Die Stunde des Tors
Es wartet viel Arbeit auf mich.« Er wandte sich um und schritt auf kurzen, kräftigen Beinen aus dem Raum. Jon-Tom sah ihm bewundernd nach; der Marder war jemand, den er gerne näher kennen lernen würde.
Nach einer peinlichen Pause nahmen die Stadträte ihre Debatte wieder auf. »Nun, wenn General Aveticus sich bereits so ohne weiteres entschieden hat...«
»Das ist richtig«, sagte der Kolibri, der summend über dem Tisch stand. »Unsere Entscheidung wurde für uns getroffen. Nicht durch diese Leute« - Jon-Tom war sich nicht ganz sicher, ob er mit einer schnellen Flügelbewegung auf ihn und die anderen gedeutet hatte - »sondern durch den General. Ihr wißt alle, wie konservativ er ist.
Jetzt, da wir festgelegt sind, darf es keine Zwietracht geben. Wir müssen wie ein Kopf und ein Körper handeln, um der Gefahr zu begegnen.« Er stieg ein wenig höher.
»Ich werde das Luftkorps von der Entscheidung in Kenntnis setzen, damit wir unsere Operationen mit denen der Landstreitkräfte koordinieren können. Ich werde außerdem die Botenfalken mit der Nachricht in die Warmlande aussenden, daß die Gepanzerten wieder einmal auf dem Marsch sind, stärker und gieriger als je zuvor. Diesmal, Brüder und Schwestern, werden wir sie so schwer schlagen, ihnen eine solche Niederlage bereiten, daß sie sich in tausend Jahren nicht davon erholen werden!«
Worte der Zustimmung und ein paar Hochrufe schallten durch die Ratskammer. Ein besonders lauter Jubelschrei kam von dem Wolfsjungen, das die Pergamentrollen bediente. Der Schreiber sah es tadelnd an, und der Gehilfe kümmerte sich wieder um seine Arbeit, während Millevoddevareen durch ein geöffnetes Fenster sehr schnell davonschoß.
»Es scheint, daß euer Appell erreicht hat, was ihr beabsichtigt habt«, sagte die Zieselin leise und zupfte sich an den Wimpern; ihre Edelsteine an Hals und Fingern blitzten auf. »Zumindest bei den militärisch Denkenden unter uns. Die ganze Welt wird auf euren Alarmschrei reagieren.« Sie schüttelte den Kopf und lächelte grimmig. »Möge der Himmel euch helfen, wenn die Vorhersage sich als nicht völlig zutreffend herausstellen sollte.«
»Ich kann nur sagen, Madame, daß ich mich in dieser Angelegenheit gerne täuschen würde.« Clodsahamp verbeugte sich vor ihr, soweit sein Körperbau das zuließ.
Als die Räte von ihren Sitzen aufstanden, kam es zu einem allgemeinen Händeschütteln und Schulterklopfen. Dabei fiel ein Großteil ihres pompösen und offiziellen Gehabes von ihnen ab.
»Diesmal machen wir die schleimigen Bastarde endgültig fertig!«
»Hab da keine Sorgen... wird 'n guter Kampf!«
Es gab sogar eine gegrunzte Zustimmung vom Bürgermeister, der immer noch darüber verärgert war, daß General Aveticus nicht auf die Entscheidung des Rates gewartet hatte, bevor er die Mobilisierung anordnete. Aber daran konnte er jetzt nichts mehr ändern. Und bei den Beweisen, die Clodsahamp so bildhaft geliefert hatte, war er auch nicht sicher, daß er das überhaupt wollte.
»Sie werden uns unverzüglich unterrichten, sobald Sie von irgendwelchen Veränderungen bei den Gepanzerten erfahren«, sagte er zu Clodsahamp.
»Selbstverständlich.«
»Dann verbleibt nur die Frage einer neuen und vielleicht eleganteren Umgebung für Sie, bis die Zeit zum Marschieren da ist. Zur Unterbringung diplomatischer Gäste stehen uns einige Pensionen zur Verfügung. Ich nehme an, das wird Sie zufriedenstellen. Aber ich weiß nicht, was wir mit Ihrem großen flammenspeienden Freund tun können, da er sein Quartier unhöflicherweise niedergebrannt hat.«
»Wir werden uns um ihn kümmern«, versicherte Jon-Tom dem Bürgermeister.
»Ja, bitte tun Sie das.« Wuckel Dreistreif gewann ein wenig von seiner bürgermeisterlichen Haltung zurück. »Insbesondere, da er die einzige wirkliche Gefahr ist, derer wir sicher sind, seit Sie hier aufgetaucht sind.«
Damit wandte er sich der angeregten Unterhaltung zu, die einige der zurückgebliebenen Ratsmitglieder führten.
Zurück im Hauptgang des Rathauses nahmen sich Jon-Tom und Mudge die Zeit, Clodsahamp zu gratulieren.
»Jawohl, das war 'ne wirklich feine Vorstellung, Chef«, sagte der Otter bewundernd. »'Immel, sie 'ätten ein paar von den fetten Gesichtern se'en sollen, als sie diese Käferarmee auf sie losgelassen 'aben!«
»Sie haben erreicht, was Sie wollten«, schloß sich Jon-Tom an. »Die Armeen der Warmlande werden auf die Gepanzerten vorbereitet sein, wenn sie über den Jo-Troom-Paß
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