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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Arsch!« Der Gehilfe des Hexers flatterte angestrengt, erhob sich probehalber vom Deck und stieg bis zum rechten Stützholm des Segels. Dort hängte er sich hin, die Schwingen immer noch zum Trocknen ausgebreitet.
    »Na, nun sei nich' so, Kumpel«, sagte der Otter, während er seine Kappe ordentlich über die Ohren zog und die Feder glattstrich. »Es war nötig. Du warst kaum bereit, freiwillig mit zu kommen, weißt du.«
    Pog sagte nichts weiter. Der Otter hob die Achseln und überließ den verstimmten Eleven seinem Groll.
    Jon-Tom knöpfte seine Hose zu, und während die anderen sich weiter anzogen, nahm er sich einen Moment Zeit, um ihre neue, außergewöhnliche Umgebung zu inspizieren.
    Er hörte ein dumpfes Dröhnen wie von einem entfernten Güterzug. Es brummte unablässig in den Ohren und lief als sanfte Vibration durch den Körper. Sein erster Gedanke war, daß sie sich in einem schwach beleuchteten Tunnel befanden. Und in gewisser Weise waren sie das auch.
    Das Boot hing sicher an den Ankern. An beiden Seiten ragten hohe, feuchte Ufer auf, übersät von Moosen und Pilzen. Daß es keine normalen Flußufer waren, bewies das sonderbare Verhalten der größeren Gewächse, die sich an sie klammerten. Diese Farne und Kriechpflanzen schickten ihre Wurzeln sowohl nach oben als auch nach unten - in beide dahinströmenden Flüsse.
    Oben hing ein niedriger silbergrauer Himmel: die Unterseite des oberen Flusses. Jon-Tom schätzte die Entfernung zwischen den beiden Strömen auf etwa zehn Meter. Der Mast des Bootes fand bequem Platz unter dem flüssigen Dach.
    Wie die beiden Wasserläufe flossen, ohne aufeinander zu treffen, ohne zusammen zu stürzen und den Luftraum zwischen sich auszufüllen, war ein interessantes Stückchen Physik - oder vielmehr Magie, korrigierte er sich.
    »Den leichten Teil haben wir hinter uns.« Bribbens zog den Buganker an dessen kleiner Winde hoch.
    »Den leichten Teil?« Jon-Tom hörte den Bootsführer nur sehr undeutlich, er hatte immer noch Wasser in den Ohren.
    »Ja. Dieser Abschnitt des Sloomazayorle-Weentli ist bekannt. In seinem unteren Teil weniger befahren, aber doch bekannt.« Bribbens deutete mit seiner Schwimmhauthand über den Bug. Vor ihnen verschwand der Doppel-Fluß in der Dunkelheit.
    »Für das, was vor uns liegt, gilt das nicht.«
    Jon-Tom ging nach vorn und half dem Schiffer bei der Winde.
    »Danke«, sagte Bribbens, als sie fertig waren.
    Eine kräftige Brise blies Jon-Tom entgegen. Sie kam aus der vor ihnen liegenden Schwärze, lag kühl auf seinem Gesicht und trocknete sein langes Haar. Er schauderte leicht. Der Wind kam aus dem Innern des Berges. Das wies auf einen bemerkenswerten Leerraum hin.
    Hier gab es keine mit Wasser vollgesogenen Baumtrümmer, die ihre Weiterreise verhinderten. Im unteren Fluß gab es keine mundähnliche Öffnung, vor der sich Stämme und Äste stauten.
    Als sie den zweiten Anker gelichtet hatten und das Boot wieder flußabwärts trieb, ging Bribbens zu einem wasserdichten Kasten, der in das Deck eingelassen war. Er enthielt öllaternen und Fackeln, die aufgehängt oder in Löcher gesteckt und entzündet wurden.
    Der Wind zerrte an den Fackelflammen, blies sie aber nicht aus. öllicht flackerte freundlich in konischen Glaslampen.
    »Warum hast du es uns nicht erklärt?« fragte Flor den Schiffer, während sie sich die schwarze Mähne zurückschob.
    Bribbens deutete auf Clodsahamp, der an der Reling lehnte.
    »Er schlug in meiner Hütte vor, euch nichts zu sagen, er meinte, das sei das Beste.«
    Jon-Tom und Flor sahen Clodsahamp fragend an.
    »Das stimmt, Kinder.« Der Hexer deutete auf das fließende Silberdach. »Von dort bis hier ist es eine gewisse Fallstrecke. Ich war mir weder über die genaue Entfernung noch über eure möglichen geistigen Reaktionen auf ein derart sonderbares Tauchmanöver im klaren. Ich dachte, es sei das Beste, nicht ins Detail zu gehen. Ich wollte euch keine Angst machen.«
    »Wir hätten keine Angst gehabt«, erklärte Flor sehr bestimmt.
    »Vielleicht«, stimmte ihr der Hexer zu, »aber es bestand keine Notwendigkeit, es zu riskieren. Wie du sehen kannst, sind wir hier alle sicher und unbeschädigt gelandet und setzen unsere Reise fort.«
    Von der Gestalt im rechten Stützholm prasselte eine gemurmelte Obszönität nach unten.
    Sie wurden durch ein doppeltes lautes Platschen unterbrochen. Ihre Blicke richteten sich nach Steuerbord, wo drei große, barschähnliche Fische himmelwärts gesprungen waren. Sie hatten

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