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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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kämpfe! Man kann mit diesen Wesen nicht diskutieren, und ich habe das Gefühl, daß wir dieses Boot nie wiedersehen werden, wenn wir erst einmal von ihm herunter geschafft sind.« Er zog sich in seinen Panzer zurück und verwirrte damit seine Möchtegern-Bezwinger. Lauter als die Rufe der Bootsverteidiger und der Singsang ihrer schrecklich gleichgültigen Angreifer erklang jetzt eine Wiederholung jenes bedrohlich düsteren Stöhnens in tiefstem Baß. Es war eindeutig näher, dachte Jon-Tom und verdoppelte seine Anstrengungen, das Deck von den gespenstischen Gestalten zu befreien.
    Er schwenkte das Keulenende seines Stabes im großen Bogen hin und her und hackte unterschiedslos Köpfe, Arme und Beine ab. Die Singer brachen wie getrockneter Lehm, aber für Dutzende von Zerstückelten kamen unzählige unbekümmerte Duplikate nach, die immer noch ihren unheimlichen Choral leierten.
    »Bring uns raus in die Strömung!« Talea versuchte, die weißen Körper vom Bug fernzuhalten.
    Während Mudge ihn gegen zupackende Hände abschirmte, legte Bribbens das Steuerruder zurück an seinen Platz. Und obwohl er sich so stark dagegen stemmte, wie er konnte, und obwohl die Strömung ihnen zugutekam, konnten sie sich nicht vom Ufer entfernen.
    Jon-Tom beugte sich über den Bootsrand und begann, die Körper auf der Wasserseite zu entfernen. Von hinten zogen weiße Hände an ihm, aber Flor war schnell zu Stelle, schwang ihren Streitkolben und mähte die bleichen Gestalten nieder.
    Jon schwang seinen Keulenstab in weitem Bogen. Jedesmal, wenn er einen Kopf beschädigte oder vom Rumpf trennte, stellte der dazugehörige Körper einfach sein Schieben ein und sank unter Wasser. Ein paar Schädel tanzter auf den leichten Wellen und trieben stromabwärts wie künstlicher Schaum.
    Das Singen dauerte an, unbeeinträchtigt durch das blutlose Gemetzel. Das tiefe, gewaltige Stöhnen wurde lauter, begann den Chor zu übertönen. Ein paar Felsbrocken lösten sich aus dem Höhlendach und fielen herab.
    Schließlich waren so viele Körper beseitigt, daß das Boot wieder in den Fluß hinaustreiben konnte. Wie ein Termitenstrom marschierten die weißen Singer weiter auf das Wasser zu. Wenn es ihnen bis zur Brust reichte, begannen sie langsam hinter dem Boot her zu schwimmen.
    Schwer atmend lehnte sich Jon-Tom gegen die Reling und stützte sich zusätzlich auf seinen Stab. Alle diejenigen Schwimmer, die das Boot ursprünglich auf den Uferstreifer gedrückt hatten, waren aus dem Weg geräumt. Jetzt, da sie wieder in der Mitte des Stroms waren, hielt sie die Strömung weit vor ihren kläglichen Verfolgern.
    »Ich begreife nicht, was...«, sagte Jon-Tom zu dem Bootsführer, aber Bribbens hörte nicht zu. Er setzte plötzlich das Steuerruder fest und holte Paddel aus den Halterungen längs der Reling.
    »Paddel, Mann! Paddel um dein Leben!«
    »Was?« Jon-Tom blickte sich um und erwartete am Ufer die Horde der Singer zu sehen, die ungeschickt über die Felsen ins Wasser stolperten.
    Statt dessen sah er etwas, das ihm den Schrei, den er eigentlich ausstoßen wollte, in der Kehle ersterben ließ und in jenen sonderbar erstickten Laut verwandelte, den wahres Entsetzen hervorbringt. Eine gewaltige, glühend graue Masse erfüllte das Höhlenufer hinter ihnen. Sie reichte fast bis an die Decke. Dort, wo sich größere Felsformationen erhoben, floß die graue Substanz darüber oder drum herum und zeigte so eine Konsistenz, die einerseits wolkig, andererseits wie die von Schmalz war. Ihr Stöhnen dröhnte durch die gesamte Hölle und wurde von den entfernten Wänden zurückgeworfen.
    Bis auf zwei enorme pulsierende hellrosa Augen sah das Ding aus wie von zähem Schleim überzogener Nebel. Die Augen starrten dem winzigen fliehenden Schiff und den auf seinem Deck erstarrten Gestalten lidlos hinterher.
    Teile seiner Flanken waren in ständiger Bewegung. Diese Schleimsektionen glitten auf den Boden zu und nahmen dabei das inzwischen vertraute fahle Weiß an. Wie die Eier eines gigantischen Insekts fielen sie torkelnd auf Fels und Kies. Dort rollten sie aus und erhoben sich auf frisch gebildeten Beinen. Gleichzeitig teilte sich ein Abschnitt ihrer glatten Gesichter, und eine neue Stimme vereinte ihren Gesang mit dem schrecklich lieblichen ihrer Duplikate.
    Irgend etwas schlug Jon-Tom hart gegen den Magen. Er sah das Hartholzpaddel, das Bribbens ihm hinhielt. Der Frosch ging mit wildem Blick zu seinen anderen Passagieren und händigte ihnen ebenfalls zusätzliche Paddel

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