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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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einen Wasserfall, sondern vier. Zwei krachten back- und steuerbord hinunter, und der vierte lag genau vor ihnen. Alle waren genauso breit und ungeheuerlich wie der Sturzbach, den das Boot gerade hinter sich gelassen hatte. Vier gewaltige Kaskaden verschmolzen über dem Abgrund und stürzten in eine verborgene Unendlichkeit, die Höllentrunk genannt wurde.
    Das Boot schwankte, und alle griffen nach einem festen Halt. Sie hatten die Mitte des Trunks erreicht und waren auf den Strudel aus Wasser und hochgeschleuderter Luft gestoßen, der dort wirbelte. Das kleine Schiff drehte sich einmal, zweimal, dreimal herum und wurde von den Zentrifugalkräften des Strudels nach außen getrieben. Dann trieb es stetig weiter über den Abgrund.
    Der gegenüberliegende Wasserfall kam näher. Der Bug berührte das Wasser, der Kiel glitt hinein. Sie segelten jetzt gegen die Strömung flußaufwärts. Der Wind aus dem Trunk blies jetzt von achtern.
    Clodsahamp lehnte sich plötzlich gegen die Reling. Seine Hände fielen herunter, und seine Stimme schwankte. Das Boot wurde langsamer. Einen schrecklichen Moment lang glaubte Jon-Tom, der natürliche Wind würde nicht reichen, Clodsahamps magisch erzeugten zu ersetzen. Doch Bribbens gelang es, ihre Vorwärtsbewegung aufrecht zu erhalten. Nach und nach gewannen sie an Geschwindigkeit, bis die furchterregende röhrende Melodie der Wasserfälle zu einem sanft brummenden Echo geworden war. Sie reisten jetzt stromaufwärts, den Wind stetig im Rücken. Der gleiche lumineszierende Bewuchs wie zuvor bedeckte Teile von Höhlenwänden und decke. Sie waren in einer unterirdischen Kammer gleich der, die sie hinter sich gelassen hatten.
    Innerlich völlig erschöpft beugte Jon-Tom sich über die Reling und blickte nach achtern. Die letzten Sprühnebel waren jetzt in der Entfernung verschwunden. Hier wartete kein Massawrath-Klon, um sie anzugreifen.
    Es hätte auch keinen Zweck gehabt. Nie wieder würde sie ihre Kinder aussenden können, um den Schlaf auch nur eines der Reisenden heimsuchen zu können. Nachdem sie den fahlweißen Erscheinungen direkt ausgesetzt gewesen waren, waren alle auf dem Boot jetzt gegen Alpträume immunisiert. Jemand, der die Mutter der Alpträume geschaut hat, kann nicht durch ihre Knechte erschreckt werden.
    Clodsahamp hatte sich auf das Deck sinken lassen. Dort saß er und rieb sich das rechte Handgelenk. »Ich bin außer Form«, murmelte er, an niemanden speziell gerichtet. Er wandte sich dem Mast zu. Pog war immer noch um eine der Seitenstreben gewickelt.
    Jetzt löste er sich langsam, sein malariahaftes Zittern erstarb, und er flüsterte fragend: »Schalben, Meischter? Paschten oder Emuischionen für Ihren Arm, vielleicht eine blaue Pille für den Kopf?«
    »Geht es Ihnen gut?« Jon-Tom sah bewundernd zu dem erschöpften Hexer hinunter.
    »Es wird, Junge«, antwortete er heiser und fuhr an seinen Famulus gerichtet fort: »Ein wenig Salbe, ja. Keine Pille für den Kopf, aber ich werde eine von den grünen für meine Kehle nehmen. Fünf Minuten ununterbrochenen Beschwörens!« Er seufzte schwer und sah wieder Jon-Tom an.
    »Merke es dir, mein Junge: die größte Gefahr für einen Zauberer ist nicht mangelndes Wissen, nicht das Einsetzen der Senilität oder solche Vergeßlichkeit wie die, zu der ich jetzt neige. Es ist Kehlkopfentzündung.«
    Dann schwärmten alle glücklich um ihn herum. Nur der unerschütterliche, gelassene Bribbens nicht. Der Bootsführer blieb auf seinem Posten, die Augen konzentriert über den Bug und den Fluß gerichtet. Sie hatten das Boot seinen Händen überlassen, und er den ihren die Gratulationen.
    Später fand Mudge Jon-Tom am Bug sitzend, wo er trübsinnig nach vorn starrte. Der kräftige Rückenwind hob sein Cape an, das er um die hochgezogenen Knie geschlungen hatte. Die Duar lag in seinem Schoß, und er zupfte unzusammenhängend an den Saiten, während vielfarbige Formationen glimmend vorbei zogen.
    »'ee, was, Kumpel?« sagte der Otter besorgt und beugte sich über ihn. »Was ist denn? Diese Massawtschoderwasimmer liegt jetzt 'inter uns und verfolgt uns nicht mehr.«
    Jon-Tom schlug einen weiteren Akkord an, lächelte schwach zu dem Otter hoch und sagte: »Ich habe es verpatzt, Mudge.« Als der ihn weiter irritiert ansah, fügte er hinzu: »Ich hätte dasselbe machen können wie Clodsahamp, aber ich kam einfach nicht auf die richtige Musik.« Er sah auf die Duar. »Nicht eine einzige passende Melodie fiel mir ein, nicht einmal ein Akkord. Wenn

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