutete mit einem Schwenken des rechter Arms auf die Dunkelheit einer großen, unbeleuchteten Seitenöffnung. »Mach mir gar nichts aus der Gegend 'ier. Bin noch nicht bereit, begraben zu werden.«
    »Aberglaube«, murmelte Clodsahamp verärgert. »Der Fluch der Zivilisation.«
    Ihr Bootsführer blieb bei all dem so gelassen, als würde er vertraute Gewässer befahren.
    »Hat dieser Ort einen Namen?« fragte ihn Jon-Tom, während er einen Klumpen azurblau leuchtender Pilze am Ufer betrachtete.
    »Nur in der Legende.« Bribbens blickte einen Moment zur Seite. Eine unmöglich lange Zunge schoß hervor und fing etwas, das Jon-Tom nur als huschendes Phantom eines glitzernden, transparenten Körpers mit Flügeln wahrnahm.
    Der Frosch schmatzte abschmeckend mit den Lippen. »Keine Farbe, aber das Aroma ist nicht schlecht.« Er wies mit einer umfassenden Kopfbewegung auf die Höhle. »In den Geschichten und Legenden der Flußleute ist das hier als der Schlund der Erde bekannt.«
    »Und wohin führt der?« fragte ihn Flor.
    Bribbens zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Euer hartschaliger Mentor glaubt, daß er sich über einen großen Teil des Weges durch die Berge erstreckt. Vielleicht hat er recht. Ich ziehe jedenfalls vor zu glauben, daß wir dort heraus kommen werden, anstatt, sagen wir, im Bauch der Erde.«
    »Das klingt nicht sehr nett.« Talea, die in der Nähe stand, fummelte am Heft ihres Messers herum, als könne sie damit die sie umgebende Dunkelheit einschüchtern.
    Oder was sonst immer dort draußen sein mochte...

VII
    Sie begannen zu glauben, daß sie die Fahrt durch die Zähne (oder zumindest bis zum Ende des Flusses) ohne Mißgeschick abschließen würden. Lange Tage müßigen Dahintreibens, das Boot im glatten, sanften Griff der Strömung hatten ihre durch die Erzählungen der Flußanwohner erweckten Ängste eingelullt.
    Pog, dessen Gehör weit feiner war als das der anderen, bemerkte das Geräusch als erster.
    »Klingt schiemlich schräg«, erklärte er auf ihre Frager »aber es ischt eindeutig die Vorschtellung, die irgend mand von einem Lied hat. Dasch heischt, esch ischt auch mehr alsch ein irgend jemand.«
    »Das kann ich mit Bestimmtheit bestätigen.« Caz' lange Ohren waren aufmerksam auf das nördliche Ufer gerichtet Sie zuckten kontrapunktisch zu seiner schnuppernder Nase.
    Es dauerte mehrere Minuten, bis die anderen nach und nach ebenfalls das hörten, worauf ihre Kameraden so angespannt lauschten. Es war ein rhythmisches Steigen und Fallen, leicht und ätherisch, wie es ein reiner Frauenchor vielleicht hervorbringen konnte. Eindeutig Musik, aber nichts, das als Worte erkennbar war.
    Es wurde gelegentlich von kurzer lebhafter Modulation unterbrochen, die wie Gelächter klang. Jon-Tom konnte Gefallen an den sonderbaren Melodien finden, aber das Gelächter sagte ihm ganz und gar nicht zu.
    Bribbens unterbrach ihr Lauschen, sein Ton war ruhig wie immer, aber diesmal auch ungewöhnlich drängend. »Das Ruder reagiert nicht korrekt.«
    Tatsächlich trieb das Boot beständig auf das nördliche Ufer zu. Dort gab es einen schmalen Kiesstrand und Felsen - kein besonders guter Landeplatz. Die Muskeln unter der feuchten Haut des Schiffers spannten sich an, als er

Weitere Kostenlose Bücher