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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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aus.
    Dann war er zurück an seinem Platz und ruderte wie besessen.
    »Paddelt, verdammt noch mal! Paddelt!« schrie er ihnen zu.
    Endlich bewegten sich Jon-Toms Füße. Er beugte sich über den Bootsrand und stieß sein Paddel in das dunkle Wasser des Flusses. Durch die unglückliche Stellung und die schlechte Kraftübertragung war es eine ziemliche Schinderei, aber er arbeitete, bis seine Kehle vor Trockenheit schmerzte und sein Herz die Brust zu sprengen drohte.
    Während Pog sich hinter seinen Flügeln verbarg und als zitternder Tropfen an der Rah hing und Clodsahamp dastand und beobachtete, beobachtete und murmelte, unterstützten Talea, Flor, Caz und Mudge die Anstrengungen Jons.
    Doch auch der Schrecken, der am Uferstreifen trunken hinter ihnen hertaumelte, verstärkte seine Bemühungen: Ein dicker grauer Scheinarm wuchs aus dem schieferfarbenen wandelnden Berg und griff über den Fluß. Nur wenige Meter vom Heck des fliegenden Schiffes entfernt schlug er heftig auf die Wasseroberfläche. Denn trotz seiner verschwommenen Schrecklichkeit war das Monster nur allzu real. Alle an Deck wurden von einem kräftigen Wasserschwall durchnäßt.
    Schwarze Fast-Augen glitzerten feucht, während weiße larvenähnliche Gebilde weiter aus dem pulsierenden Haufen des Ungetüms heraustropften. Jon-Tom runzelte die Stirn. Irgend jemand hatte, das widerhallende Gedröhn übertönend, etwas gesagt. Jon sah zu Clodsahamp hinüber.
    »Die Massawrath.« Der Hexer hatte bemerkt, daß Jon-Tom ihn anstarrte, und den Namen wiederholt. »Ich habe sie in Visionen geschaut, mein Junge, in Trancen erahnt und vermutet, aber ihre Lagerstatt ausfindig zu machen... Ist sie nicht gleichermaßen entsetzlich wie einzigartig? Erkennt ihr nichts davon wieder?«
    Wiedererkennen...? Ist Clodsahamp verrückt geworden? ging es Jon durch den Kopf. Oder wir alle? Oder könnte es sein, daß... daß...
    Er zögerte. Denn trotz ihres völlig fremden Äußeren war tatsächlich etwas Vertrautes an der Erscheinung.
    Wieder schlug der Scheinarm nach ihnen. Mit einem stöhnenden Krachen riß er direkt neben Clodsahamp ein Stück aus Reling und Deck. Der Hexer hatte sich instinktiv in seinen Panzer zurück gezogen und war mehrere Meter bugwärts gerollt. Dort streckte er wieder Kopf und Glieder hervor und kämpfte sich auf die Füße, während Bribbens noch kräftiger ruderte und lautlos das Grauen verfluchte, das sie verfolgte.
    Mehrere, nur teilweise ausgebildete Gestalten waren vom Ende des Scheinarms gefallen. Sie lagen, leicht mit den unfertigen Gliedern zuckend, auf dem Deck. Unter ihnen war ein Kopf, der keinen richtigen Körper hatte, und ein Rumpfunterteil, der sich zur Brust hin verjüngte.
    Jon-Tom begann mit seinem Paddel die ekligen Gebilde über die Bordkante zu stoßen. Das letzte hielt sich an ihm fest; es hatte Arme, aber keine Beine. Er war gezwungen, es zu berühren. Irgendwie gelang es ihm, seinen Brechreiz zu unterdrücken und es von seinen Beinen zu zerren. Das weiße, gummiartige Fleisch war kalt wie Eis. Er hob es hoch und wuchtete es über die Reling, der kraftlose Griff der bleichen Hände glitt an seinen Armen hinunter. Es platschte hinter dem Heck ins Wasser, während die Massawrath sich über Felsbrocken und Stalagmiten dicht hinter dem davonrasenden Boot am Ufer entlangbuckelte und geistlos brabbelte und stöhnte.
    »Wenn der Fluß enger wird und uns in Reichweite des Ufers bringt, sind wir verloren«, sagte Talea mit hoher, nervöser Stimme, während sie sich mit dem langen Paddel abmühte.
    »Was ist es?« Jon-Tom wischte sich die Hände an der Hose ab, aber die feuchtkalte Klebrigkeit des toten Fleisches ließ sich nicht entfernen. Er nahm sein. Paddel und stieß es wieder ins Wasser.
    »Die Massawrath«, erwiderte Clodsahamp. Daß er über das Deck gerollt war, hatte ihm offensichtlich keinen Schaden zugefügt. »Sie ist die Mutter der Alpträume. Dies ist ihre Lagerstatt, ihr Heim.«
    Jon-Tom versuchte, nicht zu dem eilig voran buckelnden grauen Schleim hinüber zu sehen. Tropfen aus geronnenem Weiß leckten weiter als lebendiggewordener Pudding von den gewaltigen Flanken herab, stellten sich auf ihre Beine und marschierten zum Wasser. Sie hörten mit ihrer Verfolgung nicht auf, blieben weiterhin etwa zwanzig Meter zurück - sie hatten nicht die Muskelkraft (falls sie Muskeln besaßen), das Boot einzuholen. Eine Armee der bleichen Singer drängte sich um die Basis der Massawrath, marschierte mit ihr voran, einige von ihnen wurden

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